Nationaltrainerin Inka Grings im Interview«Meine Mama war so nervös, dass sie die ganze Wohnung geputzt hat»
Inka Grings feiert ihren ersten Sieg als Coach der Schweizerinnen. Was das alles ausgelöst hat – und was ihr Rezept gegen Lagerkoller an der WM ist.
Gegen die Philippinen gelang Ihnen der erste Sieg als Nationaltrainerin. Beruhigt Sie das?
Ja, der erste Sieg tut sehr gut. Ich stelle mich nicht gerne in den Vordergrund, primär geht es darum, dass sich das Team und der Staff endlich belohnt haben, weil alle wirklich sehr intensiv arbeiten. Aber ich glaube, es ist bekannt, dass ich Siege viel lieber mag als Niederlagen. Deshalb habe ich gut geschlafen.
Der Hotelmanager hat erzählt, dass es an der Bar extra einen «Swiss Cocktail» gibt. Haben Sie sich so einen gegönnt?
Das wusste ich gar nicht, da muss ich ihn mal drauf ansprechen. (lacht) Zurzeit ist bei uns zwar eher Wasser in den Gläsern, aber abends können wir vom Staff uns schon mal ein Gläschen Wein oder ein Bier gönnen. Da sind wir alle erwachsen genug, um zu wissen, was es verträgt. Glücklicherweise bin ich ein Wasserkind – aber am Abend bin ich manchmal schon froh, wenn ich etwas anderes trinken kann.
Über welchen Glückwunsch haben Sie sich besonders gefreut?
Generell bin ich positiv überrascht, wie viele Nachrichten ich vor und nach dem Spiel erhalten habe. Auch aus Deutschland, aber vor allem aus der Schweiz. Diese Wertschätzung freut mich sehr! Aber die einzige Nachricht, die für mich wirklich zählt, ist die von Mama. Alles andere muss warten.
Wie hat sie das Spiel geschaut?
Sie war so nervös, dass sie die ganze Wohnung geputzt hat. Ich habe ihr gesagt, dass sie das nächste Spiel bei mir zu Hause schauen kann – dann ist unsere Wohnung auch endlich mal wieder sauber. (lacht) Obwohl: Jetzt kommt sie hierher, sie freut sich sehr.
«Nach unruhigem, nervösem Start waren wir sehr dominant, viel geduldiger als zuletzt.»
Und Sie, wann haben Sie das Spiel analysiert?
Tatsächlich am Morgen nach dem Spiel, ich war früh wach. Nach unruhigem, nervösem Start waren wir sehr dominant, viel geduldiger als zuletzt, das hat mir gut gefallen. Wir können aber noch etwas schneller spielen, und wir müssen unsere Torchancen effizienter nutzen. Dennoch sollten wir ein Stück weit auch mal zufrieden sein.
Sie sind schon seit knapp sechs Wochen am Stück zusammen. Was machen Sie gegen drohenden Lagerkoller?
Ich finde, dass wir ein extrem gutes Programm mit vielen Abwechslungen zusammengestellt haben. Mal geben wir frei, mal organisieren wir eine Überraschung. Dass uns der Verband solche Dinge ermöglicht, finde ich nicht selbstverständlich, schliesslich kostet das alles auch Geld.
Hilft es, dass Sie als Spielerin selber schon Europa- und Weltmeisterschaften erlebt haben?
Auf jeden Fall! Damals im Nationalteam kam so etwas wie Lagerkoller nie auf, wahrscheinlich habe ich da diese Dinge unbewusst aufgesaugt. Aber ich habe auch mit Spielerinnen gesprochen und ihre Meinungen abgeholt. Sie haben da ein gutes Händchen – und die Stimmung im Team ist hervorragend.
«Wenn es um Medienarbeit geht, verkriechen sich plötzlich alle im Keller.»
Und wie ist es im Staff? Geht man sich da irgendwann auf die Nerven?
Irgendwann schicke ich alle einfach mal raus und sage ihnen, dass ich keinen Bock mehr auf sie habe. (lacht) Nein, wir verstehen uns gut, alle haben ihre Aufgabengebiete. Ausser wenn es um Medienarbeit geht, da verkriechen sich plötzlich alle im Keller, weil sie ja so intensiv arbeiten müssen. (lacht) Ich finde, wir haben eine gute Balance: Ein professionelles Arbeitsverhältnis, aber wir verstehen uns auch privat sehr gut. Vor allem schätze ich den Respekt und die Loyalität, die sind extrem gross. Wir gehen uns auf jeden Fall noch nicht auf den Senkel.
Nun könnten Sie mit einem Sieg gegen Norwegen bereits das Achtelfinalticket buchen …
Für Norwegen hingegen ist es eine schwierige Situation. Sie gehören immer noch zu den Topfavoritinnen – mit Spielerinnen, die das im Vorfeld auch selbst betont hatten. Im Vergleich zu den Philippinen sind das ganz andere Spielerinnentypen, gerade in der Offensive. Aber wir haben gesehen, was sie nicht so gerne mögen und wo sie ihre Schwächen haben.
Wo denn?
Ich fand, dass sie in ihrem System viele Lücken haben und deshalb viele Chancen zugelassen haben. Natürlich müssen wir diese Lücken perfekt bespielen, um zu Gelegenheiten zu kommen. Und die Aggressivität, die Neuseeland über neunzig Minuten lang auf den Platz gebracht hat, das gefällt der einen oder anderen Spielerin von Norwegen gar nicht. Wir müssen kompakt und aggressiv auftreten, nur so können wir bestehen.
Unser Podcast zur WM
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.