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Vorfall am Flughafen Frankfurt
Lufthansa hinderte alle «erkennbaren Juden» an Weiterflug

Jüdische Passagiere, denen der Weiterflug verweigert worden war, werden am Flughafen Frankfurt von der Polizei empfangen.
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Es ist ein aufsehenerregender Vorfall, der sich jüngst auf einem Lufthansa-Flug abspielte: Laut mehreren Medienberichten wurden in Frankfurt alle äusserlich erkennbaren orthodoxen Juden am Einsteigen in einen Anschlussflug nach Budapest gehindert.

Dies, weil eine Gruppe von Passagieren auf dem ersten Teil der Flugreise von New York nach Frankfurt angeblich die Maskenvorschriften der deutschen Fluggesellschaft nicht eingehalten habe.

Mitarbeiterin verhängte Kollektivstrafe

In sozialen Medien macht nun ein Video von diesem Vorfall die Runde, das eine Lufthansa-Mitarbeiterin zeigt, die erzürnten Passagieren die Weiterreise verwehrt. Alle müssten nun für die Handlungen von einigen wenigen den Preis bezahlen, sagt sie. Und weiter: «Es sind Juden, die aus New York kommen. Jüdische Leute, die das Chaos verursacht haben, die die Probleme verursacht haben.»

Es spiele keine Rolle, welcher Gruppe die Personen angehören, ergänzte die Frau. Es hätten auch alle Passagiere aus Afrika stammen können und ihnen wäre die Weiterreise untersagt worden. Dutzende Polizisten empfingen die Passagiere dann am Gate.

Nach Angaben des Flugreise-Blogs «Dan's Deals» befanden sich schätzungsweise 135 bis 170 Juden auf dem Flug, von denen rund 80 Prozent sichtbare chassidische Kleidung trugen. Laut der «Times of Israel» fordern nun Betroffene von der Lufthansa eine Entschuldigung für den Vorfall.

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Dieser ereignete sich am 4. Mai. Schon in der vergangenen Woche berichteten einige deutsche Medien über den Vorfall. Doch nun, mit ein paar Tagen Verzögerung, macht er auch in den USA und in Israel Schlagzeilen.

Auf sozialen Medien ist ein Shitstorm gegen die Lufthansa im Gang. Ihr wird Antisemitismus vorgeworfen. Ein Twitter-User schreibt: «Kollektivstrafe für Juden …? Übel.» Etliche andere ziehen einen Bogen zur Selektion von Juden in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nazis. So schreibt einer: «Old habits die hard» – zu Deutsch: Alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer ablegen.

Eine andere Userin schreibt: «Offensichtlich hat Lufthansa ihre Nazi-Herkunft nicht aufgegeben. Sie haben sogar 24 bewaffnete Polizisten eingesetzt, um die Juden während der Selektion zusammenzutreiben.»

Die Lufthansa klärt den Vorfall ab

Die deutsche Bundespolizei teilte gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) mit, dass sie zur «Präsenz» gerufen worden sei, nachdem 127 Passagiere von der Lufthansa mit einem Flugausschluss belegt worden waren. Sie habe aber weiter keine polizeilichen Massnahmen durchgeführt.

Der Sprecher der Lufthansa bestätigte gegenüber der FAZ, dass eine grössere Gruppe Fluggäste nicht wie geplant von Frankfurt nach Budapest befördert worden sei. Der Hintergrund dafür seien Vorfälle auf dem Flug von New York nach Frankfurt gewesen. Dort hätten sich mehrere Passagiere wiederholt geweigert, Masken zu tragen. Der Vorfall werde derzeit untersucht.

«Sie können nicht einfach alle bestrafen, nur weil wir gleich aussehen.»

Vom Flugverbot betroffener Passagier

Ein Passagier sagte der «New York Jewish Week», dass er im vorderen Teil des Flugzeugs gesessen habe. Er habe nicht bemerkt, dass Menschen im hinteren Teil des Fliegers ihre Masken nicht getragen hätten, das könne natürlich sein. Wenn die Fluglinie der Meinung sei, dass sie einzelne Personen bestrafen müsse, die sich nicht an die Vorschriften halten, sei das in Ordnung, so der Passagier. «Aber sie können nicht einfach alle bestrafen, nur weil wir gleich aussehen», so der Mann. Er erklärte, dass es mehrere verschiedene Reisegruppen auf dem Flug gegeben habe und die meisten Leute sich nicht gekannt hätten. 

Der betroffene Passagier fordert nun die Lufthansa auf, sich zu entschuldigen. Es sei klar, dass einzelne Mitarbeiter verantwortlich für den Vorfall gewesen seien. «Das ist definitiv Antisemitismus.»

Laut der «Times of Israel» hätten sich die Reisenden auf einer Pilgerfahrt befunden. Sie wollten das Grab des wundertätigen Rabbiners Rabbi Yeshayah Steiner besuchen. Er starb 1925 und ist in einem Dorf im Nordosten Ungarns begraben.