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Bio-Supermarkt sucht Betreiber
Alnatura will weitermachen – aber ohne Migros ist die Schweiz ein hartes Pflaster

Eingang des Alnatura Bio Super Markts an der Scheibenstrasse im Breitenrain mit beleuchtetem Logo über der Tür.
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In Kürze:
  • Die Genossenschaft Migros Zürich kündigt die Partnerschaft mit den Alnatura-Märkten auf.
  • Ein neuer Franchisepartner für Alnatura in der Schweiz wird gesucht.
  • Das Alnatura-Sortiment bleibt in Migros-Supermärkten verfügbar.
  • Experten bezweifeln aber, dass ein neuer Franchisenehmer gefunden wird.

Die Genossenschaft Migros Zürich (GMZ) macht Schluss mit Alnatura. Sie führt das Franchising der insgesamt 25 Filialen der deutschen Bioanbieterin nicht mehr weiter. Das teilte sie am Dienstag mit. Die Partnerschaft besteht seit 2012. Doch nun will sich die Migros Zürich wieder auf den Verkauf von Bioprodukten auf ihren eigenen Kanälen konzentrieren.

Die von der GMZ betriebenen Biomärkte befinden sich ausschliesslich in der Deutschschweiz. Neben Bern, Solothurn, Basel, Luzern, Zug oder St. Gallen liegen 15 der 25 Filialen im Kanton Zürich – davon 7 in der Stadt. Weitere befinden sich in Wädenswil, Thalwil, Meilen und Stäfa. In Winterthur ist Alnatura mit zwei Läden vertreten, in Bülach und Uster gibt es je einen.

Laut Patrik Pörtig, Geschäftsleiter Migros Zürich, hat die Partnerschaft mit Alnatura dazu beigetragen, Bioprodukte in der Schweiz zu etablieren. Doch nun sei die Migros Zürich nicht mehr «die beste Betreiberin für die Alnatura-Filialen». So wie im gesamten Migros-Universum fokussiert man sich aufs Kerngeschäft mit den Supermärkten – und stösst alle anderen Formate ab.

Migros verkauft weiterhin Alnatura-Produkte

Bei Alnatura beginnt nun die Suche nach einem neuen Franchisepartner für die Schweizer Filialen. Aus Vertraulichkeitsgründen konnten die Gespräche erst jetzt starten. «Wir werden alles daransetzen, einen neuen Partner zu finden», sagt Alnatura-Schweiz-Chef Boris Pesek. Sobald man wisse, wie es weitergehe, werde man kommunizieren. Dies werde noch im ersten Halbjahr 2025 passieren, sagt Pesek.

Bis dahin ist also noch offen, ob die Alnatura-Märkte bestehen bleiben. Mittelfristig betreibt Migros Zürich die Läden aber weiter, für die Kundschaft ändert sich vorerst nichts. Und in den Migros-Supermärkten und online bleibe das Alnatura-Sortiment trotz auslaufender Partnerschaft bestehen.

Grundsätzlich wächst der Umsatz mit Bioprodukten in der Schweiz: Laut aktuellen Zahlen der Schweizer Bio-Organisation Bio-Suisse stieg der Umsatz von 3,9 Milliarden Franken im Jahr 2022 auf 4,1 Milliarden im 2023. Der Marktanteil erreichte 11,6 Prozent, im Vorjahr lag er bei 11,2 Prozent. Die Migros hielt 2023 einen Marktanteil am Schweizer Biomarkt vom 32,8 Prozent, bei Coop waren es mit 42,5 Prozent noch mehr.

Mit 91 Millionen Franken lag der Umsatz der Alnatura-Märkte im Jahr 2023 sogar 7,6 Prozent über dem Vorjahr. In diesem Wachstumsmarkt hätten die Alnatura-Filialen durchaus eine Daseinsberechtigung, sagt Schweiz-Chef Pesek. Der Umsatz habe sich über die Jahre positiv entwickelt. Zudem hätten die Alnatura-Filialen eine «breite und tiefe Sortiments- und Beratungskompetenz», die die Grossverteiler so nicht hätten.

Warum Alnatura auch ein Risiko ist

Muss sich die Migros also Sorgen um eine mögliche Konkurrenz im Bio-Bereich machen? Denn meist liegen die Alnatura-Läden neben einem Migros-Supermarkt oder befinden sich gar im selben Einkaufszentrum wie in Thalwil oder Winterthur.

Laut Experten braucht sich die Migros wohl nicht zu sehr sorgen: «Dass ein neuer Franchisenehmer bei Alnatura ins Risiko geht, halte ich für sehr unwahrscheinlich», sagt Jörg Staudacher. Er könne sich kaum vorstellen, dass jemand aus dem deutschen Raum Interesse daran habe, die Bio-Marke in der Schweiz weiterzuführen, in der Schweiz sehe er schon gar keinen passenden Kandidaten, sagt der Detailhandelsexperte der Unternehmensberatung Customers X.

Der Markt in der Schweiz sei zu eigen und die Margen im Detailhandel zu tief: «Der Umsatz mit Bio wächst zwar, aber es sind eben nicht 80 Prozent der Bevölkerung, die in den Bioläden einkaufen, sondern sie gehen eher zu Lidl oder Aldi», sagt Staudacher. Wenn die deutsche Alnatura mit ihren Filialen im Ausland wachsen wolle, brauche es eine Europastrategie wie bei Aldi oder Lidl und keinen alleinigen Eintritt in den Schweizer Markt.

Mitarbeitenden werden Anschlusslösungen geboten

«Einen Franchisenehmer zu finden, wird eher schwer», sagt auch Erik Neumann von der Hochschule für Wirtschaft Zürich. Der Schweizer Markt sei zu klein und die Kosten für den weiteren Betrieb der Filialen im Verhältnis zu hoch. Damit das Konzept funktionieren könne, müsse eine Skalierung möglich sein, sagt der Studienleiter des Centers Sales & Retail. Das heisst, das Filialnetz müsse weiter ausgebaut werden – doch das hält Neumann für sehr unwahrscheinlich.

Er könne sich eher die Konzentration auf einige wenige Läden vorstellen, die an Toplagen weiterbetrieben werden. Dass die 25 Filialen so bestehen bleiben, kann er sich nicht vorstellen.

Was heisst es also für die Mitarbeitenden, sollte es nicht für alle Standorte eine Nachfolgelösung geben? Bei der GMZ heisst es dazu: «Den betroffenen Filialmitarbeitenden werden innerhalb der Migros Zürich Anschlusslösungen angeboten.»