Waldbrände an der US-WestküsteRauchpartikel aus den USA erreichen die Schweiz
Die Waldbrandsaison im Westen der USA gilt als die schlimmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Rauchpartikelwolke ist auch in der Schweiz vorhanden und sinkt am Dienstag ins Flachland.
Der Westen der USA erlebt derzeit eine Feuersaison historischen Ausmasses. Die bittere Zwischenbilanz: Mindestens 35 Tote und Dutzende Vermisste laut US-Medien, Zehntausende Menschen auf der Flucht, mehr als 30’000 Feuerwehrleute und Helfer im Einsatz. Bereits jetzt sind 19’000 Quadratkilometer Land laut Behörden verkohlt – das entspricht etwa der Fläche von Rheinland-Pfalz. In Kalifornien will sich US-Präsident Donald Trump am Montag nun erstmals seit Beginn der Brände vor gut drei Wochen ein persönliches Bild von der Lage machen und an einer Besprechung mit Einsatzkräften teilnehmen.
Für Montag hat die US-Wetterbehörde Warnungen für mehrere Gebiete an der Westküste herausgegeben. Starke Winde und hohe Temperaturen könnten die Flammen weiter schüren, hiess es. Etwas feuchtere Luft in den kommenden Tagen könne dagegen bei der Eindämmung der Feuer helfen.
Rauchpartikel auch in der Schweiz
Die Rauchpartikel der Brände sind seit Sonntag auch in der Schweiz vorhanden. Die Partikel erreichten Nordeuropa am Freitag über den Jetstream, eine Windströmung in grosser Höhe. Am Sonntag befand sich die Partikelwolke auf einer Höhe von 5000 Metern, wie der Meteorologe Lionel Fontannaz am Montag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Am Montag befand sich die Wolke auf 3500 Metern. Am Dienstag dürfte sie laut Fontannaz auf 1500 Meter und dann ins Flachland sinken.
Die Rauchpartikel werden PM2,5 genannt (ein Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern). Nach Angaben des Meteorologen sind sie kleiner als die Partikel, die im Winter durch Heizungen oder durch Dieselmotoren verursacht werden, die PM10 (Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer).
Laut Fontannaz betrug die Konzentration der PM2,5 am Montagnachmittag auf dem Jungfraujoch acht Mikrogramm pro Kubikmeter. Die Luftreinhalte-Verordnung legt den Grenzwert bei 10 Mikrogramm pro Kubikmeter fest. Nach den Worten von Fontannaz wird sich die Partikelwolke mit der Luftmischung auflösen.
Die Partikelwolke ist auch auf Satellitenbildern sichtbar. Von blossem Auge ist das Phänomen nach Angaben des Meteorologen daran zu erkennen, dass die Farbe Orange bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang verstärkt auftritt.
Grösste Luftverschmutzung in Portland und Seattle
Für Kalifornien gab es seit Ausbruch der ersten Feuer Mitte August Berichte über 24 Tote, zehn Opfer wurden zudem aus Oregon gemeldet. Im nördlichen Nachbarstaat Washington war bisher ein Opfer bestätigt. Lokale Behörden befürchten aber weitere Tote.
Rund 100 Grossbrände wüten Behördenangaben zufolge derzeit vor allem in den drei Westenküsten-Bundesstaaten. Ländliche und bewaldete Gebiete sind besonders betroffen. Doch auch Millionen Menschen in den Grossstädten an der Westküste – darunter Los Angeles, San Francisco, Seattle und Portland – bekommen die Auswirkungen zu spüren. Denn auch dort verschlechtert der Rauch die Luftqualität dramatisch.
Die vier US-Metropolen befinden sich nach Informationen der Webseite IQAir unter den Top-Ten der Städte mit der weltweit gravierendsten Luftverschmutzung. Portland steht mit Abstand an erster Stelle, an zweiter Stelle liegt Seattle, dahinter folgen Delhi, Dhaka und San Francisco. Los Angeles kommt auf Platz 9. Auch in Vancouver in Kanada ist die Situation gravierend.
Seit Tagen bedeckt Rauch den Himmel über Teilen des US-Westens und färbt diesen teilweise auch rötlich. Menschen berichten von Ascheflocken. Am Sonntag erschwerten laut Medienberichten insbesondere im Nordwesten riesige Rauchwolken die Löscharbeiten. Die Umweltbehörden in Oregon hatten die Luftqualität an Dutzenden Messstationen im Bundesstaat als «gesundheitsgefährdend» oder «sehr ungesund» bezeichnet, die beiden schlimmsten von sechs Warnstufen.
«Es sieht aus, als sei eine Bombe explodiert»
In Oregon sei die Kleinstadt Detroit den Flammen nahezu komplett zum Opfer gefallen, berichtete CNN. Dort stünden nur noch etwa zwei Dutzend Gebäude. Mehrere Feuerwehrleute im Ort hätten ihr eigenes Zuhause verloren und kämpften nun für den Schutz der Häuser, die noch stehen. Anwohnerin Elizabeth Smith sagte dem Sender, ihr Haus sei vollkommen zerstört worden. «Es sieht aus, als sei eine Bombe explodiert.» In dem Bundesstaat werde erwartet, dass mehrere Waldbrände noch bis zum Winter andauerten, berichtete CNN weiter unter Berufung auf lokale Behörden.
Auch in Kalifornien erwartet die Feuerwehr angesichts der Wetterbedingungen in dieser Woche weitere kritische Brände. Dort gilt die aktuelle und vermutlich noch über Wochen anhaltende Waldbrandsaison bereits jetzt als die schlimmste seit Beginn der Aufzeichnungen.
«Das ist ein Weckruf, dass wir alles tun müssen, was wir können, um den Klimawandel zu bekämpfen», sagte Oregons Gouverneurin Kate Brown am Sonntag beim TV-Sender CBS. Es gilt unter Wissenschaftlern als sicher, dass die Klimakrise Wetterextreme verschärft, die zu heftigeren Waldbränden beitragen. Trump hatte dies in der Vergangenheit immer wieder zurückgewiesen.
anf/sda
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