AboInterview mit Migrationsforscher«Wir sollten nachfragen, warum sich Leute nicht einbürgern lassen»
Der Historiker Kijan Espahangizi sagt, wir hätten einen «Migrationskomplex» mit einer problematischen Eigendynamik entwickelt – er plädiert für mehr Realismus.
Herr Espahangizi, sind Sie besorgt um die Schweiz? Bei den Wahlen im vergangenen Oktober konnte die SVP grosse Erfolge verzeichnen, und es hiess, nun sei auch in der Schweiz ein Rechtsrutsch passiert.
Wir haben gesehen, dass das Thema Migration wieder einmal seine Aufgabe erfüllt hat, nämlich politisch zu polarisieren und Lager zu mobilisieren: Entweder du bist für Einwanderung oder dagegen, dazwischen gibt es wenig. Ein Muster, das nicht nur in der Schweiz zu beobachten ist. In den letzten Jahrzehnten ist das Thema Migration immer mehr vom Rand ins Zentrum der öffentlichen Debatten gerückt.