Umbau des LouvreDie «Mona Lisa» wird verlegt
Frankreichs Präsident stellt ein Grossprojekt für das grösste Museum der Welt vor: Bis 2031 soll der Louvre neu geboren werden. Und einen zweiten Eingang bekommt er endlich auch.
Frankreich hat wieder eine Grossbaustelle mit Deadline. Der Pariser Louvre, der Welt grösstes und etwas in die Jahre geratenes Museum, soll bis 2031 erweitert, verbessert, renoviert, ja neu geboren werden. So jedenfalls stellt sich das Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vor: als «Nouvelle Renaissance», in nur sechs Jahren. Und so stand es auch auf der Kante seines Rednerpults, das sie vor die «Mona Lisa» geschoben haben, damit der Rahmen passte. «Ihr Blick ist ein Privileg», sagte Macron, «er macht einen aber auch klein.»
Nur ein paar Tage ist es her, dass die Präsidentin und Direktorin des Louvre, Laurence des Cars, in einem Brief ans Kulturministerium Alarm geschlagen hatte: über den desolaten Zustand des Palais, über abblätternde Wände, lecke Leitungen, gefährdete Werke, über mangelhafte Ausschilderung, veraltete sanitäre Einrichtungen und über die heillose Überlastung einiger Teile des Museums. Die «Mona Lisa» von Leonardo da Vinci, zu der die Franzosen «La Joconde» sagen, ist Star und Kreuz des Louvre, weil viele nur sie sehen wollen.
Sie werde nun einen eigenen Saal bekommen, sagte Macron, einen Saal allein für sich, der unter der Cour Carrée ausgehoben werden soll. Damit man sie endlich so in Szene setzen könne, wie sie das verdient habe. Jetzt, in der recht engen Salle des États, drängen sich jeden Tag Tausende hinter einer Sicherheitskordel, sechs Meter vom Gemälde entfernt, und das ist für niemanden schön. Diskutiert wird auch, ob die «Mona Lisa» völlig abgekoppelt wird von den Rundgängen, ob es also für sie allein eine Eintrittskarte geben wird.
«Nouvelle Renaissance» des Louvre wird rund 700 bis 800 Millionen Euro kosten
Der Louvre wird auch einen zweiten grossen Eingang fürs Publikum erhalten, der die Glaspyramide aus den Achtzigerjahren entlasten soll, und das ist dringend nötig. Die Pyramide war mal für vier Millionen Besucher im Jahr angelegt worden und muss nun den Andrang von fast neun Millionen verdauen. Der neue Zugang soll an der Ostseite des Palais entstehen, bei der Colonnade de Perrault – wie genau, das sollte man bis Ende 2025 wissen, wenn der internationale Wettbewerb ein Siegerprojekt produziert haben wird. Schliessen soll das Museum unterdessen nie, das könnte man sich gar nicht leisten.
Aus dem Élysée hört man, die «Nouvelle Renaissance» des Louvre werde etwa 700 oder 800 Millionen Euro kosten. Macron versprach, dass dafür kein Euro Steuergeld verwendet werde. Die gesamten Kosten sollen aus Ressourcen des Museums finanziert werden, also aus dem Ticketverkauf, aus Geld von seinen Mäzenen und aus dem Erlös, der die Royalties des Louvre in Abu Dhabi abwirft. Ab 1. Januar 2026 werden ausserdem Besucher, die aus Ländern ausserhalb der Europäischen Union stammen, mehr Eintritt bezahlen müssen als alle anderen. Im Moment liegt der Volltarif bei 22 Euro, er war erst vor einem Jahr um fünf Euro angehoben worden. Experten sagen, Touristen von weither würden sich nicht davon abbringen lassen, den Louvre zu sehen, nur weil der ein paar Euro mehr koste.
2031 also. Macron mag sportliche Fristen, das hatte er schon beim Wiederaufbau von Notre-Dame de Paris nach dem grossen Brand gezeigt. Nur, diesen Umbau, «diese neue Etappe in der Erzählung der Nation», wie er es nannte, wird er nicht mehr einweihen. Sein Amt verliert er nämlich spätestens 2027. Als er seine Präsidentschaft antrat, 2017, jung und hoffnungsfroh und gefeiert, hatte er den Louvre gewählt für seinen ersten Auftritt. Aus dem Off ertönte die europäische Hymne, die Ode an die Freude. Und die Glaspyramide diente als Dekor seines Triumphs, er beging ihn ganz allein. Nun schliesst sich der Kreis, allerdings nicht vollständig.
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