Livestream im Regional-FussballDer FC Thalwil wird live zu sehen sein, der FC Adliswil wartet noch ab
Diesen Samstag beginnt die Fussballsaison der 2. Liga interregional. Zum ersten Mal werden Spiele direkt im Internet übertragen. Das könnte sich für Clubs finanziell lohnen.
Die Anbieter der Livestream-Plattform Red+ (redplus.sport) von Ringier sprechen von einer Win-win-Situation. Die Clubs der 2. Liga interregional sollten finanziell profitieren, das gilt auch für die Plattform des grossen Medienhauses selbst. «Wir wollen verschiedenen Ligen und Sportarten mit der Direktübertragung ihrer Meisterschaftsspiele ins Internet die Aufmerksamkeit erhöhen sowie neue Einnahmequellen generieren», erklärt Alexander Grimm, der CEO von Ringier Sport.
Was momentan in der 2. Liga interregional ins Rollen gebracht wird, haben die Verantwortlichen des Projekts Red bereits vor einem Jahr in der Promotion League und der 1. Liga lanciert. Vor der Saison 2022/23 war je ein Drittel der Clubs dieser beiden Ligen dem Streamingdienst von Red gegenüber entweder positiv, unentschlossen oder negativ eingestellt gewesen, berichtet Grimm.
Bei den Vereinen, von denen Ringier grünes Licht für eine Liveübertragung bekam, hat Red auf Höhe der Mittellinie unter einem Dach oder an einem stabilen Mast eine Kamera angebracht. Die Installation der Strom- oder Internetversorgung dagegen musste der Verein bezahlen. Dies seien in Einzelfällen schnell einmal gegen 10’000 Franken, sagt Martin Gubler, der Präsident des Erstligisten SV Höngg.
Die Gemeinde Thalwil unterstützt
Zu den Befürwortern der Direktübertragungen der Streaming-Plattform Red gehören die Vereinsverantwortlichen des FC Thalwil. «Es ist cool, wir sehen Vorteile», sagt Philipp Nufer, der Präsident der Spielkommission. Sein Verein profitiert allerdings von den Umständen, dass am bestehenden Tribünendach bereits die Lichtinstallationen fixiert und damit die Stromversorgung gewährleistet ist sowie dass an einem Lichtmast in der Mitte der Spielfeldlänge die Kamera angebracht werden kann. Und: Die Gemeinde übernimmt die Restkosten der nötigen Installationen. Dafür muss der FC Thalwil dem Anbieter Red+ die jährliche Lizenzgebühr von rund 1900 Franken entrichten.
Das Jahres-Abo «Gamepass» kostet über die Direktvermarktung durch die Clubs unter 60 Franken (statt regulär 89.90 Franken). Mit dem «Gamepass» erhält man einen unbegrenzten Zugang zu allen Livespielen in der Gruppe sowie dem kompletten Fussball-Programm, das von Red angeboten wird.
Das Streaming-Abo zu vermarkten, ist indes nicht so einfach: Beim SV Höngg zum Beispiel seien höchstens 20 Abos über den Verein zusammengekommen, sagt Vereinspräsident Gubler. Zudem waren auch die vom Amateurverband empfohlenen Richtwerte im mittleren vierstelligen Bereich für eine Werbeplatzierung im Livestreaming nicht realistisch. «Wenn wir nur schon 1000 Franken dafür kriegen würden, wären wir zufrieden», fügt Gubler an.
Trotzdem ist beim Stadtzürcher Club die anfängliche Skepsis gewichen. Der Clubpräsident streicht mittlerweile die Vorzüge des Streamingdienstes heraus. Für die Trainer seien die Videos von grossem Wert bei der Analyse der Gegner und beim Coaching der eigenen Spieler. Zudem könnten die Auswärtspartien, die mit weiten Reisen verbunden seien, so gemeinsam gemütlich im eigenen Clubhaus angeschaut werden. Gubler spricht von einem «immateriellen Wert».
FC Adliswil will sich noch nicht festlegen
Wie dem SV Höngg ist es mehreren Vereinen in der Promotion League und in der 1. Liga ergangen. Nach anfänglicher Skepsis fand schnell ein Umdenken statt. «Wir konnten bereits im November 80 Prozent aller Spiele direkt übertragen, Ende Saison waren es sogar 100 Prozent», blickt Red-Chef Grimm erfreut zurück.
Während Thalwil voraussichtlich bei seinem ersten Saisonheimspiel am 26. August im Derby gegen Adliswil die Kamera laufen lässt, gehört Adliswil (noch) nicht zu den Befürwortern der Direktübertragungen seiner Spiele. Der Verein will sich in diesem frühen Stadium des Streamingdienst-Angebots noch nicht festlegen.
Eine gewisse Skepsis gibt es allerdings auch in Thalwil. «Wenn wir nach zwei, drei Saisons sehen, dass das Projekt Red den Verein Geld kostet, dann steigen wir aus», betont Philipp Nufer. Der Spiko-Präsident fügt indes ebenso an, dass er bei Spielern positive Reaktionen bezüglich des Streamingdiensts vernommen habe.
Die Vereine haben mit der Plattform keinen Vertrag abgeschlossen. Das hat die Amateurliga mit dem Medienunternehmen Ringier getan, von der Saison 2023/24 an über fünf Jahre. «Die Langfristigkeit zeigt, dass wir an das Projekt glauben», erklärt Alexander Grimm.
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