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Jetzt kontert der Ex-Fussballstar
Michel Platini zeigt Bundesstrafrichter wegen angeblicher Lügen an

Michel Platini – hier als Beschuldigter vor dem Bundesstrafgericht – fühlt sich von der Schweizer Justiz unfair behandelt. 
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Das Bundesstrafgericht wollte das Beweisverfahren gegen Ex-Fifa-Chef Sepp Blatter und den Mitangeklagten Michel Platini bereits abschliessen, da grätschte der frühere französische Fussballstar dazwischen – und lancierte einen Konter. Über seinen Anwalt liess Platini im Gerichtssaal Strafanzeige gegen Olivier Thormann einreichen. 

Thormann war Chefermittler der Bundesanwaltschaft im Fussballkomplex, und er ist heute Bundesstrafrichter. Vergangene Woche musste er vor dem eigenen Gericht als Zeuge im Betrugsprozess gegen Blatter und Platini aussagen. Insbesondere ging es darum, weshalb überhaupt gegen die beiden angeklagten ehemaligen Fussballfunktionäre Ermittlungen angestrengt wurden.

Die grosse Frage dabei ist: Wie stiess die Bundesanwaltschaft auf die 2-Millionen-Zahlung der Fifa an Platini? Wegen dieser Zahlung sind Ex-Weltfussball-Boss Blatter und der frühere Uefa-Chef Platini nun wegen Betrugs angeklagt. Sie bestreiten die Vorwürfe – und wittern eine Verschwörung der Bundesanwaltschaft und der Fifa gegen sie.

Fifa-Finanzchef widerspricht 

Gemäss Olivier Thormann, welcher das Strafverfahren zu Beginn geleitet hatte, war bei der Verfahrenseröffnung alles korrekt verlaufen. Thormann erklärte am vergangenen Donnerstag im Zeugenstand, dass ihn der damalige Fifa-Finanzchef Markus Kattner bei einer Razzia beim Weltfussballverband 2015 auf die überwiesenen 2 Millionen aufmerksam gemacht hatte.

Dieser Darstellung widersprach Kattner, der für Dienstagmorgen kurzfristig ebenfalls als Zeuge aufgeboten wurde. Der langjährige Fifa-Kadermann sagte aus, er habe Thormann am fraglichen Tag zwar Unterlagen übergeben, aber ihn gemäss seiner Erinnerung nicht speziell auf die 2 Millionen hingewiesen. 

Platinis Anwalt reichte unmittelbar nach Kattners Aussage Strafanzeige gegen Thormann wegen falschen Zeugnisses ein. Er wirft dem heutigen Bundesstrafrichter nicht nur Lügen vor Gericht, sondern auch Verletzung des Amtsgeheimnisses vor. Dies, weil Thormann sich nach der Zeugenaussage vergangene Woche gemäss einem Medienbericht noch rund eine Stunde lang mit Pressevertretern unterhalten hatte. Angeklagte und Strafverteidiger lancieren öfter solche Konter, um die Anklage ins Wanken zu bringen. Oft scheitern sie.  

Es läuft bereits ein Strafverfahren

Die Vertretungen der Bundesanwaltschaft und jene der Fifa haben im Gerichtssaal Platinis Verteidigung sinngemäss vorgeworfen, den Blick auf Nebenschauplätze zu lenken, die für das Urteil gegen die beiden Angeklagten keine Relevanz hätten. Thormann schrieb auf Anfrage, er habe seiner Aussage als Zeuge vor Gericht habe ich nichts beizufügen. 

Gegen Richter Thormann läuft bereits ein Strafverfahren wegen einer Teilnahme an einem Geheimtreffen zwischen der damaligen Spitze von Bundesanwaltschaft und Fifa. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Für Blatter und Platini ebenso.

Richter Thormanns Stellungnahme wurde nachträglich eingefügt.