AboNeue Zürcher MultimillionäreMilliarden-Deal von On bringt Zürich viel Glanz, aber wenig Geld
Der Schuhhersteller On hat in New York eine Börsenparty gefeiert. Trotz Riesengewinnen profitieren hiesige Steuerzahler kaum. Würde die 99-Prozent-Initiative daran etwas ändern?

Da ist viel Glamour: Roger Federer ist Investor und Botschafter der Schuhmarke On. Und da ist jetzt auch viel Geld: Der Börsengang in New York hat die Firma On über Nacht zu einem 10-Milliarden-Dollar-Unternehmen gemacht. Das ist der Börsenwert. Cash flossen 750 Millionen Dollar in die Kasse der On Holding, wie dem Börsenprospekt zu entnehmen ist.
Der Gang an die Börse hat auch das Schweizer Management reich gemacht. Die drei Gründer David Allemann, Caspar Coppetti und Olivier Bernhard sowie die beiden Co-Geschäftsführer Martin Hoffmann und Marc Maurer haben für die Aktien, die sie verkauft haben, insgesamt 246 Millionen Dollar erhalten. Der Wert der Aktien, welche die fünf Manager noch halten, ist explodiert und beträgt nun insgesamt über 2 Milliarden Dollar oder 1,85 Milliarden Franken.
Riesiges Neuvermögen
On ist in Zürich-West domiziliert. Drei der fünf Topmanager haben gemäss Handelsregister ihren Wohnsitz im Kanton Zürich, einer im Appenzellischen und einer in einem Bündner Bergdorf. An die drei Zürcher flossen rund 76 Millionen Dollar, und ihr Aktienpaket hat nun einen Wert von weit über 800 Millionen Dollar. Bedeutet der Geldregen nun auch einen Geldsegen für den Zürcher Fiskus?
«Ich gehe nicht davon aus, dass es aufgrund des Börsengangs zu hohen Steuereinnahmen für die Wohnsitzkantone und Wohngemeinden der fünf Manager kommt», sagt Markus Stoll, Treuhänder und Chef Steuern beim VZ Vermögenszentrum.
Steuerfreier Kapitalgewinn
Wie kann das sein? Die Erklärung dafür ist nicht einfach, denn die On Holding gibt keine Auskunft über ihre Einzelaktionäre. Ausserdem befindet man sich laut der Pressesprecherin noch in einer von der Börse verordneten Stillhaltephase. Die kantonale Finanzdirektion gibt aufgrund des Steuergeheimnisses nur allgemein Auskunft.
Die On-Gründer, welche die Firma vor rund zehn Jahren ins Leben gerufen haben, halten ihre Aktien zumindest grösstenteils im Privatvermögen, vermutet Steuerspezialist Stoll. Dann können sie sich über einen steuerfreien Kapitalgewinn auf ihren verkauften und einen ebenfalls steuerfreien Buchgewinn auf den gehaltenen Aktien freuen. Einkommen gibt es für den Börsengang keines zu versteuern.
«Nur» Vermögenssteuern
Es bleibt die Vermögenssteuer. Beim kapitalstärksten Zürcher mit einem Vermögen von rund 530 Millionen Franken könnten rund 3,5 Millionen an den Fiskus gehen. Die beiden anderen Zürcher Aktionäre mit je rund 155 Millionen Franken Neuvermögen müssten etwa 1 Million und – weil einer in einer steuergünstigen Gemeinde wohnt – 0,8 Millionen abgeben.
Freude eher in Kleingemeinden
Bedeutender sind die neu sprudelnden Steuern übrigens für die kleinen Wohngemeinden der beiden anderen Grossaktionäre. In der Graubündner Gemeinde spülen die vermuteten Vermögenssteuern des einen Aktionärs knapp ein Zehntel des Jahresbudgets in die Kasse, in der Appenzeller ein Zwanzigstel.
Halten die Zürcher Aktionäre einen Teil ihrer Wertpapiere wiederum über eine Beteiligungsgesellschaft, fallen erst dann Steuern an, wenn diese Gesellschaft On-Aktien verkauft oder Dividenden ausschüttet. Und halten die Aktionäre die Papiere im Geschäftsvermögen, würde durch einen Aktienverkauf Einkommen generiert, was aber unwahrscheinlich ist. Gemäss Steuerexperte Markus Stoll ist davon auszugehen, dass die Manager vorab beim Steueramt ein sogenanntes Ruling gemacht haben, also abgeklärt haben, ob sich ihre Einschätzungen mit jenen der Behörden decken. So sollte es für die On-Manager keine Überraschungen geben.
«Der Börsengang hat auf die Gewinnsteuern des Laufschuhherstellers keinen Einfluss.»
Schenkt der On-Börsengang via Unternehmenssteuern ein? Kaum. «Er hat auf die Gewinnsteuern des Laufschuhherstellers keinen Einfluss», sagt Stoll. On hat 2020 einen kleinen Gewinn von 3,7 Millionen erzielt und in den Vorjahren Verluste eingefahren. Da die Verluste auf Jahre verrechnet werden können, wird die Firma auch in der nahen Zukunft keine oder kaum Gewinnsteuern abliefern.
On hat aber Kapitalsteuern zu bezahlen. Infolge des Kapitalzuflusses in der Höhe der erwähnten 750 Millionen Dollar oder knapp 700 Millionen Schweizer Franken resultiert in Zürich eine theoretische Kapitalsteuer von rund 1,2 Millionen. Da aber gemäss Stoll infolge der Zürcher Umsetzung der Unternehmenssteuerreform III «höchstwahrscheinlich» nur 10 Prozent des Kapitals besteuert werden müssen, beträgt die Firmensteuer noch rund 120’000 Franken.
Interessanter ist der Börsengang für den Bund. Die Emissionsabgabe auf die neu ausgegebenen Aktien beträgt knapp 6 Millionen Franken. Aber auch das macht sich in der Kasse von Ueli Maurer kaum bemerkbar.
Für den Zürcher Fiskus fällt wenig ab
Fazit: Der erfolgreiche Börsengang der Stadtzürcher Firma On mag die Fans der On-Schuhe, die Aktionäre und den wohl ebenfalls mit Aktien und Optionen beteiligten Tennisstar Roger Federer entzücken und Arbeitsplätze sichern. Für die Zürcher Steuerzahler aber fällt wenig ab. Die Zürcher Finanzdirektion freut sich trotzdem: «Es ist ein Zeichen der Innovationskraft des Standorts, wenn ein Zürcher Start-up Erfolge erzielt.»
Nicht viel am bescheidenen Rendement ändern würde auch die 99-Prozent-Initiative, die am Wochenende zur Abstimmung kommt. Sie zielt auf die Kapitaleinkünfte. Die On-Manager haben aber bekannt gegeben, dass künftige Gewinne in die Firma gesteckt werden und keine Ausschüttung von Dividenden erfolgen soll. Sollten die Beteiligungsgesellschaften der Aktionäre – falls es sie gibt – Gewinnausschüttungen machen, käme die Initiative zum Tragen. Bei einem Ja zur Initiative könnten die Aktionäre dem Inkrafttreten der neuen Regeln zuvorkommen und die Dividenden vorher ausschütten.
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