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Copilot+-PC
Das sollten Sie wissen, bevor Sie ein neues Windows-Laptop kaufen

People view a new Microsoft Surface Pro following a showcase event of the company's AI assistant Copilot ahead of the annual Build developer conference at Microsoft headquarters Monday, May 20, 2024, in Redmond, Wash. (AP Photo/Lindsey Wasson)
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Microsoft kündigt ein «neues PC-Zeitalter» an. Was ist dran?

Die Latte liegt hoch: Ein Microsoft-Manager kündigte im Mai die «schnellsten und intelligentesten Windows-PC, die je gebaut wurden», an. Für die neuen Laptops hat der Konzern sogar eine neue Kategorie geschaffen: Copilot+-PC. Sie ist energieeffizient und hat einen längeren Batteriebetrieb als bisherige Windows-Laptops.

Woher rührt die Bezeichnung Copilot+-PC? Hat das etwas mit KI zu tun?

Die Bezeichnung ist unglücklich gewählt. Sie erweckt den falschen Eindruck, dass die Copilot+-PC für die Nutzung mit Microsofts KI-App ausgelegt sind. Die heisst ebenfalls Copilot, und es gibt auf der Tastatur der Copilot+-PC sogar eine Taste, mit der sie sich starten lässt. Das ist ein reiner Marketing-Gag: Diese Extra-Taste bringt im Alltag keinerlei Vorteile, zumal die Copilot-App unter Windows bislang einen unausgereiften Eindruck macht. Der eigentliche Clou ist, dass die neuen Laptops mit ARM-Chips laufen.

Die neue Copilot-Taste für KI-Anwendungen bringt keinen Mehrwert.

Und bringt ARM auch Vorteile für «normale» User?

Ja. Bei Windows-Laptops kommen hauptsächlich Prozessoren von Intel und AMD zum Einsatz. Die haben noch immer ihre Stärken. Doch im mobilen Bereich geht die Entwicklung hin zu Prozessoren mit ARM-Architektur. Die lassen sich ausgezeichnet an die konkreten Ansprüche an die Rechenleistung anpassen. Und sie sind energieeffizient. Pro Watt Energie liefern sie mehr Leistung, was sich in längeren Akkulaufzeiten bemerkbar macht. Die Laptops heizen weniger und brauchen weniger lärmige Lüfter.

Warum reitet Microsoft dann auf den KI-Möglichkeiten der neuen Laptops herum?

Die Copilot+-PC haben einen integrierten neuromorphen Prozessor (NPU). Dieser NPU ist besonders gut geeignet für aufwendige Berechnungen, die es für KI-Anwendungen braucht.

Brett Ostrum, Microsoft corporate vice president of Surface, walks out with the new Surface Laptop and Surface Pro with built-in AI hardware during a showcase event of the company's AI assistant, Copilot, at Microsoft headquarter,s Monday, May 20, 2024, in Redmond, Wash. (AP Photo/Lindsey Wasson)

Daraus ergibt sich die Möglichkeit, KI-Anwendungen wie Chatbots oder auch Programme zur Bilderzeugung lokal auf dem eigenen Laptop zu betreiben – natürlich nicht nur von Microsoft, sondern auch von anderen Herstellern. Das ist aus Gründen des Datenschutzes ein beträchtlicher Vorteil, auch wenn dieses Einsatzgebiet derzeit noch in den Kinderschuhen steckt. Microsoft macht von den Möglichkeiten etwa Gebrauch, indem sich Videos live untertiteln lassen. Oder durch Optimierungen beim Kamerabild in Videokonferenzen. Mit der Option «Blickkontakt» sieht es so aus, als ob wir immer in die Kamera blicken würden. Und das auch dann, wenn wir eigentlich aufs Handy schauen.

Haben die neuen Laptops auch Nachteile?

Ja. Auf den Copilot+-PC läuft eine spezielle Version von Windows 11. Die heisst Windows on ARM und unterscheidet sich auch bei genauem Hinsehen nicht von der normalen Version des Betriebssystems. Es gibt aber Unterschiede: Damit Software ausgeführt werden kann, die für Intel-Prozessoren entwickelt wurde, verwendet sie eine Technologie namens Prism: Sie übersetzt die Programme automatisch für den ARM-Prozessor. Als Nutzerin oder Nutzer merken Sie davon im Idealfall nichts – ausser vielleicht einer leichten Verzögerung, wenn Sie ein Programm zum ersten Mal starten.

Viele der wichtigen Programme (Firefox, Chrome, Zoom, Office) sind in ARM-Versionen vorhanden und müssen nicht übersetzt werden. Es kann aber Probleme mit älteren Programmen, Virenscannern oder Sicherheitstools geben. Geräte oder Software, die spezielle Treiber benötigen, funktionieren nicht. Microsoft nennt auch Games als Knackpunkt und weist darauf hin, dass Windows-Fax und -Scan nicht zur Verfügung steht.

Ein Tipp: Welche Programme direkt laufen, übersetzt werden müssen oder nicht ausgeführt werden können, lässt sich unter windowsonarm.org recherchieren.

Welche Hersteller bieten Copilot+-PC an?

Die meisten Hersteller von Windows-Computern haben inzwischen auch ein passendes Modell im Angebot. Copilot+-PC gibt es von Lenovo, Medion, Asus, Xiaomi, HP, Dell und Acer. Microsoft selbst ist mit seinem neuen Surface Pro-Modell ebenfalls mit von der Partie. Wenn Sie sich für Leistungsvergleiche interessieren: Das US-Medium «The Verge» hat im Juli ein gutes Dutzend Rechner gegeneinander antreten lassen. Und einen ausführlichen Test des Yoga Slim 7x von Lenovo finden Sie hier.

Versucht Microsoft etwa, Apple nachzuahmen?

Dieser Eindruck könnte sich aufdrängen: Apple hat 2020 entschieden, von den Intel-Prozessoren abzurücken. In den Macs und iPads kommen inzwischen Chips der M-Reihe zum Einsatz, die der Konzern für die eigenen Bedürfnisse massschneidert. Der beträchtliche Leistungssprung, der sich so erzielen liess, dürfte Microsoft nicht entgangen sein.

Eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen: Links das Macbook Pro M3 von Apple, rechts das Yoga Slim 7 von Lenovo.

Allerdings hat Microsoft schon vor Jahren Versuche mit ARM-Prozessoren unternommen. Windows RT kam im Sommer 2012 auf den Markt, war aber ein Flop. Diese Version konnte keine herkömmlichen Programme ausführen, sondern nur Apps aus dem Microsoft-Store – und dort ist das Angebot viel langsamer gewachsen, als Microsoft das wohl geplant hatte.

Wer sich für die technischen Details interessiert: Die Snapdragon-Prozessoren von Qualcomm, die bei den Copilot+-PC zum Einsatz kommen, basieren wie Apples Chips der M-Reihe auf der ARM-Architektur. Sie haben eine gemeinsame Grundlage, aber mit einigen Detailunterschieden. Apple hat sowohl Hard- als auch Software vollständig unter Kontrolle und damit einen Startvorteil.

Kurz und gut: Soll ich einen Copilot+-PC kaufen oder bei einem herkömmlichen Modell bleiben?

Das hängt von Ihren Bedürfnissen und Ansprüchen ab. Wenn Ihnen eine ausdauernde Batterie von einem oder gar mehreren Tagen wichtig ist, dann ist ein Copilot+-PC eine gute Wahl. Ebenso, wenn Sie sich die Möglichkeiten der KI-Entwicklung offenhalten möchten. Bleiben Sie hingegen bei einem Windows-Computer mit Intel- oder AMD-Prozessor, wenn Sie gewährleisten müssen, dass auch ältere Geräte und Programme noch funktionieren. Ebenso, wenn Sie aus anspruchsvollen Anwendungen, etwa aus den Bereichen Grafik, Games oder Videoschnitt, das Maximum herausholen möchten – zumindest vorläufig. Die Anzeichen stehen gut, dass Windows on ARM den Durchbruch geschafft hat.

Auf den neuen Laptops mit ARM-Prozessor laufen viele der herkömmlichen Programme – aber noch nicht alle.