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Nach Glyphosat-Urteil wegen Krebs: Bayer-Aktie stürzt ab

Um dieses chemische Mittel geht es: Roundup vom amerikanischen Produzenten. (Archivbild))
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Das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel Roundup des amerikanischen Produzenten Monsanto hat zur Krebserkrankung eines Klägers in den USA mit beigetragen. Das befand am Dienstag die Jury eines US-Bundesgerichts in San Francisco. Sie musste entscheiden, ob Glyphosat ein «wesentlicher Faktor» für die Erkrankung des 70-jährigen Edwin Hardeman war, der 25 Jahre lang das Mittel Roundup auf seinem Grundstück einsetzte.

Für das zum deutschen Bayer-Konzern gehörende Unternehmen Monsanto handelt es sich um die zweite juristische Niederlage binnen eines Jahres. In einem anderen Prozess im August hatte eine Jury in San Francisco Monsanto zur Zahlung von Schadenersatz an den früheren Schulhausmeister Dewayne Johnson verurteilt. Bayer ist gegen das Urteil zum Fall Johnson in die Berufung gegangen.

Nach dem erneuten Urteil ist die Bayer-Aktie an der Börse in Frankfurt am Main eingebrochen. Das Papier des Konzerns stürzte bei Öffnung der Börse am Mittwochmorgen um mehr als zehn Prozent ab.

Johnson wie auch Hardeman leiden am Non-Hodgkin-Lymphom, einer Krebserkrankung des Lymphgewebes. Beide Kläger setzten Roundup über viele Jahre hinweg ein. Die Jury zum Fall Johnson hatte dem Kläger einen Schadenersatz von 289 Millionen Dollar (255 Millionen Euro) zugesprochen. Eine Richterin befand die Summe jedoch später für übertrieben und reduzierte sie auf 78,5 Millionen Dollar. Mit der Substanz des Urteils befasste sich die Richterin aber nicht.

Auf Antrag von Bayer wurde der Prozess in zwei Phasen geteilt. In der ersten Phase ging es darum, ob Roundup tatsächlich die Krankheit Hardemans verursacht hat. In der zweiten Phase, die am Mittwoch beginnen soll, soll darüber verhandelt werden, ob Monsanto die Risiken kannte, sie verheimlicht hat und wenn ja, ob das Unternehmen für den Krebs des Klägers verantwortlich gemacht werden kann.

Die Umarmung im Tribunal

Hardeman und seine Anwälte umarmten sich, nachdem die Jury ihre Entscheidung verkündet hatte. «Wir sind sehr zufrieden», erklärte die Anwältin Jennifer Moore. Bayer zeigte sich «enttäuscht». Das Unternehmen sei «weiterhin fest davon überzeugt, dass die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse bestätigen, dass glyphosatbasierte Herbizide keinen Krebs verursachen», erklärte das Unternehmen. Gleichzeitig sei Bayer «zuversichtlich», dass die Beweise in der zweiten Phase des Prozesses «zeigen werden, dass Monsantos Verhalten angemessen war und das Unternehmen nicht für die Krebserkrankung von Herrn Hardeman haftbar gemacht werden sollte».

Das US-Unternehmen, das Roundup seit mehr als 40 Jahren auf der ganzen Welt verkauft, führt ins Feld, das Mittel sei bei sachgemässer Anwendung ungefährlich. Hardeman ist hingegen der Ansicht, die Firma habe die von ihrem Herbizid ausgehenden Gesundheitsgefahren verschleiert.

Urteil könnte zum Präzedenzfall werden

Die Entscheidung der Jury in San Francisco ist von besonderer Bedeutung, weil es sich um einen sogenannten «Bellwether»-Prozess handelt. Dessen Ausgang ist zwar nicht rechtlich bindend für die mehr als 11.000 anderen Klagen gegen Bayers US-Tochter Monsanto – der Prozess gibt den anderen Gerichten und Klägern aber Hinweise zu deren Erfolgsaussichten.

Experten und Behörden sind sich uneinig

In der Forschung ist die Frage, ob die in Roundup enthaltene Chemikalie Glyphosat eine krebsauslösende Wirkung hat, allerdings umstritten. Die US-Umweltbehörde EPA und auch die Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland gelangten zu dem Schluss, dass von Glyphosat keine Krebsgefahr ausgeht. Dagegen konstatierte die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) vor drei Jahren, dass Glyphosat «wahrscheinlich krebserregend bei Menschen» sei.

AFP/fal/chk