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Meinung

Kommentar zu Twitter-Deal
Musks Rückzug wäre ein Segen fürs Gemeinwohl

Impulsiver Industriekapitän am Rande des Wahnsinns: Elon Musk.
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BotTalk

Sollte es Elon Musk gelingen, aus seinem Kaufvertrag für den Kurznachrichtendienst Twitter auszusteigen, wäre das eine Katastrophe für den Technologie-Aktienmarkt. Dieser ist sowieso schon angeschlagen, was vermutlich einer der Gründe dafür ist, dass Musk keine 44 Milliarden US-Dollar mehr für einen Kurznachrichtendienst bezahlen will, der seit der Verkündung des Deals im Mai rund 40 Prozent an Wert verloren hat. 

Will man sich in Musk hineinversetzen, dann wäre der Twitter-Deal in bürgerliche Verhältnisse übersetzt in etwa so, als hätte man überstürzt den Kaufvertrag für ein Haus unterzeichnet. Dann aber stellt sich heraus, dass man nicht nur einen neuen Anstrich braucht, sondern auch einen neuen Dachstuhl, dass die Bude auf Sand steht und sich seit dem letzten Unwetter Risse durchs Fundament ziehen. 

Für die Weltpolitik wäre es ein Segen, wenn der Deal platzt. Dann könnte der libertär gesinnte Elon Musk nicht wie angekündigt die Bremsen und Sperren für die radikalen Ränder der öffentlichen Diskurse aufheben.

Auch eine Pleite der Firma im Kielwasser des Verhandlungschaos wäre für den Rest der Welt nicht nur ein Schaden. Twitter gehört zu jenen Plattformen des sogenannten Web 2.0, die ihre Gründer und Konstrukteure schon lange nicht mehr im Griff haben. Angezählt sind die Plattformen sowieso schon. Junge Nutzer bleiben weg, die Regulierungen der EU gefährden das Geschäftsmodell, das amerikanische Parlament sitzt den CEOs im Nacken.

Sein Ausstieg wäre aber nicht nur ein Segen fürs Gemeinwohl. Er wäre in der Logik der Technologiegeschichte ein ganz normales Ereignis. Im Silicon Valley war das «rapid prototyping» immer die verlustreiche, aber bewährte Methode, den Fortschritt anzutreiben. Neue Ideen werden so schnell wie möglich verwirklicht. Scheitern sie, war das der Beweis, dass sie nichts taugten.

Stellt sich nur die Frage, welche Idee sich gerade überlebt. Der impulsive Industriekapitän am Rande des Wahnsinns? Das Web 2.0 mit seinen Monopolplattformen? Oder ein Aktienmarkt, der die Geschicke der Welt bestimmt? Fortsetzung folgt. Vermutlich bald.