Feuer in KalifornienNoch nie hat es so viel gebrannt – und die gefährlichste Zeit kommt erst
Im US-Bundesstaat Kalifornien wüten die schlimmsten Waldbrände seit Beginn der Aufzeichnung. Hunderttausende Menschen müssen evakuiert, Touristenziele geschlossen werden.
Seit Wochen verwüsten Waldbrände den US-Bundesstaat Kalifornien. Sie haben zusammengerechnet bereits 8814 Quadratkilometer versengt – die grösste Fläche seit Beginn der Statistik vor 33 Jahren. Aussergewöhnlich sei, wie früh der Rekord aufgestellt worden sei, sagte Lynne Tolmachoff von der Brandschutz- und Forstbehörde Cal Fire. «Es macht etwas nervös, weil September und Oktober historisch betrachtet unsere schlimmsten Monate sind.»
Ähnlich verheerende Feuer gab es in Kalifornien bisher nur 2018, als insgesamt 7996 Quadratkilometer abbrannten. In den meisten anderen Jahren waren es nicht einmal halb so viele. Zum Vergleich: Der grösste Schweizer Kanton, Graubünden, hat eine Fläche von gut 7100 Quadratkilometern.
Bei den diesjährigen Feuern sind schon 8 Menschen gestorben und fast 4000 Häuser beschädigt oder zerstört worden. Über 120’000 Menschen mussten ihr Heim verlassen. Um das Risiko von Flächenbränden durch unter Spannung stehenden Stromleitungen zu verringern, hat Kaliforniens grösster Energieversorger PG&E in Teilen des US-Bundesstaates den Strom abgestellt. Rund 172’000 Haushalte sind betroffen, vor allem in besonders gefährdeten Gebieten wie dem Sacramento Valley.
Dort, nördlich von Fresno, breitet sich gerade das sogenannte Creek Fire mit dramatischer Geschwindigkeit aus. Es hat unterdessen schon eine Fläche von mehr als 618 Quadratkilometern erfasst, doppelt so viel wie noch am Wochenende. Bislang sei der Brand im schwer zugänglichen Gelände zu null Prozent unter Kontrolle, erklärte die Feuerwehr. Die Nationalgarde musste 200 Menschen evakuieren, die auf einem Campingplatz vom Brand eingeschlossen waren.
Von den bislang schon über 7500 Wald- und Buschbränden konnten viele gelöscht oder zumindest stark eingedämmt werden, etwa zwei riesige Feuer nördlich und südlich von San Francisco. Noch immer kämpfen aber 14’800 Einsatzkräfte gegen 25 grössere Brandherde. Trockenheit und glühende Hitze machen ihnen zu schaffen: Es herrschen verbreitet über 30 Grad. Am Sonntag wurden in der Region Los Angeles 49 Grad gemessen – ein Allzeitrekord.
Die Behörden erwarten, dass trockene und heisse Winde die Brandgefahr in den kommenden Tagen weiter ansteigen lassen. Sie haben deswegen beliebte Touristenziele geschlossen wie den für seine Mammutbäume bekannten Sequoia National Forest und den Mount Whitney, mit 4421 Metern der höchste Berg in den USA ausserhalb Alaskas.
Viele aktuelle Feuer wurden durch Blitzeinschläge ausgelöst, bei denen sich der trockene Wald oder der Boden entzündete. Auch beschädigte Stromleitungen verursachen immer wieder Brände. Zudem ist inzwischen bekannt, dass ein grosser Brand östlich von Los Angeles von Menschen verschuldet wurde, die bei einer sogenannten Gender Reveal Party Feuerwerkskörper abliessen.
Mit 40 Millionen Einwohnern ist Kalifornien der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat. Es kommt hier immer wieder zu grossen Feuern. Gewöhnlich brechen diese aber erst im Herbst aus, nicht so früh wie dieses Jahr. Die Auswirkungen des Klimawandels seien überdeutlich, sagte Gouverneur Gavin Newsom. Er rief wegen der «historischen Waldbrände» schon Mitte August den Notstand aus und fordert Hilfe an.
Doch auch zahlreiche andere Bundesstaaten im Westen der USA kämpfen mit dem Problem. Vor allem in Oregon und Washington wüten grosse Brände. Der kleine Ort Malden, rund 480 Kilometer östlich von Seattle, wurde von einem Feuersturm überrollt und fast vollständig zerstört. Die Flammen brannten innerhalb von nur drei Stunden 80 Prozent der Häuser nieder. Die Siedlung war zuvor evakuiert worden.
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