Neuer FDP-Präsident in ZürichMit einer Blitzkarriere zum Chef der Stadtzürcher FDP
Përparim Avdili will die bürgerliche Opposition in der Stadt anführen. Der Parteivorstand traut das dem 34-Jährigen zu, wie er am Freitagmorgen bekannt gab.
Und nun also Präsident. Përparim Avdili will die Nachfolge von Severin Pflüger übernehmen und ab diesem Frühjahr die Stadtzürcher FDP leiten. Er ist der einzige Kandidat, den die fünfköpfige Findungskommission dem Parteiausschuss präsentiert hat. Der Vorstand hat ihn am Freitagmorgen für die Wahl durch die Mitgliederversammlung am 17. Mai nominiert, wie es in einer Mitteilung heisst.
«Ich will der FDP ein frisches Gesicht verleihen», sagt Avdili. Die FDP stehe in der Stadt Zürich auf einer guten Basis, doch sie soll unter seinem Präsidium noch vielfältiger und bunter werden. Er möchte Leistungsträgerinnen und Leistungsträger aus den verschiedensten Communitys aus der Stadt von den Ansätzen der FDP überzeugen. «Für all diese Menschen ist Wirtschaft genauso wichtig wie für den alten Freisinn.»
Zwar möchte Avdili auch frecher und weniger staatstragend auftreten, wie er sagt, das dürfe aber nicht in plumper Oppositionspolitik enden. Die FDP dürfe sich grossen Themen wie dem Klimawandel nicht verschliessen. «Wir erkennen Trends in der Gesellschaft und dürfen diese nicht einfach bekämpfen wie die SVP, sondern müssen diese begleiten und liberale Lösungen aufzeigen, die besser sind als jene der rot-grünen Mehrheit.»
Der 34-jährige Avdili ist im Finanz- und Bankensektor tätig, ist ledig, hat keine Kinder, kommt aus Zürich-Altstetten, und er legt eine Blitzkarriere in der Zürcher FDP hin. Erstmals wurden die Medien vor sieben Jahren auf ihn aufmerksam. Damals kandidierte er – zwar erfolglos, aber aufsehenerregend – für den Kantonsrat. Auf seinem Wahlplakat stand: ««Zürich – Rrethi 3 dhe 9», was «Zürich – Kreis 3 und 9» auf Albanisch heisst. «Exotisch» nannte das der «Blick».
2018 klappte es dann mit der Wahl. Mit 30 wurde Avdili in den Gemeinderat gewählt. Und nun, nur vier Jahre später, ist er designierter Parteipräsident. Der Parteiausschuss sei überzeugt, dass Avdili bereit sei für den Job, auch dank seiner «breiten Führungserfahrung in der Privatwirtschaft». Silvan Wildhaber, Präsident Findungskommission, ergänzt: «Er hat uns ganz besonders mit seiner liberalen Werthaltung und seiner gelebten Vielfalt überzeugt, die tief bei ihm verankert sind und die er kraftvoll nach aussen vertreten kann.»
Stramm auf FDP-Linie
Einer breiteren Öffentlichkeit dürfte Përparim Avdili im vergangenen September aufgefallen sein. Als der Kanton aufgrund der hohen Corona-Fallzahlen plötzlich das Alba-Festival auf dem Zürcher Hardturmareal absagte, setzte er sich für die Organisatoren ein und kämpfte gegen die Stigmatisierung der albanischen Community. «Die Regierung hätte es dabei bewenden lassen können, auf die angespannte Situation in den Spitälern hinzuweisen, ohne einen solchen Bezug zur Balkan-Community herzustellen», sagte er damals an einer Pressekonferenz auf dem Festgelände.
Avdili gilt als gesellschaftlich liberal und politisiert stramm auf FDP-Linie. Seit seiner Wahl in den Gemeinderat ist er mit seinem Kampf gegen das besetzte Koch-Areal aufgefallen. Jüngst konnte er mit zwei parteiübergreifenden Vorstössen Erfolge feiern. Gemeinsam mit Isabel Garcia von der GLP erreichte er, dass die Stadt Zürich einen Pilotversuch mit anonymisierten Bewerbungsverfahren lanciert. Zusammen mit Nadia Huberson von der SP gelang es ihm, die Stadt dazu zu bringen, die kommunalen Einbürgerungsgebühren von 250 Franken für junge Erwachsene bis zum 25. Altersjahr zu streichen. Beide Politikerinnen kennt er aus dem Verein Secondas Zürich, in dem er Vizepräsident ist.
Mit Përparim Avdili wird erneut nur ein männliches Einerticket den FDP-Mitgliedern zur Wahl präsentiert. Silvan Wildhaber von der Findungskommission sagt, es habe «einige» Interessentinnen und Interessenten gegeben. Auch ein Kopräsidium sei Thema gewesen, es blieb aber bei der Idee, eine Doppelbewerbung gab es nicht.
Der Amtswechsel innerhalb der FDP ist geplant. Nach sechs Jahren ist jeweils Schluss für den Stadtzürcher FDP-Parteipräsidenten, so wollen es die Statuten. Severin Pflüger führte die Freisinnigen durch zwei kommunale Wahlen. Im Februar gelang es den Freisinnigen, einen zusätzlichen Sitz im Gemeinderat zu gewinnen und die beiden Stadtratssitze von Filippo Leutenegger und Michael Baumer gegen den Angriff von Links-Grün zu verteidigen.
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