Bürohr – Wirtschaftsnews der WocheNach Partyguide.ch und Tilllate ist nun auch Usgang.ch am Ende
Das «Bürohr» der SonntagsZeitung ist eine Institution. Gerüchte, Possen, Erfolgsmeldungen: Hier lesen Sie, was abseits der grossen Schlagzeilen in der Wirtschaft passiert.
Am Tag danach auf der Internetseite durch die Fotos klicken, um herauszufinden, ob man es in die Bildergalerie geschafft hat: Für alle, die in den frühen 2000er-Jahren Teenager waren, gehörte dies zum Party-Erlebnis dazu. Doch der technologische und gesellschaftliche Wandel hat die früheren Kultportale überrollt. Nach Partyguide.ch und Tilllate ist nun auch Usgang.ch am Ende. Seit Freitag ist die Website nicht mehr erreichbar. Dabei hatte das Portal in seiner wildesten Zeit vom Zürcher Löwenplatz aus in weitere Städte der Schweiz expandiert und Aussenstellen im Tessin sowie in der Westschweiz etabliert. 2006 kaufte Ringier Axel Springer Usgang.ch, wo es der Energy-Gruppe angegliedert wurde. «Schon etwa seit zehn Jahren läuft Usgang.ch nicht mehr so gut. Um nach der Pandemie das Geschäft wieder ankurbeln zu können, wären bedeutende Investitionen nötig gewesen», sagt Pascal Frei, Geschäftsführer von Energy. Deshalb habe man Usgang.ch vorübergehend vom Netz genommen. Von einer definitiven Abschaltung will er lieber nicht sprechen. «Wir prüfen jetzt, ob wir einen Relaunch machen, die Marke verkaufen oder Usgang.ch komplett und für immer beenden», sagt er. Und was geschieht mit den Hunderttausenden prickelnden Fotos? «Diese», so Frei, «speichern wir auf einem sicheren Server.»
Nach Rücktritt als EU-Chefunterhändlerin: Livia Leu hält Vortrag zum Thema «Mehr als Nachbarn – Die Schweiz in Europa»
Livia Leu wirft als Chefunterhändlerin mit der EU den Bettel hin. Kritiker sprechen von einem Personalverschleiss an der Spitze des Aussendepartements. Am gleichen Tag, als der Rücktritt Leus bekannt wurde, landete eine E-Mail in der Inbox vieler Journalistinnen und Journalisten. Die Vereinigung Schweizerischer Unternehmen in Deutschland lädt zum Vortrag von Staatssekretärin Livia Leu ein. Das Thema: «Mehr als Nachbarn – Die Schweiz in Europa». Schlechtes Timing? Nicht unbedingt. Leu wird neue Botschafterin in Deutschland. Daher muss sie ihre Rede für den Anlass womöglich nur leicht umschreiben.
Migros erhält «eine Handvoll» negative Reaktionen auf Genderstern in Imagekampagne
Die Migros verwendet in ihrer neuen Imagekampagne den Genderstern. Warum setzt die Detailhändlerin unter dem neuen Chef Mario Irminger auf das Sonderzeichen, obwohl mehrere Umfragen zeigen, dass viele Schweizerinnen und Schweizer nicht besonders viel davon halten? Die Migros bestätigt auf Anfrage, wegen des Gendersterns «eine Handvoll» negative Reaktionen erhalten zu haben. Doch das seien angesichts der zahlreichen Anfragen zu allen möglichen weiteren Themen nur sehr wenige. Ganz überzeugt scheint die Migros jedoch selbst nicht. Sie hat den Genderstern bei der Alkoholabstimmung letztes Jahr bereits eingesetzt, in ihren Medienmitteilungen verzichtet sie jedoch darauf – im «Migros-Magazin» ebenfalls. Auf dem Stellenportal kommt er mal vor, mal nicht. Ist das die typisch schweizerische Vielfalt? Vielleicht macht die Migros auch hier «meh für d Schwiiz».
Migros startet neue Offensive für Kaffeesystem Coffee B
Apropos Migros: Der jüngst abgetretene Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen musste die Frage in fast jedem Interview beantworten. Wie läuft das Geschäft mit dem Kaffeesystem Coffee B? Man sei zufrieden, im Plan, der Erfolg brauche Zeit, sagte der Westschweizer dann jeweils. Klingt eher nach Zurückhaltung bei der Kundschaft als nach reissendem Absatz. Die Migros versucht regelmässig, das Geschäft mit den Kaffeebällen durch vergünstigte Maschinen anzukurbeln. Jetzt geht der orange Riese noch einen Schritt weiter: Genossenschaftsmitglieder mit Cumulus-Karte bekommen die Maschine für 50 Franken und erhalten dazu noch Kaffeekugeln für 50 Franken geschenkt. Damit gibt es die Maschine eigentlich gratis. Vielleicht gehen dadurch dann wenigstens die zeitweise zahlreich aufgetretenen negativen Onlinebewertungen für die Maschinen zurück. Einem geschenkten Gaul schaut man schliesslich nicht ins Maul.
red
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