Pilotprojekt der VBZJacqueline Badran ärgert sich über Musik im Bus – und erntet Unverständnis
Seit diesem Sommer darf das VBZ-Fahrpersonal während der Arbeit Musik hören. Der SP-Nationalrätin passt das gar nicht. Mit ihrer Meinung steht sie aber ziemlich allein da.
Jacqueline Badran ist die bestgewählte Nationalrätin und begeistert Menschen über die Parteigrenzen hinweg. Doch derzeit erntet die SP-Politikerin in einer Sache gerade wenig Zustimmung.
Die 62-Jährige empörte sich am Samstagnachmittag über einen Busfahrer der Zürcher Verkehrsbetriebe (VBZ) und tat ihren Ärger auf X (vormals Twitter) kund. «Seit wann genau, liebe VBZ, ist es erlaubt, dass im Fahrerstand Heavy Metal bis Ethnogedudel läuft und die Leute im Bus ungefragt mit einem Soundteppich belästigt werden?», schrieb Badran. Ob man je darüber abgestimmt habe, fragt sie. Und: «Absolut niemand ausser dem Chauffeur findet das gut.»
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Die VBZ reagierten auf X nicht auf Badrans Tweet, dafür aber 150 andere Userinnen und User des Kurznachrichtendiensts. Und die allermeisten zeigten wenig Verständnis für die Nationalrätin: «Der Job ist doch trist genug ... da versteh ich das mit dem Sound schon. Auch wenns Radiogedudel ist.» Oder: «Du wirst alt und verbittert.» Andere empfehlen Badran, Kopfhörer zu tragen oder mit dem Chauffeur das Gespräch zu suchen, statt ihrem Frust auf den sozialen Medien freien Lauf zu lassen.
Und auch Parteikolleginnen widersprechen Badran: «Also in Uri hören die Chauffeure auch Musik. Sehe das Problem nicht wirklich», schreibt etwa die Co-Generalsekretärin und ehemalige Zürcher Gemeinderätin Rebekka Wyler. Und Samira Marti, die Baselland im Nationalrat vertritt, schreibt: «Also in Basel war das eine gewerkschaftliche Erfolgsgeschichte.»
Basel erlaubt das Musikhören im Führerstand schon länger
Marti weist darauf hin, dass es die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) bereits 2021 erlaubt hatten, beim Fahren Musik zu hören. Bisher haben die BVB damit gute Erfahrungen gemacht. Und in diesem Frühling haben die VBZ ein entsprechendes Pilotprojekt angekündigt. Demnach dürfen Busfahrerinnen und Trampiloten seit den Sommerferien via einen Bluetooth-Lautsprecher während des Fahrens Musik hören. Die VBZ haben sämtliche Fahrzeuge mit entsprechenden Haltern ausgerüstet.
Erlaubt ist das Musikhören bei begrenzter Lautstärke. Podcasts oder Live¨übertragungen von Sportanlässen dürfen nicht gehört werden. Ausserdem dürfen die Fahrerinnen und Fahrer die Geräte beim Fahren nicht bedienen, und Kopfhörer sind verboten.
Im Gegensatz zu anderen Ländern wie etwa Mexiko ist die Reglementierung des Musikkonsums des Fahrpersonals in Zürcher Bussen noch verhältnismässig streng, wie dieses Video zeigt:
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Beruf soll attraktiver werden
Diese Regelung haben die VBZ zusammen mit ihren Sozialpartnerinnen erarbeitet. Das Ziel war es, den Beruf attraktiver zu machen, denn den Verkehrsbetrieben fehlt es massiv an Fahrpersonal.
Die bisherigen Rückmeldungen der Fahrerinnen und Fahrer auf die neuen Möglichkeiten seien durchwegs positiv, sagt VBZ-Sprecher Oliver Obergfell auf Anfrage. Von Kundinnen und Kunden habe man kaum negative Rückmeldungen erhalten. Die VBZ hätten bisher aber noch keine Auswertung vorgenommen, sagt Obergfell. Das Pilotprojekt läuft noch bis im Sommer des nächsten Jahres. Den Tweet der Nationalrätin wolle er nicht kommentieren, sagt Obergfell. Der VPOD wollte sich auf Anfrage dazu ebenfalls nicht äussern.
Auch Jacqueline Badran schweigt inzwischen. Sie hat auf keine der 150 Antworten auf ihren Tweet reagiert, ebenso wenig auf mehrere Anfragen dieser Redaktion.
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