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Uhrenfirma platziert illegal Werbung im Zürichsee

Klamauk unter Wasser: Taucher sollten vor dem Werbetransparent ein Selfie machen und der Uhrenfirma einschicken.

Immer ausgefallener, immer spektakulärer: Werbemachern ist fast jedes Mittel recht, um Aufmerksamkeit zu erzielen. Mitunter nimmt dies eigenartige Formen an – das zeigt das Beispiel einer Werbeaktion einer Uhrenfirma, die im Zürichsee stattfand und für Unmut sorgte. Das Unternehmen hatte eine Kommunikationsagentur mit einer Kampagne für ihre Taucheruhren betraut. Die Werber heuerten sodann Taucher an, die ein grosses Plakat unter Wasser platzierten.

Sie wählten dafür einen unter Sporttauchern beliebten Platz: das sogenannte Riff Williams vor Herrliberg. Der Einstieg zu diesem Tauchplatz befindet sich bei einer Wiese, die etwa 200 Meter weit vom Hafen entfernt Richtung Zürich liegt. Beliebt ist die Stelle unter anderem deshalb, weil dort zwei Steilwände bis auf 30 Meter hinunter reichen. Das Plakat hängten die Taucher an zwei Ketten befestigt vor einer der Felswände auf.

Die Polizei schritt ein

Die Werbung sollte sich nicht nur auf den Unterwasserraum begrenzen, sondern auf sozialen Medien wie Facebook ihre Fortsetzung finden. Doch die Aktion dauerte nicht lange – sie musste aufgrund von Reklamationen abgebrochen werden, wie die ZSZ aus gut unterrichteter Quelle weiss.

Denn andere Sporttaucher, die am Riff Williams auf die Werbung stiessen beziehungsweise in den sozialen Medien davon erfuhren, empörten sich darüber, dass der Zürichsee als Werbeplattform herhalten musste. Wenigstens unter Wasser, so fanden viele, solle man Ruhe haben von der Dauerberieselung mit Werbebotschaften.

«Eine Busse hat es unseres Wissens nicht gegeben»

Yves Seiler, Werbeagentur Wirz Activation

Schliesslich wurde die Polizei auf die Aktion aufmerksam. Sie wies den Uhrenhersteller an, das Plakat sofort wieder zu entfernen. Als die Taucher ausrückten, die das Transparent montiert hatten, war es aber verschwunden. Vermutlich hatte die Seepolizei es bereits eingeholt.

Der Vorfall ereignete sich im vergangenen Sommer, doch es stellt sich nach wie vor die Frage: Was ist im Zürichsee erlaubt? Darf der öffentliche Raum – auch unter Wasser – ohne Weiteres für Werbebotschaften genutzt werden?

Bewilligung nicht erteilt

Der Zürichsee fällt in die Hoheit des Kantons. Zuständig ist somit das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel). Dort hatte man bis anhin von der Werbeaktion keine Kenntnis, wie Mediensprecher Wolfgang Bollack auf Anfrage sagt. Zulässig wäre sie gemäss dem Wasserwirtschaftsgesetz nur, wenn eine wasserrechtliche Bewilligung vorliegt.

Konzessionen und Bewilligungen zur Nutzung öffentlicher Gewässer dürfen jedoch gemäss dem entsprechenden Gesetzesparagraf nur erteilt werden, «wenn sie weder öffentliche Interessen erheblich beeinträchtigen noch die Rechte anderer Wassernutzungsberechtigter erheblich schmälern.» Praxisgemäss erteile das Awel keine wasserrechtlichen Konzessionen oder Bewilligungen für Anlagen auf oder im See, die reinen Werbezwecken dienen würden, sagt Wolfgang Bollack diesbezüglich. Und: «Erfährt das Awel von einer Werbeaktion in oder auf einem öffentlichen Gewässer, so interveniert es. Ob dies dann zu einem Strafverfahren führt, muss im Einzelfall geprüft werden.»

Uhrenfirma schweigt

Wie sich der Basler Uhrenhersteller Oris dazu stellt, der seine Produkte im Zürichsee beworben hat, ist unklar. Er reagierte nicht auf eine Anfrage der ZSZ. Die zuständige Kommunikationsagentur hingegen räumt ein, dass sie keine Bewilligung eingeholt hat. «Es liegt in der Natur kreativer Guerilla-Massnahmen, dass Agenturen diese im Vorfeld eher selten behördlich freigeben lassen. Wir haben in diesem Fall auch darauf verzichtet», sagt Yves Seiler von der Kommunikations- und Werbeagentur Wirz Activation.

Das Plakat unter Wasser sei zudem nur als temporäre Werbung gedacht gewesen und sollte dort maximal 14 Tage installiert sein. Allerdings wurde es bereits nach sieben Tagen wieder entfernt. Die Agentur wollte dies eigentlich selber tun, die Seepolizei kam ihren Tauchern aber offenbar zuvor. Das Plakat konnte die Agentur später bei der Gemeinde Herrliberg abholen.

Konsequenzen für die Agentur oder den Uhrenhersteller hatte der Vorfall aber noch nicht. «Eine Busse hat es unseres Wissens nicht gegeben», sagt Seiler. Er betont zudem, dass die gesamte Aktion ökologisch einwandfrei gewesen sei. Beispielsweise seien für den Druck des Plakats Farben verwendet worden, die auch fürs Lackieren von Booten benutzt würden. «Auch haben wir das Plakat nicht am Boden des Sees verankert, sondern über eine temporäre Konstruktion mit Schwimmgewichten und Bojen fixiert.»

«Branche muss damit leben»

Ökologisch motiviert war die Kritik allerdings ohnehin nicht. In den sozialen Medien, wo die Aktion bespielt wurde, ging es in der Diskussion zwischen Befürwortern und Gegnern um einen anderen Punkt: «In den negativen Kommentaren ging es vor allem darum, dass die Taucher im See nicht durch Werbung gestört werden wollten», sagt Seiler.

Werbung, so sein Fazit, werde nicht von allen Menschen gleich geschätzt. «Damit muss die Branche leben.» Dies sei auch der Grund, weshalb man mit ungewöhnlichen Aktionen wie dem Unterwasserplakat neue Wege gehen wolle.