Sperre von Linkedin, Twitter und YoutubeMitentwickler der mRNA-Technik wird zum verstörenden Impfskeptiker
Der US-Mikrobiologe Robert Malone hat an Covid-Impfstoffen mitgeforscht. Nun verbreitet er Verschwörungstheorien und wird von Onlineplattformen verbannt.
Der Fall von Robert Malone ist heikel: Er nimmt für sich in Anspruch, Entdecker der mRNA-Impfstoff-Technologie zu sein und warnt vor deren Nebenwirkungen. Dabei kokettiert der US-Amerikaner mit seinem angeblichen Insiderwissen und verkauft sich als Stimme der Wissenschaft, argumentiert aber haarsträubend. Die Social-Media-Plattformen Linkedin und Twitter haben ihn gesperrt. Nun schritt auch Youtube ein – was ihn zum Märtyrer von Impfgegnern macht und auch die Schweizer «Weltwoche» auf den Plan ruft.
Der 62-jährige Malone sieht sich als Einzigen aus der Branche, der die Wahrheit erzählt, weil alle anderen ein eigenes finanzielles Interesse an dem Impfstoff-Geschäft hätten. Er dagegen profitiere nicht, obwohl er inzwischen als Berater für Pharmafirmen bei Zulassungsfragen arbeitet.
Malone sieht sich «aus der Geschichte gelöscht»
Malone hatte Ende der 1980er-Jahre am Salk Institute in Kalifornien als Erster mRNA-Moleküle mit Fetttröpfchen ummantelt, um sie auf diese Weise in menschliche Zellen zu schleusen – dies war ein Meilenstein. Es brauchte jedoch noch viele Hürden und Hunderte von Forscherinnen und Forschern, um dank dieser Technik 2020 der Covid-19-Impfung zum Durchbruch zu verhelfen. Bis vor kurzem reklamierte Malone die Entdeckung der mRNA-Impfstoffe jedoch allein für sich und sah sich «aus der Geschichte gelöscht», wie er der Zeitschrift «Nature» klagte.
Nun tut sich Malone damit hervor, dass er vor Nebenwirkungen wie Narkolepsie oder Bluthochdruck bei mRNA-Impfstoffen warnt. Pfizer etwa habe die Studiendaten manipuliert, und die US-Zulassungsbehörde habe sie nicht richtig geprüft. Dies sagte er auch in dem Youtube-Video, das an Silvester online ging und kurz darauf gelöscht wurde. Auf Spotify ist die Folge der bekanntesten US-Podcast-Show «The Joe Rogan Experience» jedoch weiter zu sehen und zu hören. Malone sitzt dort im Kittel und mit einer mit Coronaviren bemalten Krawatte vor dem Mikrofon und redet drei Stunden und sechs Minuten lang. Der Talkmaster unterbricht ihn nur mit kurzen Verständnis-Fragen und Beifall-Ausrufen.
Google und Facebook gehen härter gegen Impfgegner vor
Grund für die Entfernung des Podcasts auf Youtube dürfte Malones Vergleich der Pandemie mit der Massenverführung durch die deutschen Nationalsozialisten sein. Es sei wie bei der Hypnose, durch die man die Bevölkerung zu allem bringen könne, sagte er.
Die Google-Tochter Youtube hatte vergangenen Herbst ihr Vorgehen gegen Falschinformationen von Impfgegnerinnen und -gegnern verschärft. Sie löscht Videos, in denen zugelassene Impfstoffe zu Unrecht als riskant kritisiert werden. Auch Twitter sowie Linkedin tun dies.
«Es ist doch unglaublich, dass Leute wie Robert Malone gecancelt werden.»
Für Impfskeptikerinnen und Impfskeptiker liefert die Verbannung von Malone jedoch gerade einen Beweis für ihre Verschwörungstheorien. Für sie stellt der mRNA-Miterfinder eine Autorität dar, und in zahlreichen Tweets heisst es, er sei mundtot gemacht worden. Ebenso für «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel ist Malone ein «hochdekorierter» Wissenschaftler, der in dem Podcast «sehr vernünftig klingende» Aussagen gemacht habe. Es sei unglaublich, dass Leute wie Malone «gecancelt werden», so Köppel in seinem Podcast «Weltwoche daily» diese Woche.
Auch Malone schlachtet seine Sperrung aus: Einen Tag vor Rogans Youtube-Podcast war er von Twitter verbannt worden und konnte dies prompt zum Thema machen. Nach dem dann folgenden Youtube-Bann ist er nun auf anderen Plattformen gefragt.
In einer früheren Version dieses Artikels hiess es, «die Facebook-Firma Twitter». Twitter gehört nicht zu Facebook, dies ist nun korrigiert. In einer früheren Version hiess es zudem, Malone sei nur wegen seiner Verbannung von Twitter und LinkedIn im Podcast von Joe Rogan eingeladen worden. Dies stimmt nicht, sein Auftritt war schon vorher geplant gewesen.
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