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Fixfertige Produktionsanlage
Mit diesem Container soll Afrika selber mRNA-Impfstoffe herstellen

Die Container müssen an ihrem Bestimmungsort nur noch aufgestapelt und an das Strom- und Wassernetz angeschlossen werden: Im Biontainer sollen mRNA Vakzine hergestellt werden.
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Wenn es nach den Plänen von Biontech-Mitgründer und Vorstandschef Uğur Şahin  geht, sollen standardisierte Container schon in ein paar Monaten nach Afrika verschifft werden. Sie sind mit allem ausgestattet, was es braucht, um vor Ort mRNA-Impfstoffe herzustellen.

«Heute ist ein bedeutsamer Tag für Mama Africa»

Nana Akufo-Addo, Präsident von Ghana

Bis jetzt werden nur wenige Impfstoffe in Afrika produziert. «Heute ist ein bedeutsamer Tag für Mama Africa», sagt Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo in einem Livestream diese Woche. Es sei ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Selbständigkeit. Afrika habe unter der Pandemie schwer gelitten. 

Ghana, Senegal und Ruanda seien entschlossen, im südlich der Sahara gelegenen Teil Afrikas Zentren für die Entwicklung und Produktion von Impfstoffen zu werden. «Wir wollen die Selbstversorgung erreichen», betonte so Akufo-Ado.  

Jährlich sollen bis 50 Millionen Dosen hergestellt werden

Eine Anlage besteht aus zwei Modulen mit je sechs standardisierten Containern, aufgestapelt in zwei Reihen. «Biontainer» steht in grünen Farbtönen auf jedem Modul. In einem wird der Wirkstoff hergestellt, in dem anderen wird der Impfstoff anschliessend formuliert, das heisst, er bekommt unter anderem eine Lipidhülle.

Die Abfüllung und Verpackung sollen Partnerunternehmen erledigen. Die Container müssen an ihrem Bestimmungsort nur noch aufgestapelt und an das Strom- und Wassernetz angeschlossen werden. In einer Anlage sollen jährlich bis zu 50 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffes von Biontech hergestellt werden.

Später soll die Container-Anlage auch zur Herstellung von Impfstoffen gegen Malaria und Tuberkulose sowie für Krebstherapien genutzt werden. 

In Südafrika haben mittlerweile knapp 29 Prozent mindestens eine Dosis eines Covid-19-Vakzins erhalten: Eine Frau erhält im September 2021 ihre Impfung in Durban, Südafrika. 

Bis heute wurden weltweit knapp 10,4 Milliarden Dosen verabreicht, heisst es auf der Internetseite Our World in Data, die von der gemeinnützigen Organisation Global Change Data Lab betrieben wird. Knapp 62 Prozent der Weltbevölkerung haben mittlerweile mindestens eine Dosis eines Covid-19-Vakzins erhalten, aber nur knapp elf Prozent der Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen.

In Südafrika sind es knapp 29 Prozent, in Senegal Anfang Februar knapp sechs Prozent und in Ruanda Ende Januar gut 52 Prozent. Es gibt einige Initiativen, die die Produktion vor Ort und die Versorgung mit Impfstoffen verbessern wollen. Sie unterstützen auch die Zusammenarbeit zwischen Biontech und afrikanischen Ländern.

Die ersten fertig ausgestatteten Container sollen in der zweiten Jahreshälfte ausgeliefert werden. In der engeren Auswahl stehen Ruanda und Senegal. Die Anlagen müssen erst hochgefahren und genehmigt werden.

Impfstoff soll zu «gemeinnützigem» Preis hergestellt werden

Mit den ersten abfüllfertigen Chargen rechnet Biontech  Anfang 2024.  Je nach Impfstoff können in einer Anlage 50 Millionen Dosen jährlich hergestellt werden zu einem gemeinnützigen Preis. Man wolle in Afrika weder am Impfstoff noch an den Biontainern etwas verdienen, heisst es bei Biontech. 

Nur wenige Tage zuvor hatte das  Konsortium  «WHO Vaccine Technology Transfer Hub» in den Laboren der Firma Afrigen in Kapstadt ihre Pläne für eine Produktion von Impfstoff gegen das Coronavirus vorgestellt. Er beruhe auf öffentlich zugänglichen Informationen des Moderna-Vakzins, heisst es. Afrigen hat ihn schon hergestellt. Zum Ende des Jahres sollen die klinischen Tests beginnen. In drei Jahren könne man vielleicht mit der Produktion beginnen. Geplant sind zehn Millionen Dosen pro Jahr.

Gruppenfoto vor dem Container-Prototyp: Afrikanische Führungskräfte, Mitbegründer von Biontech und Vertreter internationaler Gesundheitsorganisationen trafen sich Deutschland. 

Versuche, sich unabhängig von Impfstoffimporten zu machen, sind umstritten. Wie das Fachmagazin British Medical Journal kürzlich berichtete, habe die in Malta ansässige Stiftung Kenup, die auch für Biontech arbeite, Druck auf die Beteiligten des WHO-Technologiehubs ausgeübt, die Produktion zu stoppen, weil Patente verletzt würden.

Die Stiftung wies die Vorwürfe zurück. «Das Gegenteil ist der Fall», schreibt Kenup auf seiner Internetseite. Die Stiftung unterstütze privatwirtschaftliche Initiativen wie die von Biontech. Es sei eine Ergänzung zu anderen Initiativen wie die WHO-Technologiehubs. 

In dieser Woche hat Biontech-Konkurrentin Moderna Patentgesuche in Südafrika eingereicht. Bedenken, dass damit die Produktion von Afrigen gefährdet sein könnte, wurde von einer Moderna-Sprecherin zerstreut.