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Um die grösste Schweizer Stahlfirma tobt ein Machtkampf

Der Sanierungsplan für Schmolz + Bickenbach wurde abgelehnt: Stahlrollen in einer Werkhalle in Emmenbrücke. Foto: Reuters
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Das Stahlunternehmen Schmolz + Bickenbach (S + B) ist im freien Fall. Am Dienstag verlor die Aktie an der Börse über 11 Prozent an Wert. In den letzten zwei Jahren haben die Aktionäre zwei Drittel ihres Geldes verloren. Und sie drohen alles zu verlieren, denn um S + B tobt ein harter Machtkampf.

Hauptakteure sind Martin Haefner, schwerreicher Investor und einer der Erben der Amag-Dynastie, und die Liwet AG, die von Viktor Vekselberg beherrscht wird. Liwet ist bisher mit einem Anteil von 26 Prozent der grösste Aktionär, aber bei der geplanten Sanierung würde die Firma ausgebremst, und Haefner käme von 17 auf 37.5 Prozent. Die Übernahmekommission hat aber den Sanierungsplan abgelehnt, ein Sieg für Liwet. Damit ist S + B laut eigenen Angaben akut konkursgefährdet. Das Unternehmen hat darum bei der Finanzmarktaufsicht (Finma) Rekurs eingereicht.

Unterstützung erhält Haefners Sanierungsplan für S + B vom Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (Swissmem). Der Verband erwarte, dass die Finma «den fragwürdigen Entscheid der Übernahmekommission» aufhebt. «Es geht um die Rettung des Unternehmens sowie dessen Arbeitsplätze», heisst es weiter.

Spekulieren auf noch tiefere Kurse?

Damit schlägt sich Swissmem auf die Seite von Haefner und stellt sich gegen Viktor Vekselberg. Dies, obwohl Vekselberg mit Sulzer und OC Oerlikon zwei grosse Mitglieder von Swissmem beherrscht und angeboten hat, 100 Millionen Franken in S + B einzuschiessen. Haefner hat am Dienstag den Ton verschärft. «Eine Ablehnung der Kapitalerhöhung an der ausserordentlichen Generalversammlung vom 2. Dezember wäre gleichbedeutend mit einem Gang zum Konkursrichter am nächsten Tag», sagte er gegenüber der «Finanz und Wirtschaft».

Ein Blick in die Bilanz von S + B zeigt, dass auf konsolidierter Ebene das Aktienkapital von 379 Millionen mit dem übrig gebliebenen Eigenkapital von 224 Millionen nicht mehr gedeckt ist. Nimmt man an, dass bis Ende Jahr weiter Verluste anfallen, was das Unternehmen bestätigt, dann werden Sanierungsmassnahmen nach Obligationenrecht (OR 725) fällig. Das bedeutet, dass die Aktiven der Gesellschaft nicht mehr nach Fortführungswerten bewertet werden können, also weiter abgeschrieben werden müssen. Hinzu kommt, dass die Banken für ihre Kredite Bedingungen gestellt haben, die nicht mehr eingehalten würden. Fazit: Der Konkurs wäre absehbar.

Es gibt aber auch eine andere, zynische Sicht. Im Umfeld von Liwet wird von Panikmache gesprochen. Unverständlich ist, dass es bisher keine ernsthaften Gespräche zwischen den Grossaktionären gibt. Es wäre S-+-B-Verwaltungsratspräsident Jens Alder, der dies anstossen müsste. Alder aber handelt wie ein Verbündeter von Haefner. Möglich ist, dass die Akteure auf noch tiefere Kurse spekulieren, um bei der Sanierung mit möglichst wenig Geld die Kontrolle über die Firma zu bekommen.