Polizeieinsatz beim Bahnhof OerlikonMann auf Kran hielt die Einsatzkräfte 15 Stunden in Atem
Die Polizei konnte am Dienstag in Oerlikon einen Mann bewegen, von einem Baukran herunterzustiegen, auf dem er sich verschanzt hatte. Beim Einsatz wurde eine Feuerwehrfrau verletzt.
Erst am Dienstagmorgen kurz nach 10 Uhr kam Bewegung in die Gruppe Menschen, die sich hoch oben auf dem Kranausleger aufgehalten hatte. Der Mann, der am Montagabend kurz nach 20 Uhr auf den Kran direkt beim Bahnhof-Oerlikon geklettert war, schien endlich mit sich reden zu lassen.

Der Mann nimmt eine Flasche Wasser entgegen und lässt sich endlich auf ein Gespräch ein.
In den fünfzehn Stunden zuvor hatte er die Einsatzkräfte in Atem gehalten. Er warf immer wieder mit Gegenständen, hämmerte gegen das Metall und entfachte auf dem Kran mehrere Feuer. Der Rauch war weitherum sichtbar. Am Dienstagmorgen zündete er die Führerkabine an. Die Brände gingen teilweise selbst aus, andere konnten von der Feuerwehr gelöscht werden.

Wie die Stadtpolizei am Dienstag mitteilte, gelang es erst den Spezialistinnen und Spezialisten der Verhandlungsgruppe und den Seilspezialisten der Interventionseinheit Skorpion, mit dem Mann ins Gespräch zu kommen. Kurz nach 11 Uhr am Dienstagmorgen steigt er, begleitet von der Polizei, freiwillig den Kran hinunter.
Wieder zurück auf der Erde, wurde er zuerst medizinisch versorgt, danach auf die Polizeiwache gebracht und ärztlich betreut. Für die Spurensicherung wurde das Forensische Institut Zürich beigezogen.

Begleitet von der Polizei steigt der Mann hinunter.
Wegen des Polizeieinsatzes wurde die Gegend rund um den Bahnhof Oerlikon während Stunden abgesperrt, Der Bahnverkehr war unterbrochen, da sich die Baustelle mit dem Kran direkt neben dem Bahnhof befindet. Der Ausleger, auf dem der Mann sich aufhielt und hin und herbewegte, ragt zum Teil über die Gleise hinaus.
Der Unterbruch im Bahnhof Oerlikon hatte laut SBB Auswirkungen auf den Bahnverkehr in der ganzen Schweiz. Auch der Tram- und Busverkehr wurde stark beeinträchtigt. Nach 12.30 Uhr begann der öffentliche Verkehr allmählich wieder zu rollen.
Schwere Psychosen und Verfolgungswahn
Die Identität des Mannes stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht zweifelsfrei fest. Auch das Motiv für die Tat sei noch in Abklärung, schrieb die Polizei am Dienstag. Inzwischen steht fest, dass es sich um einen 34-jährigen Portugiesen handelt.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat Untersuchungshaft für den Mann beantragt, wie «20 Minuten» am Freitag schreibt. Er steht im Verdacht, sich der Straftatbestände der Körperverletzung, des Hausfriedensbruchs, der qualifizierten Sachbeschädigung, der Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte sowie weiterer Delikte schuldig gemacht zu haben.

Der Mann warf mit Gegenständen.
Am Freitag äusserte sich auch die Schwester des Beschuldigten gegenüber der Pendlerzeitung. Seit Jahren kämpfe ihr Bruder mit Psychosen und Verfolgungswahn. Er konsumiere auch Drogen und Alkohol. Am Montag habe er sich in einem psychotischen Zustand befunden «Er fühlte sich verfolgt.» Darauf deutet auch sein Verhalten auf dem Kran hin: Er habe einen Livestream auf Facebook geschaltet, in dem er unter anderem erwähnte, dass ihn jemand umbringen wolle.

Der Mann wird medizinisch betreut, nachdem er unten angekommen ist.
Die Stadtpolizei war mit einem Grosseinsatz vor Ort, der Unfalltechnische Dienst setzte auch Drohnen ein. Zudem waren zahlreiche Sicherheitsleute im Einsatz, die sich um die Absperrungen und Umleitungen kümmerten. Die Berufsfeuerwehr von Schutz Zürich stand unter anderem mit Sprungrettern, Höhenrettern und dem Hubretter bereit. Dazu kam die Sanität mit Notarzt und zwei Rettungswagen.
Vor Ort waren auch Mitarbeitende von VBZ, der SBB und der Firma, welche die Baustelle betreibt. Die Baustelle ist mit Bretterwänden oder Gitter gesichert.
Aufwändigste Einsatz der Geschichte
Laut Stapo-Mediensprecherin Hödli gehört dieser Einsatz den den aufwändigsten in der Geschichte der Stadtpolizei. Sie erinnert sich an einen ähnlichen Fall vor elf Jahren, als sich ebenfalls ein Mann auf einem Kran verschanzte. Dieser konnte damals nach zwanzig Stunden dazu gebracht werden, abzusteigen.

Das Aufgebot an Einsatzkräften rund um den Bahnhof Oerlikon war am Dienstagmorgen gross.
Bereits in der Nacht auf Sonntag war ein Mann auf einen Baukran geklettert – und heruntergestürzt. Er zog sich dabei tödliche Verletzungen zu. Die Polizei sucht Zeugen. Gemäss den bisherigen Erkenntnissen war der Mann in Altstetten bei einer Baustelle an der Badenerstrasse zwischen dem Schneeglöggli- und dem Campanellaweg von einem Baukran gestürzt, wie die Polizei weiter mitteilte.
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