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Mini-Serie «1923»
Man könnte ihnen stundenlang zuschauen

Harrison Ford und Helen Mirren in der Westernserie «1923».
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Harrison Ford verfügt über eine besondere Fähigkeit: Er kann grinsen und gleichzeitig grimmig gucken, ohne seinen Gesichtsausdruck zu ändern. Mit dieser stoischen Mimik ist Ford zum Lieblingsmiesmuffel mit goldenem Herzen von Hollywood geworden.

In der Neo-Westernserie «1923» ist der Zwei-Emotionen-Gesichtsausdruck besonders gefragt, weil Ford in der Rolle als Patriarch der Grossgrundbesitzer-Dynastie Dutton permanent verdutzt und verwundert ist; tief besorgt darüber, was im US-Bundesstaat Montana zwischen Erstem Weltkrieg – den die Amerikaner «The Great War» nennen – und Great Depression passiert.

Die Roaring Twenties gibt es nicht an diesem Ort zu Beginn der Prohibition; Leute wie der von Ford verkörperte Jacob Dutton sind keine Partyhengste, sondern Cowboys, wie Ford mit grimmigem Grinsen gleich zu Beginn sagt: «Ich bin seit 1894 hier, und ich habe noch nie ein einfaches Jahr erlebt.»

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Die Mini-Serie, geplant sind zwei Staffeln mit jeweils acht Episoden, ist eingebettet ins Universum von «Yellowstone». Inzwischen in der fünften Staffel geht es um den Witwer John Dutton, der in Montana die grösste zusammenhängende Ranch der USA betreibt. «1923» ist sowohl Prequel zur Originalserie als auch Sequel zum Spin-off «1883».

Erfinder Taylor Sheridan ist damit zum Quotenbringer für Paramount geworden, es sind bereits drei weitere «Yellowstone»-Ableger geplant: «Lawmen: Bass Reeves» über Reeves, der in die Sklaverei geboren und 1875 der erste People-of-Color-Hilfsmarshall im Wilden Westen wird. «6666» soll in der Gegenwart auf der legendären 6666-Ranch in Texas spielen und «1944» im Montana der Dutton-Familie während des Zweiten Weltkriegs.

Der Masterplan von Showrunner Sheridan erinnert an «Star Wars»

Das ist wichtig, denn damit sind Handlung und Figuren von «1923» eingebettet in einen viel grösseren Zusammenhang; andererseits, das scheint zumindest der Masterplan von Sheridan zu sein, sollen die einzelnen Produktionen in dieser «Yellowstone»-Welt auch für sich existieren können – also ein bisschen so, wie es sich bei Disney mit «Star Wars» verhält.

Sheridan hat allein für die ersten drei «Yellowstone»-Serien die Hollywood-Elite begeistern können; Kevin Costner beispielsweise, Tom Hanks, Billy Bob Thornton, Sam Elliott, Faith Hill – und nun eben Harrison Ford und die wunderbare Helen Mirren, die als Duttons Ehefrau Cara gleich zu Beginn der Serie jemanden eiskalt abknallt und in der Rolle der «bad-ass bitch» regelrecht aufgeht.

Geht in der «bad-ass»-Rolle auf: Helen Mirren (links).

Die Chemie zwischen Ford und Mirren ist herausragend. Man könnte den beiden stundenlang dabei zusehen, wie allein ihre Gesichtsausdrücke Dutzende Emotionen transportieren. Nur: Was will Sheridan mit der Geschichte sagen, ausser dass der Mensch dem Menschen nicht nur ein Wolf ist, sondern sogar Freude dabei verspürt, andere zu verletzen?

Er treibt das sogenannte «Slow Burning» der Handlung, also das langsame, geduldige Erzählen einer Geschichte, derart auf die Spitze, dass man hin und wieder «Nun leg doch bitte schön mal ein Holzscheit nach» brüllen möchte. Wenn er das nämlich dann tatsächlich mal tut, ist «1923» eine berührende Erzählung aus der amerikanischen Geschichte, die von Imperialismus und vom Umgang mit indigenen Völkern handelt.

Einen weiteren Vorteil gibt es freilich noch: Wer sich im «Yellowstone»-Universum wohlfühlt, mit «1923» aber nicht viel anfangen kann, findet zahlreiche andere Geschichten aus unterschiedlichen Zeitspannen der US-Historie. Harrison Ford würde da sicher grimmig grinsen.