Marsch fürs Läbe in ZürichKundgebung mit Störaktionen – Polizei verhaftet zwei Gegendemonstranten
Gegen 1000 Abtreibungsgegnerinnen und -gegner haben am Samstag am Marsch fürs Läbe in Zürich Oerlikon teilgenommen. Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort. Linke Gegendemonstranten lieferten sich mit ihr Scharmützel.
Der Samstag Mitte September ist für alle Schweizer Abtreibungsgegnerinnen und -gegner jeweils ein grosser Tag: Mit dem Marsch fürs Läbe machen sie auf ihr Anliegen aufmerksam – «Leben zu schützen», so klein es auch sei. Auch an der diesjährigen 13. Kundgebung am Samstagnachmittag auf dem Marktplatz in Zürich Oerlikon, gingen nach Angaben der Veranstaltenden rund 1500 Teilnehmende für die «Schwächsten der Gesellschaft» auf die Strasse. Es war ein bunter Haufen aus jungen und älteren Personen, die dem Motto «Sei ihre Stimme» gefolgt waren. Sie alle eint der Glaube an Gott.
Mit dieser Haltung sind linke Gruppierungen nicht einverstanden. Deshalb hatten sie im Vorfeld, wie schon in den vergangenen Jahren, zur Gegendemonstration aufgerufen. Aus ihrer Sicht kann jeder selber bestimmen, was mit seinem eigenen Körper geschieht. Sie mobilisierten mit dem Slogan «My body my choice – Fu(n)dis boxen».
So weit kam es aber nicht. Eine versprengte Gruppe von rund 30 Gegendemonstrantinnen und -demonstranten versuchte den Kundgebungszug immer wieder mit kleinen Aktionen zu stören. Die Polizei, die mit einem Grossaufgebot in Oerlikon präsent war, vereitelte aber jede noch so kleine Pöbelei.
So begannen am Anfang der bewilligten Kundgebung eine Gegendemonstrantin und drei männliche Kollegen, die mit gelben Gilets als Abfallsammler getarnt waren, am Rande des Platzes lauthals in ihre Trillerpfeifen zu blasen. Die Polizisten umstellten sie umgehend, kontrollierten sie und wiesen sie weg.
Den Marktplatz hatte die Polizei im Vorfeld mit Metallabschrankungen abgesperrt, um ein Zusammentreffen von Abtreibungsgegnern und den Gegendemonstrantinnen zu verhindern. Am Himmel kreiste stets ein Polizeihelikopter.
Für den Schutz gebetet
Kurz vor 16 Uhr fassten die Teilnehmenden vom Marsch fürs Läbe die vorgefertigten Transparenttafeln und marschierten los. Angst hatten die Teilnehmenden nicht. Sie hätten für den Schutz von Gott gebetet, sagten mehrere. Die Teilnehmenden skandierten: «Mir sind fürs Läbe. We are pro life.»
Polizistinnen und Polizisten in Vollmontur samt Schutzschild begleiteten den Umzug. Sobald vom Strassenrand her Parolen wie «Gönd hei» in Richtung des Demonstrationszugs ertönten, suchten Mitarbeitende vom Dialogteam der Polizei das Gespräch mit den pöbelnden Personen.
Scharmützel beim Bahnhof Oerlikon
Zurück beim Bahnhof Oerlikon zeigte sich eine kleine Gruppe von Gegendemonstrantinnen mit einem Transparent «My body my choice» vor der Reihe der Polizisten.
Später kam es zu einem Zwischenfall mit zwei Demonstranten auf dem Velo. Als sie davonfahren wollten, stoppte sie die Polizei und nahm sie fest. Sie waren der Polizei schon während des ganzen Marschs immer wieder aufgefallen.
Zum Ende des Umzugs wurden die Abtreibungsgegnerinnen und -gegner von den Gegendemonstranten am Bahnhof mit Rufen verabschiedet: «Hätte Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben!» Danach lieferten sich die Gegendemonstrantinnen und -demonstranten noch einige kleine Scharmützel mit der Polizei.
Die Polizei hatte im Rahmen der Veranstaltung nach eigenen Angaben rund 100 Personen kontrolliert und weggewiesen. Zudem hatte sie pyrotechnische Gegenstände, Vermummungsmaterial und Transparente sichergestellt.
Probleme mit der Mobilisierung
Die Teilnehmenden konnten den Nachmittag trotz allem geniessen. Einem Senior aus der Ostschweiz hatte es vor allem die Musik der blinden Sängerin Bernarda Brunovic aus Dietikon angetan. Die Halbfinalistin bei «Voice of Germany» engagiert sich seit Jahren für den Marsch fürs Läbe und hat den diesjährigen Song «Welcome on Earth» eingesungen.
Politisch hatten die Abtreibungsgegnerinnen und -gegner zuletzt mehr Mühe zu mobilisieren. Vergangenen Dezember hatten sie Unterschriftensammlungen für zwei eidgenössische Volksinitiativen für eine strengere Regulierung der Abtreibung lanciert. Und beide kamen nicht zustande.
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