Illegale Chats auf WhatsAppMillionenbusse für CS und UBS in den USA
Chatten kommt Grossbanken in den USA teuer zu stehen. Bezahlen müssen auch die Credit Suisse und die UBS, weil sie die Kommunikation verbotenerweise gelöscht haben.
Die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse müssen in den USA erneut Bussen von je 200 Millionen Dollar bezahlen. Die Geldstrafe setzt sich zusammen aus 125 Millionen Dollar, die an die US-Börsenaufsicht SEC zu entrichten sind. Weitere 75 Millionen Dollar müssen die Finanzinstitute an die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) bezahlen. Die Behörde reguliert die Märkte der Finanzderivate in den USA.
SEC wie CFTC werfen den Finanzhäusern vor, deren Händler und Mitarbeitenden hätten sich über Messenger-Apps zu geschäftlichen Angelegenheiten ausgetauscht. Das sei ein schwerwiegender Regelverstoss, da die Unternehmen die Kommunikation in den verschlüsselten Diensten nicht wie vorgeschrieben hätten archivieren können.
Belastende Aussagen gelöscht
Die CFTC nannte zwei Beispiele, wie die Kurznachrichtendienste von Bankmitarbeitern eingesetzt worden waren. So schrieb ein Händler der Bank of America: «Wir benutzen Whatsapp die ganze Zeit, aber wir löschen regelmässig Unterhaltungen.» Demnach wies der Leiter einer Arbeitsgruppe die Händler routinemässig an, Nachrichten auf persönlichen Geräten zu löschen und Signal zu verwenden, auch während der Untersuchung durch die CFTC.
In einem anderen Beispiel löschte ein Händler der japanischen Nomura Holdings Nachrichten, die belastende Aussagen über den Handel enthielten, nachdem die CFTC eine Anfrage zur Aufbewahrung von Dokumenten geschickt hatte.
Bei Stichproben bei der UBS und CS entdeckten die Ermittler der US-Börsenaufsicht Zehntausende von Nachrichten, die Börsenmakler von Januar 2018 bis September 2021 auf inoffiziellen Kanälen verschickt hatten. Es habe so ein ausführlicher Austausch zwischen Kaderleuten, Kunden, externen Beratern und anderen Teilnehmern der Finanzbranche stattgefunden, schreibt die SEC in ihren Verfügungen gegen beide Schweizer Grossbanken.
Diskutiert wurden demnach vor allem Fragen zur Ausgabe von Wertpapieren und anderen Finanzinstrumenten sowie sonstige Handelsgeschäfte.
«Die Pflichten zur Aufzeichnung sind unantastbar.»
«Die heutigen Massnahmen – sowohl im Hinblick auf die betroffenen Unternehmen als auch auf die Höhe der verhängten Strafen – unterstreichen die Bedeutung der Aufzeichnungspflichten: Sie sind unantastbar», sagte Gurbir Grewal, der bei der US-Börsenaufsicht für den Vollzug der SEC-Vorgaben verantwortlich ist.
Wenn es Anschuldigungen wegen Fehlverhaltens gebe, müsse die SEC «in der Lage sein, die Bücher und Aufzeichnungen eines Unternehmens zu prüfen».
Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters teilte die UBS mit, dass das Unternehmen froh sei, die Angelegenheit mit den US-Behörden geklärt zu haben.
Die CFTC sprach Bussen im Umfang von total 710 Millionen Dollar aus. Den höchsten Betrag muss die Bank of America mit 100 Millionen entrichten, auf Cantor Fitzgerald entfallen am anderen Ende 6 Millionen. An die SEC müssen insgesamt 16 Unternehmen rund 1,1 Milliarden Dollar Strafe zahlen.
CS-Aktie auf Rekordtief
An der Börse reagieren die Aktien von CS und UBS zunächst mit weiteren Verlusten. Die Titel der CS gaben vorübergehend gar gut sieben Prozent nach und fielen auf ein neues Allzeittief von knapp 3.70 Franken. Im Tagesverlauf holten beide Aktien die Verluste allerdings auf und schlossen im Plus.
Als seien die Geldstrafen in den USA für die krisengeschüttelte Credit Suisse nicht genug, kehren ihr auch noch zwei Topbanker den Rücken. Es handelt sich um den Co-Leiter des Bereichs Global Banking, Jens Welter, und den Chef der Global Credit Products, Daniel McCarthy, wie die Credit Suisse mitteilt.
Welter wechselt zu Citigroup, wie die US-Bank ankündigt. Er wird dort Co-Leiter Banking der Region Europa, Naher Osten und Afrika.
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