Nach einer Saison zum VergessenSo viele GC-Spieler – und nur einer ist ein Gewinner
Die Grasshoppers halten sich mit Mühe in der Super League. Über die ganze Saison hinweg enttäuschten vor allem die Stürmer. Das sind die Noten.
Justin Hammel, 23 (Tor, 38 Einsätze) – Note 5,5

Folgte auf André Moreira, den Portugiesen, der bei den Fans so beliebt war. Kein Lautsprecher wie sein Vorgänger und auch kein Spassvogel, aber ein mindestens so guter Goalie. Unumstrittene Nummer 1 bei GC und einziger richtiger Gewinner in diesem Team, das am Ende qualitativ nur ganz knapp genügt für die Super League. Dass GC oft nur 0:1 verlor, lag auch an ihm. Im Fussball-Podcast «Dritte Halbzeit» schafft er es gar ins Team der Saison. Der FC Basel sucht einen neuen Torhüter, Hammel muss ein Thema sein.
Dirk Abels, 26 (Abwehr, 28 Einsätze, 2 Assists): Note 3,5

Eine spannende Figur. An seinem Beispiel lässt sich fragen: Gibt es in der Schweiz so wenige gute Rechtsverteidiger, dass ein Club ihn, einen 26-jährigen Niederländer, holen muss? Manchmal mit guten Läufen nach vorne, aber dann auch mit haarsträubenden Fehlpässen. Vor allem fällt er auf, wenn es darum geht, mit dem Schiedsrichter zu streiten. Sein Vorgänger Bendeguz Bolla war ganz und gar nicht unumstritten, vor allem auf dieser Position. Abels aber ist im Vergleich zum Ungarn ein Rückschritt.
Liam Bollati, 20 (Abwehr, 10 Einsätze): Note 4

Er wäre so ein junger Schweizer Rechtsverteidiger. Ist mutig und hat Offensivdrang, phasenweise scheint er Abels gar verdrängen zu können. Am Ende aber setzen sowohl Bruno Berner als auch Marco Schällibaum auf die Routine des Niederländers. Ist ausgeliehen von Kriens.
Kristers Tobers, 23 (Abwehr, 32 Einsätze, 1 Assist): Note 4,5

Um unter den Sommertransfers 2023 einen GC-Spieler zu finden, der den Erwartungen genügte, braucht es eine grössere Suchaktion. Irgendwann ist dann der grosse und starke Mann aus Lettland Thema, Kristers Tobers erfüllte die Anforderungen. Ein solider Büezer in der Abwehr, von Beginn an Chef in der Viererkette. Redet nicht viel, aber seine wenigen Worte haben Gewicht im Team. Kann ein Führungsspieler werden.
Joshua Laws, 26 (Abwehr, 23 Einsätze): Note 3,5

Wer gegen ihn spielt, muss mit Ellenbogen auf Kopfhöhe rechnen. Extrem unangenehm, teilweise auch unfair, hackt und tritt. Sieht zwar nur drei Mal Gelb, dafür einmal Gelb-Rot und einmal direkt Rot. Der australisch-schottische Doppelbürger aus Düsseldorf ist immerhin Teil der viertbesten (!) Defensive der Liga.
Ayumu Seko, 23 (Abwehr, 39 Einsätze, 1 Tor): Note 4

Leidet zu Beginn der Saison darunter, plötzlich der einzige Japaner zu sein, weil Hayao Kawabe und Teruki Hara den Verein verlassen haben. Das ist seinem Spiel anzusehen, ist oft unkonzentriert und leistet sich grobe Schnitzer. Die Strafe: Er muss im Mittelfeld aushelfen. Gefällt ihm nicht so. Dann aber geht er plötzlich den umgekehrten Weg des Teams: Er steigert sich. Gegen Ende der Saison hin wieder gesetzt in der Viererkette und einmal sogar noch Torschütze, zum ersten Mal in der Super League.
Maksim Paskotsi, 21 (Abwehr, 28 Einsätze): Note 4

Es ist etwas unfair, von ihm wird kaum Notiz genommen. Dabei spielt er fast immer. Heisst: Er fällt auch nicht ab. Kam im Sommer aus der Jugend von Tottenham, das ist eine Ankündigung. Nun verteidigt er zwar nicht gerade wie ein Premier-League-Spieler, schlecht allerdings waren seine Auftritte auch nicht. Insgesamt aber einer dieser typischen GC-Transfers der letzten Jahre, die dann vergessen sind, wenn sie den Verein verlassen. Wobei: Keiner hat einen länger laufenden Vertrag als er, er unterschrieb bis 2026.
Florian Hoxha, 23 (Abwehr, 20 Einsätze, 1 Tor, 1 Assist): Note 4

Einer aus der eigenen Jugend und ein Wadenbeisser. Hat, was Wille und Charakter angeht, durchaus etwas von seinem Captain Amir Abrashi. Einst riss das Kreuzband, darum verlor er ein Jahr in seiner Karriere. Für manche Beobachter die bessere Variante als Théo Ndicka, mit dem er sich um den Platz auf der linken Aussenbahn duelliert. Kürzlich verlängerte er seinen Vertrag bis 2026.
Théo Ndicka, 24 (Abwehr, 30 Einsätze, 1 Tor): Note 3,5

Die Frage ist ja immer, woran die Spieler gemessen werden sollen. Bei Zuzügen ist zwangsläufig der Vorgänger ein Faktor – und das ist bei ihm nun einmal Dominik Schmid. Der Aargauer war Leistungsträger, Führungsspieler und seit dem Aufstieg in die Super League der konstanteste, wenn nicht beste aller GC-Spieler. Solche Ansprüche konnte Ndicka, der zuvor drei Jahre in Belgien spielte, nie erfüllen. War aber auch ein Transfer, der aus der Not geboren war. Kam erst am 29. August – zwei Tage nachdem Michael Kempter einen Kreuzbandriss erlitten hatte.
Amir Abrashi, 34 (Mittelfeld, 39 Einsätze, 2 Assists): Note 4,5

Er wird nie Goalgetter sein, er wird nie der Mann der Assists. Aber er ist einfach … Abrashi. Eine Identifikationsfigur, ein Leader und, das ist positiv gemeint, ein etwas Verrückter. Lebt für das GC-Trikot und hat schon über 200-mal darin gespielt. Und auch wenn plötzlich nur noch 50 Menschen die Spiele von GC schauen würden: Abrashi wäre da, ein anderes Trikot wird er nicht mehr tragen in seiner Karriere. In dieser Saison so fit wie nie seit seiner Rückkehr im Sommer 2021. Das gewinnt noch einmal an Wichtigkeit, weil alle anderen Führungsspieler der letzten Saison den Verein verlassen haben.
Tsiy Ndenge, 26 (Mittelfeld, 33 Einsätze, 8 Tore, 1 Assist): Note 5

Die Frage bei ihm ist immer: Was wäre wenn? Er hat diese Momente, in denen er an Spieler gehobener Klasse erinnert. Das ist dann, wenn er Tempo aufnimmt und mit langen Schritten das Mittelfeld durchquert. Und er hat einen feinen linken Fuss. Aber: Er ist auch oft verletzt. Diese Saison verpasste er sechs Spiele, es war schon weitaus schlimmer, damals in Luzern, als das Knie einfach nicht hielt. Schafft es, als zentraler Mittelfeldspieler bester Torschütze des Teams zu sein, das allein macht ihn schon unverzichtbar.
Tim Meyer, 19 (Mittelfeld, 21 Einsätze, 1 Assist): Note 4

Als die Saison begann, hatte GC noch nicht einmal eine ganze Mannschaft zusammen. Und so standen plötzlich viele junge Spieler mit hohen Nummern auf dem Matchblatt. Einer von ihnen war Tim Meyer. Dieses GC in dieser Verfassung ist für die ganz Jungen aber kein einfacher Ort, um sich zu entwickeln. Dass Meyer die Anlagen für die Super League hat, zeigte er. Er ist begabt am Ball und hungrig.
Giotto Morandi, 25 (Mittelfeld, 35 Einsätze, 7 Tore, 7 Assists): Note 4,5

War schon da, als der GC-Präsident noch Stephan Anliker hiess. 2019 debütierte er in der Super League unter Thorsten Fink, dann wurde er in der Challenge League zum Leistungsträger und kam nach einem Kreuzbandriss wieder zurück. Nun ist er 25 und immer noch da. Es ist wieder so eine Morandi-Saison. Viel Einsatzzeit, einige schöne Momente, aber auch Spiele, in denen er ganz abtauchte. Erst Trainer Schällibaum scheint ihm das Vertrauen gegeben zu haben, das er braucht. Am Ende kommt er immerhin auf schöne 14 Skorerpunkte. Seine sieben Assists reichen in der Super League – Achtung – für Rang 4 in der Rangliste der besten Vorbereiter.
Filipe de Carvalho, 20 (Mittelfeld, 35 Einsätze, 3 Tore, 2 Assists): Note 3,5

Als er ganz zum Ende der Saison gegen Lausanne ran darf, trifft er doch noch zweimal – und dann? Werden beide Tore aberkannt. Dabei braucht dieser junge Spieler solche Erfolgserlebnisse so sehr. Vergibt im Lauf der Saison so manche Top-Chance und leidet darunter. Seine Verunsicherung ist spürbar, dabei hat er einen Speed und eine Technik, die ihn zu einem guten Super-League-Spieler machen könnten.
Pascal Schürpf, 34 (Mittelfeld, 31 Einsätze, 5 Tore, 1 Assist): Note 3

Hat seinen grossen Moment, der ihm niemand mehr nehmen kann. Im Februar schiesst er GC zum Derbysieg und löst damit, verknüpft mit der Ankunft der neuen amerikanischen Eigentümer, Aufbruchstimmung aus. Diese sinkt dann relativ schnell wieder, was mehr mit den Amerikanern als mit Schürpf zu tun hat. Neben Abrashi der grosse Routinier im Team, übersetzt die Ansagen des Captains für die fremdsprachigen Spieler, spielerisch fällt er aber nicht mehr gross auf. Im April wird sein Vertrag automatisch verlängert, weil er eine gewisse Anzahl Einsätze erreichte. Davon weiss bei GC nach der Übernahme durch die Amerikaner offensichtlich niemand ausser ihm selbst.
Awer Mabil, 28 (Angriff, 22 Einsätze, 4 Tore, 4 Assists): Note 4,5

Als die Fans die Spieler der Grasshoppers einmal zu sich beordern, um ihren Unmut zu äussern, redet Abrashi. Es redet auch Ndenge. Und es redet er, Awer Mabil. Das zeigt, dass er ein gewisses Standing hat, obwohl er lange verletzt ausfiel. Der Australier mit der besonderen Geschichte macht auf dem Platz einen guten Eindruck und auch daneben. Schafft es immer wieder, seine Mitspieler mit guten Pässen in Szene zu setzen, und hätte ohne die dreimonatige Verletzungspause zum wichtigen Faktor im Kampf gegen die Barrage werden können.
Francis Momoh, 23 (Angriff, 34 Einsätze, 5 Tore, 2 Assists): Note 3

Ist auch schon eine Ewigkeit dabei, 2019 kam er aus Nigeria. Deutete in dieser Zeit hin und wieder an, dass er ein fantastischer Stürmer sein kann, solche Momente hat er auch in dieser Saison – nur viel zu selten. Am Ende kommt er auf fünf Tore, drei davon schiesst er beim 5:0 gegen Lausanne im Herbst. In der Endphase der Meisterschaft sorgt er dann noch für Aufsehen, weil er sich weigert, gegen Luzern von Beginn an zu spielen. Dies, weil er offenbar nicht will, dass sich sein Vertrag automatisch verlängert. Eine Klausel darin soll besagen, dass das passiert, wenn er eine gewisse Anzahl Einsätze in der Startformation erreicht. Es heisst, sein inoffizieller Berater und früherer Ziehvater bei GC, Veroljub Salatic, versuche, Momoh andernorts unterzubringen. Der FCZ, wo Salatics Freund Milos Malenovic Sportchef ist, ist Thema, Sion ebenfalls.
Bradley Fink, 21 (Angriff, 34 Einsätze, 4 Tore, 2 Assists): Note 3

Sorgt zu Beginn der Saison für eine denkwürdige Szene, als er nach seinem ersten Tor für GC das Logo auf dem Trikot küsst und sich danach auf Instagram dafür entschuldigt. Schliesslich gehört er noch dem FC Basel. Sinnbildlich für seine Saison ist, dass dieser Moment jener ist, der bleiben wird. Das Tor in Winterthur bleibt eines von zwei, das er in über 30 Super-League-Partien für die Grasshoppers erzielt. Das ist eine herbe Enttäuschung.
Dorian Babunski, 27 (Angriff, 31 Einsätze, 4 Tore, 1 Assist): Note 2,5

Schiesst zwar doppelt so viele Tore wie Fink, ist aber auch nicht der Knipser, der GC schon so lange fehlt. Es hat schon seine Gründe, dass zuletzt stets die Mittelfeldspieler Topskorer des Teams waren, Ndenge jetzt, Hayao Kawabe zuletzt. Babunski kommt nie in der Super League an. Als GC im Barrage-Hinspiel vehement den Ausgleich sucht, darf er keine Sekunde auf den Platz, im Rückspiel genauso. Dabei kostete er im Sommer eine halbe Million und gehört zu den Top-Verdienern im Team. Hat so kaum eine Zukunft bei den Grasshoppers.
Asumah Abubakar, 27 (Angriff, 18 Einsätze, 2 Tore): Note 3

Kommt im Winter aus Luzern, wo er auf dem Abstellgleis landete. Ist einer der Lieblingsspieler von Bruno Berner, seit er von diesem in Kriens trainiert wurde. Ähnlich wie Fink ist er zumindest engagiert, zeigt aber hin und wieder, dass ein Verein wie Kriens gar kein schlechter Ort für ihn ist. Verheddert sich immer wieder in seinen Aktionen, sucht lieber den Beinschuss oder das hübsche Dribbling als den schnellen Pass. Im Derby, seinem dritten Match für GC, holt er noch in der ersten Halbzeit Rot wegen einer Tätlichkeit. Reiht sich ein in eine Offensive, die wahrlich nicht für viel Torgefahr sorgte in dieser Saison. Kann am Ende von sich behaupten, GC-Retter zu sein, weil er in der Barrage einen Kopfball von Tobers über die Linie stochert.
Aufgrund von Verletzungen und wenigen Einsätzen nicht bewertet wurden …
… Steven Deana (Tor, 1 Spiel), Manuel Kuttin (Tor, 1 Spiel), Michael Kempter (Abwehr, 5 Spiele), Elvir Zukaj (Abwehr, 2 Spiele), Dijon Kameri (Mittelfeld, 6 Spiele), Oliver Batista Meier (Mittelfeld, 8 Spiele), Meritan Shabani (Mittelfeld, 5 Spiele) und Damian Nigg (Mittelfeld, 3 Spiele) sowie Nigel Lonwijk (Abwehr, 1 Spiel), Renat Dadashov (Angriff, 4 Spiele), Dion Kacuri (Mittelfeld, 7 Spiele), Theo Corbeanu (Angriff, 16 Spiele) und Elmin Rastoder (Angriff, 6 Spiele), die den Verein spätestens im Winter verliessen.
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