Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Der grössten Schweizer Stahlfirma droht der Konkurs

Jens Alder, Verwaltungsratspräsident von Schmolz + Bickenbach, spricht an der Generalversammlung in Luzern am 30. April 2019. Foto: Alexandra Wey (Keystone)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Der Kampf zwischen den Hauptaktionären wird für den Stahlkonzern Schmolz + Bickenbach (S+B) mit Sitz in Luzern lebensgefährlich. In der Schweiz stehen 800 Jobs auf dem Spiel, weltweit 10'000. Das Unternehmen steckt in ernsthaften Schwierigkeiten: Der Handelskrieg zwischen den USA und China sowie Absatzschwierigkeiten der deutschen Autoindustrie haben zu einer Krise in der Stahlindustrie geführt. Darum erzielte S+B in den ersten neun Monaten dieses Jahrs einen Verlust von 433 Millionen Franken und braucht dringend Geld. «Wir brauchen mindestens 325 Millionen Franken, sonst droht die Insolvenz», sagt Sprecher Ulrich Steiner.

Nächsten Montag findet darum eine ausserordentliche Generalversammlung (GV) statt. Einer der bisherigen Grossaktionäre, Martin Haefner, hat zugesagt, mindestens 325 Millionen einzuschiessen. Dies unter drei Bedingungen: dass er danach 37 Prozent der Firma besitzt, dass er den übrigen Aktionären kein Übernahmeangebot machen muss und dass die Einflussnahme des bisher grössten Aktionärs, der Liwet Holding, beschränkt wird. Hinter der Liwet steckt Viktor Vekselberg, der auf der Sanktionsliste der USA steht, und ­Haefner möchte vermeiden, dass S+B deshalb Probleme bekommt.

Steht es so schlimm?

Die Übernahmekommission (UEK) hat nun entschieden, dass die Bedingungen nicht zulässig seien. Man könne S+B auch anders retten. Laut Steiner ein krasser Fehlentscheid: «Das Angebot von Haefner ist das einzige verbindliche Angebot, das wir haben.» Alles andere seien unverbindliche Zusagen. Steiner: «Wir haben bisher von Liwet keinen verbindlichen Commitment Letter erhalten, dass sie wirklich bereit ist, 100 Millionen Franken zu investieren.» Dem widerspricht ein Sprecher von Liwet, der nicht ganz überzeugt scheint, ob es wirklich so viel Geld braucht: «Liwet ist bereit, im Rahmen einer Finanzierungslösung bis zu 100 Millionen Franken beizusteuern. Bedingung ist, dass alle Aktionäre gleich behandelt werden.» Aber man habe nie eine Anfrage erhalten. «Ohne Anfrage keine Zusage», sagt der Sprecher.

S+B hat gegen das UEK-Verdikt bei der Finanzmarktaufsicht (Finma) ­rekurriert. Deren Entscheid noch vor der GV sei lebenswichtig. Ist dem wirklich so? «Ein Konkurs als Drohkulisse ist über das Wochenende erfunden worden, um die Finma massiv unter Druck zu setzen», meint ein mit der Sachlage vertrauter Beobachter. Steiner widerspricht: «Wenn sich die ­Bilanz weiter verschlechtert, dann könnten die Revisoren die Unternehmensfortführung infrage stellen. Das heisst, dann droht die Insolvenz und damit der Konkurs.» Panikmache sei das nicht, sagt Steiner: «Wir haben das Insolvenzrisiko nicht ­erfunden, um Druck auf die Finma zu machen.» Finma-Sprecher Tobias Lux sagt: «Wir werden den Fall nun mit der gebotenen Sorgfalt prüfen. Es ist klar, dass wir ihn mit grosser Dringlichkeit behandeln.»

Unterstützung erhält Schmolz+Bickenbach vom Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie Swissmem. Der Verband erwarte, dass die Finma «den fragwürdigen Entscheid der Übernahmekommission» aufhebe, wie Swissmem in einer Mitteilung schreibt. «Es geht um die Rettung des Unternehmens sowie dessen Arbeitsplätze», heisst es weiter. Damit schlägt sich Swissmem faktisch auf die Seite von Haefner und stellt sich damit gegen Viktor Vekselberg. Dies obwohl Vekselberg mit Sulzer und OC Oerlikon zwei grosse Mitglieder von Swissmem beherrscht.