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Nach Unfall am Lauberhorn
«Ich schaue mir die Bilder vom Sturz immer wieder an»

Wieder am Anfang: Nach dem Kreuzbandriss steht Marco Kohler eine längere Rehabilitation bevor. Aber der Berner Oberländer will alles daransetzen, nächsten Herbst wieder fahren zu können.
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Das Lauberhorn – es ist der Schicksalsberg von Marco Kohler. 2020 donnert er im Ziel-S in die Fangzäune, das linke Knie ist ein Totalschaden. Der Rehabilitationsprozess wird begleitet von heftigen Rückschlägen und der Frage, ob es je wieder etwas wird mit dem Skifahren. Zwei Jahre lang bestreitet der Berner Oberländer keine Rennen, dann kommt er zurück und startet in der laufenden Saison durch. Achter, Zehnter und Dreizehnter wird Kohler in Bormio und Gröden. In Wengen will er Frieden schliessen mit der Vergangenheit, in der ersten Abfahrt ist er bei der zweiten Zwischenzeit Sechster, doch er stürzt erneut. Während Jugendfreund Marco Odermatt erstmals in der Königsdisziplin triumphiert, wird Kohler mit dem Helikopter abtransportiert. Dieses Mal ist es das rechte Knie: Kreuzbandriss, Zerrung des Innenbandes, Beschädigung des Meniskus.

Zwei Wochen sind vergangen, nun spricht der 26-Jährige über:

… seine Beschwerden:

«Es tut schon sehr weh, wieder solch einen Rückschlag zu erleiden. Ich bin mental noch immer nicht ganz auf der Höhe, das braucht seine Zeit. Physisch geht es mir grundsätzlich gut, aber ich habe schon Beschwerden: Die Nähte am Innenmeniskus spüre ich, auch an der Oberschenkelrückseite habe ich Schmerzen – bei der Entnahmestelle der Sehne fürs neue Kreuzband. Zudem ist mein Körper nun total runtergefahren, nachdem er monatelang hart gearbeitet hat. Als Folge davon habe ich ab und zu Krämpfe, das ist ein komisches Gefühl.»

… den Verarbeitungsprozess:

«Im Spital war ich sehr enttäuscht, da war ich im Loch. Zumal ich zuvor ja gut drauf gewesen bin. Der mentale Aspekt ist sehr komplex. Natürlich denke ich manchmal: Wieso trifft es wieder mich? Meine Mentaltrainerin ist eine grosse Stütze, sie hat mir schon beim letzten Mal sehr geholfen. Ich schaue mir die Bilder vom Sturz immer wieder an, das ist wichtig für den Verarbeitungsprozess. Die Bilder kommen sowieso ständig hoch, etwa, wenn ich auf den Unfall angesprochen werde. Wir haben ein Schema entwickelt, bei dem es darum geht, die bösen Erinnerungen aus dem Hirn zu löschen und durch schöne Bilder zu ersetzen. Ich stelle mir vor, wie ich den Sprung vor dem Haneggschuss perfekt meistere und sauber ins Ziel fahre. Als hätte es den Sturz nie gegeben.»

Die verhängnisvolle Szene: Marco Kohler stürzt beim Sprung vor dem Haneggschuss.

… den Vergleich mit dem Sturz 2020:

«Ich erlebte ein Déjà-vu. Wieder stürzte ich in Wengen, auch der Abtransport verlief gleich. Doch seit der Operation ist die Ausgangslage eine andere: Vor vier Jahren war die Verletzung sehr komplex, nun ist sie vergleichsweise simpel – auch wenn sie meinen Körper wieder verändern wird. Der Weg zurück dürfte weniger beschwerlich sein. Der Rücktritt war jedenfalls zu keiner Sekunde ein Thema.»

… den Zeitplan:

«In den nächsten fünf Wochen kann ich so gut wie nichts machen. Um auf andere Gedanken zu kommen, reise ich nun in die Ferien, in die Wärme. Danach beginnt die Rehabilitation. Ich habe bei diesem Thema viele Erfahrungen und weiss, auf was ich mich einlasse und welche Fehler zu vermeiden sind. Das Ziel ist es, im Herbst wieder auf den Ski zu stehen – und zu Beginn der neuen Saison dabei zu sein.»

… die Kontroverse in Wengen:

«Man muss die Unfälle von Aleksander Kilde, Alexis Pinturault und mir einzeln betrachten. Bei mir war es ein klarer Fahrfehler, die Belastung spielte im ersten Rennen noch keine Rolle. Natürlich war diese für die Fahrer in jener Woche mit drei Rennen und zwei Trainings gross. Aber: Es gab viele, die das Ziel erreicht haben, man kann nicht alles aufs strenge Programm zurückführen.»

… die Zuschauerrolle:

«Die Rennen in Kitzbühel habe ich mir angeschaut, obwohl es noch mehr schmerzte, das Ganze aus der Ferne verfolgen zu müssen. Aber das gehört ebenso zum Prozess. Ich werde an kein Rennen reisen, aber auch künftig am TV mitfiebern. Primär wegen meiner Freunde, ihre guten Ergebnisse freuen mich sehr.»