Vereiteltes Attentat auf TrumpWas über den Verdächtigen Ryan R. bekannt ist
Der mutmassliche Täter war den Behörden bereits vor dem versuchten Attentat auf Donald Trump bekannt. Auffällig ist zudem, dass Ryan R. im Februar 2022 nach Kiew gereist ist und früher Trump-Unterstützer war.
US-Medien haben nach eigenen Angaben den Mann identifiziert, der am Sonntag in Florida nach einem mutmasslichen Attentatsversuch gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten festgenommen worden ist. Personenschützer von Donald Trump hatten auf einem Golfplatz in Palm Springs das Feuer in Richtung eines bewaffneten Mannes eröffnet, der sich in einem Gebüsch versteckt hielt. Der Mann hat selbst keinen Schuss abgefeuert Er flüchtete und wurde später 70 Kilometer entfernt an einer Autobahn festgenommen.
Beim Verdächtigen handelt es sich um den 58-jährigen Ryan R. CNN und CBS berichteten, R. sei ein selbstständiger Bauunternehmer, der in den vergangenen Jahrzehnten bereits mehrmals festgenommen worden sei. Er habe sich im Internet regelmässig zu Politik und aktuellen Ereignissen geäussert und dabei auch Trump kritisiert. Dabei stechen vor allem seine proukrainischen Ansichten heraus.
R.s letzte Adresse ist in Hawaii angegeben, aber den grössten Teil seines Lebens hat er in North Carolina verbracht, wie aus seinen Vermögensunterlagen hervorgeht. Laut seinem Linkedin-Profil hat er an der North Carolina Agricultural and Technical State University studiert und 1998 seinen Abschluss gemacht.
Unterstützung für die Ukraine
Ryan R. setzte sich leidenschaftlich für die Ukraine ein und reiste sogar nach Kiew in der Hoffnung, im Krieg des Landes gegen Russland im Jahr 2022 zu kämpfen. Auf X schrieb er: «Ich komme von Hawaii in die Ukraine, um für eure Kinder und Familien und die Demokratie zu kämpfen. Ich werde kommen und für euch sterben.»
Er forderte Menschen auf, auch solche ohne militärische Kenntnisse, für die Ukraine zu den Waffen zu greifen, und bot an, sie mit Militäreinheiten zusammenzubringen. Er wurde von mehreren Nachrichtenorganisationen interviewt, unter anderem von der AFP, der «New York Times» und «Semafor». Die AFP interviewte ihn Ende April bei einer Demonstration in Kiew. «Putin ist ein Terrorist, dem ein Ende gesetzt werden muss», sagte er damals. Dem Sender CNN zufolge äusserte sich R. auch kritisch über Trump, der stets behauptet, er könne den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden beenden.
Der rumänische Journalist Remus Cernea, welcher Ryan R. in der Ukraine mehrmals interviewte, beschreibt ihn als «idealistischen» Mann. Er sei von Ryan R.s Beteiligung an dem Vorfall überrascht gewesen. Laut Cernea war R. frustriert, dass nicht mehr Menschen der Ukraine zu Hilfe gekommen waren.
Gemäss CNN hatte Ryan R. zudem wiederholt dazu aufgerufen, Taiwans Verteidigung gegen China zu verstärken, und gehofft, eine Fremdenlegion nach dem Vorbild der Ukraine aufzustellen. R. ist auf einer Website namens Taiwan Foreign Legion als «International Volunteer Center Coordinator» aufgeführt. CNN hat mehr als ein Dutzend Personen kontaktiert, die ebenfalls auf der Website aufgeführt sind. Mehrere sagten jedoch, sie hätten noch nie von der Gruppe oder ihren Aktivitäten gehört. Einige hatten noch nie von Ryan R. gehört.
Bereits mehrfach festgenommen
Strafregisterauszüge zeigten, dass R.s Probleme mit dem Gesetz bis in die 1990er-Jahre zurückreichten und eine weniger schwerwiegende Anklage wegen des Ausstellens ungedeckter Checks beinhalteten, berichten mehrere US-Medien.
Im Jahr 2002 wurde Ryan R. wegen des Besitzes einer Massenvernichtungswaffe angeklagt, eines schweren Verbrechens, wie aus den Unterlagen des North Carolina Department of Corrections hervorgeht. Laut der «New York Times» handelte es sich bei der Waffe um ein vollautomatisches Maschinengewehr. Die Polizei hatte die Waffe bei einer Verkehrskontrolle in R.s Wagen entdeckt, woraufhin sich R. stundenlang in seinem Haus verbarrikadierte, bevor er festgenommen wurde.
In einem anderen Fall wurde er unter anderem wegen Fahrerflucht, Widerstand gegen die Festnahme und Verstoss gegen das Waffengesetz angeklagt, wie aus den Unterlagen hervorgeht.
Aufruf an den Iran zum Attentat
R. schrieb im vergangenen Jahr in einem selbst veröffentlichten Buch mit dem Titel «Der nicht gewinnbare Krieg der Ukraine» über seine erfolglosen Bemühungen, der Ukraine in ihrem Krieg gegen Russland zu helfen. Zudem äusserte er sich zu mehreren globalen Krisen. Im Buch rief er den Iran zum Mord an Donald Trump auf. «Sie können Trump ermorden», schrieb er. Des Weiteren bezeichnete er Trump als «Idiot», «Possenreisser» und «Narr».
In Anspielung auf seine frühere Unterstützung für Trump schrieb R., dass er einen Teil der Schuld für die Wahl Trumps zum Präsidenten auf sich nehmen müsse. «Aber ich bin Manns genug, um zu sagen, dass ich mich verschätzt und einen schrecklichen Fehler gemacht habe.»
Verdächtiger kritisierte Trump online
Auffällig ist, dass R. sich in der Vergangenheit mehrfach in Onlinediensten kritisch gegenüber Trump geäussert hat. Sein X-Konto, das inzwischen gesperrt wurde, enthielt eine Reihe von Beiträgen über Trump.
«Während Sie 2016 meine Wahl waren, hofften ich und die Welt, dass Präsident Trump anders und besser sein würde als der Kandidat, aber wir alle wurden sehr enttäuscht, und es scheint, dass Sie immer schlimmer werden», schrieb er in einem an Trump gerichteten Post vom Juni 2020. «Ich werde froh sein, wenn du weg bist.»
In mehreren aktuellen Beiträgen bezog er sich auch auf das Attentat auf Trump vom 13. Juli 2024 und schlug vor, dass Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris die Verletzten besuchen und an der Beerdigung des getöteten Besuchers der Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania teilnehmen sollten.
AFP/sas
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