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Meinung

Mord in Deutschland
Ein Plädoyer für Zivilcourage

Menschen halten inne und gedenken der Opfer eines Messerangriffs in Aschaffenburg an einem provisorischen Denkmal mit Kerzen und Blumen.
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Zivilcourage lohnt sich nicht. So jedenfalls könnte man die Botschaft von Aschaffenburg verstehen. In der deutschen Stadt wurde eine Kindergruppe von einem Messertäter attackiert, ein zweijähriger Junge starb. Auch ein Passant, der helfen wollte, wurde erstochen, andere sind fürs Leben gezeichnet.

Tatverdächtig ist ein mutmasslich psychisch kranker Afghane, der hätte ausreisen sollen. Schon wieder. Und weil Taten mit diesem Muster sich häufen, ist dem Entsetzen im Land sogleich das übliche Gepolter gefolgt: Wegsperren, rauswerfen, Grenzen dichtmachen, eine neue Asylpolitik soll es richten.

Die Polizei wiederum warnt: Wo Messer im Spiel sind, sollten Unbeteiligte Reissaus nehmen und lieber erst mal den Notruf wählen. Mit Blick auf die persönliche Sicherheit mag das ein guter Rat sein. Schon eine Klinge von zwei Zentimetern kann tödliche Verletzungen verursachen.

Aber wer soll es eigentlich schaffen, sich abzuwenden, wenn eine Kindergartengruppe mit dem Messer angegriffen wird? Und was für eine Gesellschaft soll das sein, die nicht einschreitet, wenn die Verletzlichsten, kleine Kinder, in Gefahr sind?

Einschreiten mit Augenmass

Nein, es kommt jetzt keine Hymne auf den Heldenmut. Aber es darf schon mal gefragt werden, wo die Reise eigentlich hingeht, wenn man sich jetzt weniger Zivilcourage verordnet, weil Attentäter Tod und Schrecken verbreiten, immer wieder.

In Berlin zum Beispiel hat am Montag ein Prozess gegen einen Mann begonnen, der seine Ex-Frau aus Eifersucht niedergestochen haben soll auf der Strasse. Wenn stimmt, was Ermittlungsbehörden schreiben, griff eine Passantin ein und legte sich auf die angegriffene Frau, um ihr Leben zu retten. Gelungen ist das nicht, das Opfer starb. Der Zeugin aber, die eingeschritten ist, gebührt Hochachtung für ihre Courage.

Furchtlosigkeit birgt Gefahren, und mit dem Leben sollte niemand für seinen Mut bezahlen. Einschreiten mit Augenmass jedoch wird gebraucht, mehr denn je.