TV-Kritik: «Gredig direkt»Als Berset eingeblendet wird, verdreht Meta Hiltebrand die Augen
Die kecke Köchin war zu Gast im SRF-Talkformat mit Urs Gredig. Die Sendung zeigte, dass die Schweizer Gastronomen Corona-müde geworden sind.
«Sali», sagt Meta Hiltebrand als Erstes. Und zwingt damit Moderator Urs Gredig zum Duzis, so, wie sie dies auch mit all den Gästen in ihrem Zürcher Restaurant macht.
Von Beginn an ist nicht ganz klar, in welcher Funktion die 37-Jährige in die Talksendung «Gredig direkt» gekommen ist: Als Küchenchefin? Als Vertreterin der Gastronomiebranche, die vom Virus geplagt wird? Oder als bekannte TV-Köchin, was sie seit ihren Auftritten in Tim Mälzers Format «Kitchen Impossible» auch ist? Wer schon mal in ihrem Restaurant Le Chef im Zürcher Kreis 4 gegessen hat, dürfte wissen, dass Meta Hiltebrand sicher eines ist: wagemutig. Zumindest auf dem Teller. Aber wie würde sie sich während der 30-minütigen Sendung metzgen?
Die Hälfte der kleinen Betriebe sei bedroht
Als ein Ausschnitt aus der letzten Corona-Pressekonferenz mit Alain Berset eingespielt wird, verdreht die Köchin mit der auffälligen roten Frisur die Augen. Sie wirkt angriffig: «Überall gibt es Ausnahmen, ganz speziell bei der Politik. Unsere Politiker reisen ja nicht mit dem Doggybag an ihre Sitzungen, sondern haben offene Kantinen», sagt sie süffisant.
Doch schon einen Satz später krebst sie wieder zurück. Grundsätzlich halte sie die Restaurantschliessungen ja für richtig. Denn wo Menschen sich träfen, da gebe es Ansteckungen: «Auch wenn ich mein Berufsverbot natürlich unmöglich finde, Corona muss verschwinden.» Aber, so stellt sie klar, niemand in der Gastrobranche sitze zu Hause und freue sich über die freien Tage.
Besonders schwer treffe es diejenigen, die nur ein individuelles Lokal betrieben und «nicht auf Massenabfertigung machen». Meist seien die Fixkosten höher als 35 Prozent des Umsatzes, «ich gehöre da auch dazu». Hiltebrand geht davon aus, dass mehr als die Hälfte aller kleinen Betriebe in ihrer Existenz bedroht sei. «Die Betreiber haben ihr ganzes Vermögen dort investiert.» Wohlgemerkt, sie klammert hier explizit die «grossen Gastronomen» aus, die anders rechnen könnten und im Bedarfsfall einfach «einen Laden verkaufen».
Keine Zeit für Gedanken über Kinderwunsch
Im Rahmen einer so kurzen Sendung hat man allerdings keine Zeit zum Verweilen. Und so wird vieles nur angetippt: Tim Mälzer etwa, der wegen Corona in einer deutschen Talksendung den Tränen nahe war. «Um ihn muss man sich finanziell wirklich keine Sorgen machen!», sagte Hiltebrand keck. Er habe während der Krise «Millionen» in einen Lokalumbau investiert.
Auch ihr auffälliges Äusseres, das von ihrer älteren Schwester, einer Werbefachfrau, kreiert wurde, war ein Thema. Oder die Tatsache, dass Meta Hiltebrand aufgrund ihres Berufs nie Zeit fand, über einen allfälligen Kinderwunsch nachzudenken. Doch kam all dies, kulinarisch gesprochen, leider nur in Häppchenform auf den Tisch.
Welche Meta Hiltebrand sah man nun in der Sendung? Eine hemdsärmelige Wirtin oder eine hippe Fernsehköchin? In erster Linie war sie ein Beispiel dafür, dass offensichtlich auch Gastronominnen und Gastronomen Corona-müde geworden sind.
«Gredig direkt» mit Meta Hiltebrand, online auf www.srf.ch
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