Anhörung vor GerichtMutmasslichem Trump-Attentäter wird illegaler Waffenbesitz vorgeworfen
Der festgenommene Ryan R. wird vor Gericht beschuldigt, illegal eine Waffe besessen zu haben. Laut dem Secret Service sei Donald Trump nie im direkten Blickfeld des Verdächtigen gewesen.
Der mutmassliche Attentatsversuch auf Donald Trump in Florida hat im ohnehin explosiven US-Präsidentschaftswahlkampf für neuen Zündstoff gesorgt. Der republikanische Kandidat warf seiner demokratischen Kontrahentin Kamala Harris sowie Amtsinhaber Joe Biden am Montag vor, mit ihrer Rhetorik die Gewalt gegen ihn angezettelt zu haben. Der festgenommene Verdächtige, ein entschiedener Unterstützer der Ukraine im Krieg gegen Russland, wurde in einer ersten Anhörung vor Gericht wegen illegalen Waffenbesitzes beschuldigt.
Trump war bei dem mutmasslich geplanten Anschlag auf ihn am Sonntag nie im direkten Blickfeld des Schützen. Dieser habe auch keine Schüsse auf Trumps Personenschützer abgegeben, bevor er geflohen sei, sagte Ronald Rowe, der amtierende Chef des Secret Service am Montag. Rowe sagte weiter, er habe mit Trump gesprochen und dieser wisse auch, dass er im höchsten Masse geschützt sei. Die Tatsache, dass der bewaffnete Verdächtige im Gebüsch an Trumps Golfplatz in West Palm Beach entdeckt wurde, zeige dass die jüngsten Schutzmassnahmen Wirkung zeigten. Das Secret Service habe einen Plan erarbeitet, um Trump beim Golfspielen zu schützen. «Und dieser Plan hat funktioniert», sagte Rowe.
Der Verdächtige hatte fast zwölf Stunden in einer Baumreihe am Rande des Golfclubs ausgeharrt und dort offenbar auf Trump gewartet. Das geht aus den Standortdaten vom Handy des Verdächtigen hervor, die das FBI auswertete. FBI-Agent Jeffrey Veltri sagte, die Ermittlungen seien immer noch im Gange und es gebe noch keine eindeutige Bestätigung, dass der Verdächtige allein gehandelt habe.
Trump beschuldigt seine politischen Gegner
Der Angreifer habe «die Rhetorik von Biden und Harris geglaubt und danach gehandelt», sagte Trump Fox News Digital. «Ihre Rhetorik führt dazu, dass auf mich geschossen wird», warf Trump dem Präsidenten und seiner Vizepräsidentin vor, ohne dies näher zu begründen. Der wegen seiner rüden Rhetorik berüchtigte Rechtspopulist ist bekannt dafür, seinerseits das politische Klima regelmässig mit provokanten und polemischen Äusserungen anzuheizen.
Trump und Harris hatten sich am Sonntag erleichtert darüber geäussert, dass Trump bei dem Vorfall unversehrt blieb. «Gewalt hat keinen Platz in Amerika», erklärte Harris, die bei der Präsidentschaftswahl am 5. November gegen Trump antritt.
Bundesrichter erhebt zwei Vorwürfe gegen Ryan R.
Die US-Behörden identifizierten den festgenommenen Verdächtigen als den 58-jährigen Ryan R. US-Medien berichteten, R. arbeite als Bauunternehmer auf Hawaii und habe ein längeres Vorstrafenregister. Demnach äusserte er sich regelmässig in Onlinenetzwerken zu aktuellen politischen Themen, darunter auch mit Kritik an Trump.
Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte sich der mit einem Gewehr bewaffnete 58-Jährige am Sonntag am Rande des Golfplatzes von Trump in Palm Beach im Gebüsch versteckt, während der Ex-Präsident dort Golf spielte. Beamte des Secret Service entdeckten den Eindringling und eröffneten das Feuer. Zunächst gelang ihm die Flucht, doch wurde er später festgenommen.
Bei der Gerichtsanhörung am Montag wurde R. beschuldigt, als Vorbestrafter illegal eine Schusswaffe besessen zu haben. Ferner wurde ihm zur Last gelegt, dass die Waffe eine unleserliche Seriennummer hat. Auf den ersten Vorwurf steht eine Höchststrafe von 15 Jahren Haft, beim zweiten sind es fünf Jahre. Während der kurzen Anhörung beantwortete R. ein paar Fragen mit Ja, verhielt sich aber ansonsten ruhig. Er betrat den Saal gekleidet in einen blauen Häftlingsoverall. An Händen und Füssen war er gefesselt.
Am 23. September soll bei einer weiteren Anhörung über eine Kaution entschieden werden. Am 30. September könnte dann die Anklageerhebung folgen, wenn die Staatsanwaltschaft diese Vorwürfe bis dahin zu offiziellen Anklagepunkten macht.
Während des Termins am Montag sagte der Verdächtige, er gehe einer Arbeit nach und verdiene in etwa 3000 Dollar im Monat, habe aber keine Ersparnisse. Auch über Immobilien oder andere Wertgegenstände verfüge er nicht, bis auf zwei Autos, die beide in Hawaii stehen. R. sagte, er habe auch einen 25 Jahre alten Sohn, den er finanziell unterstütze.
Ryan R. hat fast zwölf Stunden in der Nähe des Golfplatzes zugebracht, bevor er dort am Sonntag vom Secret Service entdeckt wurde. Standortdaten seines Handys zeigten, dass er sich von 1.59 Uhr nachts bis 13.31 Uhr nachmittags in einer Baumreihe rund um den Golfplatz von Trump in West Palm Beach aufgehalten hatte. Die Standortdaten waren Teil von Ermittlungsergebnissen, die am Montag vom zuständigen Gericht öffentlich gemacht wurden.
Ermittlungen wegen «versuchten Mordschlages»
Die US-Bundespolizei FBI ermittelt wegen eines «versuchten Mordanschlags». Der Verdächtige hatte sich wenige hundert Meter entfernt von Trump postiert, was nach Einschätzung des örtlichen Sherrifs Ric Bradshaw mit einem Gewehr und Zielfernrohr «keine grosse Entfernung» war. Nach dem Vorfall wurden Fragen laut, wie sich der Mann zunächst ungehindert in Sichtweite des Ex-Präsidenten aufhalten konnte.
«Wir müssen uns fragen, wie erneut ein Attentäter so nahe an Präsident Trump herankommen konnte», sagte etwa die republikanische Kongressabgeordnete Elise Stefanik. Sie forderte «eine deutliche Erklärung dafür, was in Florida passiert ist».
Biden fordert mehr Mittel für den Secret Service
Der Secret Service, der für den Schutz amtierender und ehemaliger Präsidenten zuständig ist, war nach dem ersten Versuch eines Mordanschlags auf Trump am 13. Juli im Bundesstaat Pennsylvania massiv in die Kritik geraten. Damals hatte bei einer Wahlkundgebung in der Kleinstadt Butler ein Mann mehrere Schüsse auf Trump abgegeben, was der 78-Jährige nur um Haaresbreite überlebte. Die damalige Secret-Service-Chefin Kimberly Cheatle trat daraufhin zurück, mindestens fünf Beamte wurden beurlaubt.
Präsident Biden sagte am Montag, der Secret Service müsse verstärkt werden. «Eines möchte ich klarstellen: Der (Secret) Service braucht mehr Hilfe, und ich denke, der Kongress sollte auf seine Bedürfnisse reagieren», sagte Biden in Washington. «Ich denke, wir brauchen mehr Personal.»
AFP/DPA/sas/fal
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