Mamablog: Konfliktzone GeschirrspülerSpül endlich das Geschirr ab!
Oder worum es bei Streitereien rund um den Geschirrspüler tatsächlich geht.
Lange hatte ich geglaubt, mein Mann und ich seien die Einzigen. Oder zumindest besonders eigenartige Beziehungsexemplare, die es auch nach mehreren gemeinsamen Jahrzehnten nicht lassen konnten, einem äusserst fragwürdigen Hobby zu frönen: dem Streiten über die fachgerechte Handhabung des Geschirrspülers! Ich wollte, dass er vor dem Einräumen abspült, doch er tat es nicht. Er fand, ich staple die Teller zu dicht aufeinander, doch ich änderte nichts. Und die Kinder? Die verstanden das Wort «Schokolade» zwar auch, ohne die Hälfte der Buchstaben zu kennen, doch auf das Wort «Einräumen» wurde das Geschirr weiterhin AUF statt IN den Spüler gestellt. Jahrelang dachte ich also, wir seien die einzige Familie, die sich in solch banalen Diskussionen verliert. Doch je mehr Freundinnen ich davon erzählte, desto häufiger erntete ich ein: «Ha! Das ist bei uns genauso!»
Konfliktzone Geschirrspüler
Warum aber diese Vielzahl von Konflikten rund um ein Gerät, das uns das Leben erleichtern und nicht erschweren sollte? Nun, vielleicht genau deshalb! Es gibt wohl keinen Gegenstand im Haushalt, der so minutiös abbildet, wer wie tickt. Wer sich den Bedürfnissen des anderen stellt – oder eben nicht. Im Zentrum einer Abwaschmaschine treffen Familienmitglieder, Arbeit und die Sehnsucht nach Erleichterung aufeinander und bilden damit DIE sichtbare Schnittstelle zwischen Individualität und Gemeinschaft. Zudem ersetzt sie jahrhundertealte Rituale, in denen gemeinsam abgewaschen, diskutiert, gestritten oder auch einfach «Warum schon wieder ich?» gemurmelt wurde. Auseinandersetzung, die nun durch das Eco-Programm einer Maschine laufen, machen die Abwaschmaschine vielleicht gerade deshalb zum Stellvertreter diverser Familien- und Beziehungsthemen. Meine hobbypsychologische Analyse im Freundeskreis konnte dabei folgende Spitzenreiter und die möglicherweise darunter liegenden Aussagen ermitteln. Denn – seien wir mal ehrlich – eigentlich geht es dabei doch weder um Geschirr noch um den Spüler, oder?
Vorwurf und Realität – was hinter den Streitereien steckt:
Vorwurf 1: Du spülst die Teller nicht ab, bevor du sie in die Maschine stellst. Darum muss ich mühsam eingetrocknete Tomatensauce vom Teller kratzen.
Worum es wirklich geht: Ich wünsche mir, dass es dir nicht egal ist, wie viel Mehraufwand ich leisten muss. Ich möchte, dass du siehst, wie viel ich ohnehin schon um die Ohren habe, und dass du mir mit einfachen Mitteln hilfst, nicht noch mehr Arbeit zu haben.
Vorwurf 2: Du füllst das Regeneriersalz nicht auf, wenn es leer ist.
Worum es wirklich geht: Weder die Maschine noch wir kommen ohne Pflege aus. Buchst du oder ich das Wellness-Wochenende ohne Kinder und Abwaschmaschine?
Vorwurf 3: Wenn ein Glas beim Waschen zerbricht, lässt du die Scherben einfach auf dem Boden der Maschine liegen.
Worum es wirklich geht: Liegen gelassene Scherben in unserer Beziehung lassen unsere Maschine nicht nur schlechter laufen, sondern führen auch dazu, dass wir uns wiederholt an ihnen verletzen, wenn wir uns ihrer nicht annehmen und sie gemeinsam beseitigen.
Vorwurf 4: Du räumst das Geschirr zu dicht ein.
Worum es wirklich geht: Ja, wir sind eine Familie. Ja, wir sind ein Paar. Aber ich kann einfach nicht ganz sauber werden, wenn unsere Teller sich ständig berühren. Ich brauche etwas Luft. Kannst du nächstes Wochenende die Kinder übernehmen, Schatz?
Vorwurf 5: Wenn das Glanzmittel leer ist, füllst du es nicht auf.
Worum es wirklich geht: Wir brauchen dringend mal wieder etwas Glanz in der Hütte. Und der kommt bestimmt nicht, wenn wir unsere Zeit damit verbringen, über die Handhabung unsere Abwaschmaschine zu streiten. Weisst du was, wir lassen die Maschine heute mal Maschine sein und spielen zusammen letztes Jahrhundert. Ich wasche ab, du trocknest ab. Dabei erzählst du mir, wie es dir wirklich geht. Und ich erzähle dir, wie es mir geht. Und damit sollten Streitereien über die Maschinenhandhabung erledigt sein.
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