Kommentar zur Swiss-KriseMassenentlassung ist nachvollziehbar, das Festhalten an Helvetic nicht
Für die Entlassungen kann man der Swiss-Spitze keinen Vorwurf machen. Aber dafür, dass sie gleichzeitig Ebners Airline für sich weiterfliegen lässt.
Die Swiss entlässt Hunderte Personen. Das ist ein Drama für die Betroffenen. Aber wenn die Geschäftsleitung der Meinung ist, dass das für das Überleben der Gesellschaft nötig ist, scheint sie dazu gezwungen. Bei einem zweiten Grounding würde ein Vielfaches an Menschen die Arbeit verlieren. Und die Eidgenossenschaft 1,275 Milliarden Franken.
«Warum kommen die Entlassungen gerade jetzt?», wurde Swiss-Finanzchef Markus Binkert am Donnerstag von einem Journalisten gefragt. Er antwortete: «Man könnte auch fragen: warum erst jetzt?» Er hat recht. Die Swiss hat länger als die meisten anderen Airlines auf Kündigungen verzichtet, obwohl sie stärker als die meisten von der Pandemie betroffen ist.
Anständige Löhne sind Pflicht
Umso fragwürdiger ist vor diesem Hintergrund, dass die Swiss weiterhin Flüge an Helvetic Airways auslagert. Dass sie also mehr eigene Angestellte entlassen muss, weil jene des Milliardärs Martin Ebner deren Job machen. Dass Helvetic ihnen – auch wenn sie das bestreitet – dabei schlechtere Arbeitsbedingungen als die Swiss bietet, macht das Ganze noch fragwürdiger. Denn die Swiss positioniert sich als Premium-Airline. Da gehören sich anständige Löhne.
Dabei stellt sich die Frage, ob die Swiss den Vertrag mit Helvetic weiterführen will oder ihn nicht kündigen kann. Beides wäre schlecht. Die Swiss beantwortet die Frage auf Anfrage nicht.
Kündigt sie den Vertrag nicht, obwohl sie könnte, ist es aus genannten Gründen ungerecht gegenüber den eigenen Mitarbeitern. Sieht sie sich dagegen zum Festhalten gezwungen, hat sie bei der Vertragsverhandlung vor Corona geschnitzert. Sie hätte die Möglichkeit einer Pandemie im Hinterkopf haben und auf entsprechenden Kündigungsklauseln beharren müssen.
Das Argument, dass damit keiner rechnen konnte, zieht nicht. Der Flughafen Zürich richtet seine Strategie schon seit Jahren an einem Pandemieszenario aus. Guter Rat wäre für die Swiss-Manager also gleich um die Ecke zu haben gewesen.
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