Ita Airways wird deutschDie Alitalia-Nachfolgerin gehört jetzt zur Flotte der Lufthansa
Italien blickt zurück auf die Geschichte seiner einst legendären Staatsairline: vom spektakulären Start, von frischer Pasta an Bord und dem Ende eines Mythos.
- Die Lufthansa übernimmt 41 Prozent der italienischen Fluggesellschaft Ita für 325 Millionen Euro.
- Die Alitalia-Nachfolgerin wird somit zur grössten Auslandsgesellschaft der Lufthansa.
- Gegründet 1947, war die Alitalia lange Italiens Stolz – mit berühmten Fluggästen wie dem Papst oder Sophia Loren.
Wie sind die Zeiten doch nüchtern geworden. Da übernimmt die deutsche Lufthansa an diesem Montag die Herrschaft über den italienischen Flugverkehr, und es fällt gar nicht richtig auf. In Deutschland herrscht keine Begeisterung und in Italien keine grosse Aufwallung nach dem Motto: unsere elegante Airline, und nun ausgerechnet die Deutschen.
Elegant war die italienische Staatslinie ja allemal. Vor knapp 80 Jahren hob sie das erste Mal ab. Man schrieb das Jahr 1947, gerade erst war der Weltkrieg vorbei, da kam die Nachricht über die Alpen, dass die Italiener jetzt in die Luft gingen. Der erste Flug einer Fiat-G.12-Propellermaschine der neuen Gesellschaft Alitalia ging den Stiefel hinunter von Turin mit Zwischenlandung in Rom nach Catania. Sizilien!
Gina Lollobrigida posierte auf der Gangway
Bald war die Alitalia weltweit bekannt. Ali, italienisch für Flügel: Ein Land hob ab. «Miracolo economico», damals hatte Italien den Begriff Wirtschaftswunder gepachtet – und die Airline mit dem stilisierten «A» in den Nationalfarben Grün-Weiss-Rot, das die ganze Heckflosse bedeckte, war sein Gesicht.
Wie gut Piloten und Flugbegleiterinnen aussahen, allein schon die Uniformen waren ein Hingucker, wie sollte es anders sein im Land der Mode. Die Betreuung an Bord war fantastisch, natürlich gab es frische Pasta. Gina Lollobrigida und Sophia Loren posierten auf der Gangway, und wenn der Papst in die Welt flog, dann immer in einem Alitalia-Flugzeug.
Spätestens in den 1990er-Jahren aber verblasste der Mythos. Die harte betriebswirtschaftliche Realität kam immer mehr ins Blickfeld. Alitalia wurde nun zum Sinnbild des Scheiterns. Die Manager waren unfähig, die Gehälter zu hoch, die Gewerkschaften zu streikwillig. Die Alitalia siechte in Schönheit dahin, am Ende hatte sie viele Hundert Millionen Euro Schulden.
Also gründete Italien 2020 einfach eine neue Fluggesellschaft, die Ita. Die Italia Trasporto Aereo macht ihren Job mittlerweile gar nicht schlecht, aber eben nicht gut genug. Weshalb nicht einmal die Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die im Wahlkampf noch versprochen hatte, die Ita vor den Ausländern zu retten, etwas dagegen hat, dass jetzt die Deutschen kommen.
Die Lufthansa, zu der auch die Swiss gehört, übernimmt zunächst 41 Prozent für 325 Millionen Euro, aber die Komplettübernahme ist terminiert.
Die Ita wird zur grössten Auslandsgesellschaft der Lufthansa
Für das Unternehmen und die Kunden wird sich einiges ändern. Die neue Ita muss Routen abgeben, andere kommen dazu. Sie wechselt das Airline-Bündnis und stösst zur Star Alliance, und es kann sein, dass die Preise steigen.
Die Ita hat auch einiges zu bieten, 100 Flugzeuge zum Beispiel, damit wird sie zur grössten Auslandsgesellschaft der Lufthansa. Ihr Stützpunkt, der Flughafen Rom-Fiumicino, ist top in Schuss, weltweit bekannt und als Ziel begehrt, er wird nun zum sechsten und südlichsten Drehkreuz in der Lufthansa-Welt.
Neuer Chef soll der Mann werden, der für die Deutschen den Deal verhandelt hat: Lufthansa-Manager Jörg Eberhart. Er kennt Land und Fluglinie, mit seiner Familie lebt er schon lange in Italien. Da schliesst sich der Kreis.
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