McSorley: «Wir haben noch nicht das Letzte gesehen von Arno»
Chris McSorley ist Freund und ewiger Rivale Arno Del Curtos. Vor dem Match in Davos spricht Genfs Trainer über «komische Gefühle».
Sie spielen heute nach 18 Jahren erstmals gegen einen nicht von Arno Del Curto gecoachten HCD. Haben Sie sich Gedanken gemacht auf der langen Anfahrt nach Davos?
Ja. Und ich dachte, ich würde nie über so etwas nachdenken. Arno war eine Institution für so viele Jahre, und für all die 18 Jahre, die ich in der Schweiz bin. Eine Säule der ganzen Liga und das Gesicht all der Erfolge des HC Davos. Gegen Davos ohne Arno? Heute wird es eine sehr komische Erfahrung für mich. Eine Art Melancholie wird mich durch dieses Spiel begleiten.
Servette gegen Davos war vor allem in Genf fast immer eine «Schlacht».
Es gab wirklich kaum einmal ein einfaches Spiel. Das lag auch an Arno, der anderen Leuten Leidenschaft übertragen konnte, fast schon wie einen Virus. Darum war er für mich ein Mentor, jemand, zu dem ich immer hochgeschaut habe.
Haben Sie Verständnis, dass er genug hatte?
Ich habe mit ihm gesprochen. Aber ich kenne die genauen Umstände nicht. Ich denke, Coaches sind am Ende nur so gut wie ihre Mannschaft. Davos liess diverse wichtige Spieler ziehen. Das hat die Mannschaft geschwächt, die Importspieler hatten zudem einen schlechten Start in die Saison.
Aber Del Curto fand immer einen Weg. Bis jetzt.
Ja, aber das aktuelle Davoser Team ist, zumindest auf dem Papier, das schwächste, das ich je sah in all den Jahren. Da würde nicht mal eine Rolle spielen, wenn Mike Babcock (einer der aktuell populärsten NHL-Trainer, die Red.) hinter der Bande stehen würde. Ich glaube, alles wäre ähnlich. Für mich ist Arno ein Elite-Trainer.
Del Curto ging nach 22 Jahren. Sie selber sind seit 18 Jahren in Genf. Macht das Angst? Kommt bald auch für Sie die Zeit, wenn es einfach nicht mehr weiter geht?
Die ganze Geschichte um Arno lässt mich «sterblicher» fühlen, das ist so. Es gibt einige «Young Guns» unter den Trainern, aufstrebende, sehr gute junge Coaches. Aber Arno wurde ja nicht dümmer mit den Jahren. Und auch ich werde immer smarter. Sie entlassen Ihren Banker auch nicht, weil er 60 wird. Es ist das Alter, wenn die Erfahrung eine immense Rolle spielen kann. Das gilt auch fürs Coaching.
Sie selber sprachen vor der Saison, dass Sie wegen des immer grösser werdenden Altersunterschieds zu den Spielern sich auch anpassen müssen. Wie sehr ist Ihnen das bislang gelungen?
Ich glaube schon, dass ich mich verändert habe. Wenn auch nicht allzu sehr. (lacht) Auch unser Club hat grosse Herausforderungen diese Saison. Ich glaube dennoch, dass wir das Playoff erreichen werden. Und vielleicht noch mehr.
Der HCD spielt sein erstes Meisterschaftsspiel ohne Del Curto gegen Chris McSorley – dem Trainer, der nun dank Del Curtos Rücktritt selber der amtsälteste der Liga ist. Welch wunderbarer Zufall!
Das ist wirklich einmalig! Ich coache heute nun gegen Michel Riesen, den ich für seine Spielerkarriere sehr schätze. Er wird heute ein sehr motiviertes Team haben. Ein Team, das vielleicht auch für Arno gewinnen will. Das Spiel ist fast schon eine Art Tribut für Arno.
Was bedeutet es Ihnen, nun der «Trainer-Methusalem» der Liga zu sein?
Ich habe sehr grosses Vertrauen in meine Skills. Genf hatte grossen Erfolg, wir erreichten das Playoff in 18 Jahren 16 Mal. Das ist enorm! Wir waren meistens eines der Teams mit tieferem Budget. So bin ich. Ich liebe das zu tun, was ich tue. Ich hoffe, ich kann das noch so lange machen, bis sie mich auf einer Bahre Beine voraus zur Halle hinaustragen. Das wäre der perfekte Abgang. Aber hoffentlich nicht schon heute! (lacht)
Was glauben Sie, wie es weiter geht mit Del Curto?
Ich bin sicher, wir haben noch nicht das Letzte von Arno gesehen. Er hat noch gute Jahre in sich. Ein Club wird sicher bald einen smarten Entscheid treffen …
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