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Meinung

Mamablog
Ein Tag am Meer

"A brother and sister at the beach, building a sandcastle."
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BotTalk

Als meine Kinder klein waren, zuckte ich stets zusammen, wenn mir am letzten Bürotag vor den Ferien ein Arbeitsgspändli «heyyyy, gnüsssses!» zurief. Denn da schwang immer die unerreichbare Forderung mit: «Erhole dich gefälligst, damit du nachher wieder richtig Gas geben kannst!». Ich aber wusste, dass meine Erholung erst einsetzen würde, wenn Wörter wie Kita, Kindergarten und Büro wieder zu meinem Universum gehören. Denn es war bereits klar, dass ich auch in diesen Ferien bedeutend mehr Sonnenaufgänge als Sonnenuntergänge erleben würde und mein sorgfältig ausgesuchter Roman ungelesen wieder zu Hause landen, dafür von eingetrocknetem Kinderglace dekoriert sein würde.

Von Feiermarathons zu Ferienruhe

Nun aber sind meine Kinder zwölf und vierzehn Jahre alt, und ich beginne zu verstehen, was die Büromenschen damals mit Erholung meinten. Der neue Erholungseffekt begann sogar schon Wochen vor dem Ferienstart. Eine Zeit, die bis vor zwei Jahren einem Triathlon glich, da Kita, Chindsgi, Muki-Turnen, Schule, Pfadi, schlicht ALLE zu einer kleinen Feier luden, für die wir Eltern doch bitte einen Kuchen mitbringen sollten, wenn es keine Umstände macht. Doch es machte Umstände! Kuchen backen VOR den Ferien ist nun mal nicht gleich Kuchen backen NACH den Ferien. Ich hatte zwar genauso viel Mehl zu Hause, aber bedeutend weniger Zeit und Nerven. Mein Gott, Leute, es gibt doch auch noch ein Leben nach den Ferien! Und wenn ich dann an der x-ten Feierlichkeit sass und zum x-ten Mal gefragt wurde, wohin wir denn verreisen, hätte ich mich am liebsten im Sandkasten eingebuddelt und erst wieder rausgelinst, wenn sich über ihm die ersten Blätter herbstlich färben.

Nun aber ist 2024, vor den Sommerferien, und es ist absolut ruhig. Obwohl meine Kinder weder Schule noch Hobbys geschmissen haben, hängt an unserem Anschlagbrett nur der Fahrplan vom Cargo Tram statt der üblichen 15 bunten Einladungen zum Abschiedsfestli. Ob das daran liegt, dass meine Kinder die Einladungen verschwinden lassen, weil es nichts Peinlicheres gibt, als öffentlich Mamas Kuchen zu verzehren, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber so genau will ich das auch gar nicht wissen.

Erschöpfungsfantasien

Was ich aber klar erkenne, ist der deutliche Entspannungsunterschied zwischen Kleinkind- und Teenieferien. Damals war mir bewusst, dass ich die Realität einfach akzeptieren muss: Ferien mit Kleinkindern sind nun einmal nicht entspannend. Carpe diem, Dankbarkeit, weniger ist mehr – all das waren meine Mantras. Dennoch regte sich manchmal das Gegenteil in mir, wenn ich übermüdet einen überfüllten Bollerwagen mit quengelnden Kindern zum Strand zog und es mir davor graute, die hundertste Sandburg zu bauen. Denn ich wusste genau, dass die Schaufel der Kinder bedeutend öfter auf dem Kopf des Geschwisters landen würde als im Sand. Mindestens einer von ihnen würde so laut brüllen, dass Massimo, der Rettungsschwimmer auf seinem Posten, aus dem Schlaf gerissen und mit Blaulicht zu uns eilen würde … Okay, das mit Massimo entsprang wohl meinen damaligen Erschöpfungsfantasien, aber der Rest trug sich genau so zu: einfach herrlich, so ein Tag am Meer!

In diesen ersten Tagen der Sommerferien 2024 hätte ich hingegen ungestört die Bibel plus den Koran lesen können, denn spielen will keiner mit mir. Meine Kinder wollen chillen, was mir sehr entgegenkommt. Massimo könnte ewig weiterschlafen auf seinem Rettungsposten, von uns würde er bestimmt nicht geweckt werden, wir schlafen selbst die ganze Zeit. Herrlich!

Und doch … zwischendurch … so zwischen zwei Umdrehungen auf dem Liegestuhl dringt manchmal etwas Unglaubliches zu mir durch: die unbändige Lust, wieder einmal mit meinen kleinen Kindern eine Sandburg zu bauen.