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Späte FCB-Niederlage
Trotz brutalem Out: «Das schönste Spiel, das ich je spielen durfte»

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Von all den Bildern dieser Nacht prägt sich dieses eine ganz besonders ein. Im einen Eck des Stadions diese Jubeltraube mit Menschen aus Florenz. Und auf dem restlichen Rasen verteilt elf Basler. Dahingesunken, niedergestreckt, kauernd. Eingefroren in jenem Moment, in dem der Ball zum dritten Mal im Tor des FC Basel gelandet ist. 129. Minute. Aus, fertig, vorbei. Eigentlich müssten sie das Recht haben, jetzt einfach mal liegen zu bleiben.

Aber so ist Fussball nicht. Sie müssen wieder aufstehen und das Ende des Spiels über sich ergehen lassen. Etwas später, als der Traum vom Final der Conference League auch amtlich geplatzt ist, pfeift Heiko Vogel noch einmal alle energisch in den Mittelkreis. Der Basler Trainer und Sportchef versucht positive Gefühle zu wecken, wo nur Leere ist. Er redet vom Stolz, den er verspürt. Davon, dass niemand in Europa dem FCB zugetraut hätte, derart nahe an ein europäisches Endspiel zu kommen.

Aus, fertig vorbei: Andi Zeqiri, Zeki Amdouni und Kassim Adams (v. l.) nach dem Aus in der Conference League.

So beschreibt es danach Wouter Burger. Mitternacht ist schon vorbei, als der Mittelfeldspieler vor die Medien tritt. Welch eine Strafaufgabe, solch eine niederschmetternde Niederlage auch noch öffentlich erklären zu müssen. Aber Burger gelingt ein bemerkenswerter Auftritt. Ehrlich und fern von Floskeln.

Er redet von der enormen Fallhöhe an diesem Auffahrtsdonnerstag. Von Hoffnung, Liebe und enttäuschtem Glauben. «Das war das schönste Spiel, das ich je spielen durfte», sagt der 22-Jährige. Und erzählt in der nächsten Sekunde von seiner «niederschmetterndsten Niederlage».

Basel berauscht sich an seinem FCB

Dieser Halbfinal hat Basel nach langer Zeit wieder einmal Gelegenheit gegeben, sich an seinem Fussballclub zu berauschen. Und die Mannschaft hat das mitbekommen, sie hat es aufgesogen. Burger schildert, wie die Spieler verfolgt haben, dass sich die Basler Innenstadt schon am Nachmittag mit FCB-Fans gefüllt hat. Wie sie die Bilder gesehen haben vom Marsch ihrer Anhänger zum Stadion.

Die Conference League hat diese Spieler, sie hat diesen Club über die ganze Saison immer wieder mit Energiestössen versorgt. Das Elfmeterschiessen gegen Bröndby, die späten Tore gegen Sofia, Bratislava, Nizza und zuletzt in Florenz. Stets mit einem Bein im Abgrund – aber doch immer mit dem guten Ende auf der rotblauen Seite.

Also sind die Basler auch an diesem Abend überzeugt, dass sie es irgendwie schaffen werden. «Wir sassen auf der Bank und waren uns sicher, dass wir ein Elfmeterschiessen gewinnen würden», sagt Burger über die letzten Minuten, die er als ausgewechselter Spieler miterlebt. Aber dann kommt die 129. Minute. Diese verunglückte Abwehr von Andy Pelmard, der Schuss von Antonin Barak mit dem Aussenrist. Das Ende des Märchens. «Wenn du so in letzter Sekunde verlierst, ist das enorm schmerzhaft», sagt Burger, «und es hat auch etwas Surreales.»

«Niederschmetternd, schmerzhaft, surreal»: Wouter Burger fasste die Basler Enttäuschung in Worte.

Bloss muss sich der FCB recht zügig mit der harten Realität auseinandersetzen. Und die heisst statt Final in Prag Siegzwang in der heimischen Liga. Sonst spielt Basel nächste Saison nicht mehr europäisch. Was den Club finanziell in seinen Grundfesten erschüttern würde.

«Jetzt müssen sich die Spieler zusammenraufen», findet darum Präsident David Degen. Und: «Wenn ich ein Spieler wäre, dann würde ich auch nächstes Jahr wieder gerne so eine europäische Kampagne erleben. Dann würde ich Vollgas geben, um das wieder zu erreichen.»

Wie damals nach Middlesbrough?

Doch Degen weiss aus eigener Erfahrung, dass Wollen und Können nicht immer dasselbe sind. 2006 erlebte er mit, wie ein mental und körperlich ausgelaugter FCB nach einem dramatischen Aus im Viertelfinal des Uefa-Cups in Middlesbrough die Meisterschaft an den FC Zürich verspielte.

Woher die aktuelle Ausgabe des FCB die Kraft für den Endspurt mit drei Spielen innerhalb der nächsten zehn Tage finden soll? Wouter Burger ist damit noch überfragt: «Jeder Fussballprofi wird dir sagen, dass der Fokus jetzt auf dem nächsten Spiel liegt. Aber wir müssen jetzt erst einmal zusammensitzen und diese Niederlage akzeptieren.»

Heiko Vogel weiss, dass er derjenige ist, der die Antwort finden muss. Aber nicht in dieser Nacht. Nicht sofort nach dieser Europa-Kampagne, die seinen Baslern «so wahnsinnig viele schöne Momente beschert hat – und heute den bittersten». Ab Freitagmorgen, da will sich der Trainer um die Aufgabe kümmern. Bis dahin bittet er: «Lasst mich noch etwas leiden.»