Riesenslalom in AreBrignone fährt in einer eigenen Liga – und ein Wunderkind glänzt
Weltmeisterin Federica Brignone gewinnt auch in Are. Die Italienerin ist bei frühlingshaften Bedingungen eine Klasse für sich. Camille Rast wird als beste Schweizerin Achte.

Wer den Begriff «Flow» erklären möchte, zieht am besten Federica Brignone als Ratgeberin bei. Denn egal, was die Italienerin in diesen Tagen auch tut: Die Konkurrenz hat meistens das Nachsehen. Nach ihren beiden Siegen Ende Februar in Sestriere gewinnt Brignone auch den Riesenslalom in Are. Und das, obwohl ihr die wegen der frühlingshaften Temperaturen weiche und schmierige Unterlage eigentlich nicht sonderlich behagt. Diese Abneigung teilt sie mit etlichen Konkurrentinnen – ansonsten aber bewegt sich Brignone in einer eigenen Liga. Fünf von acht Riesenslaloms hat sie in diesem Winter schon gewonnen, dazu in Saalbach den WM-Titel. Das Vertrauen der 34-Jährigen scheint unerschütterlich. So glänzt sie in Are mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang. Mit 1,36 Sekunden Rückstand wird Alice Robinson Zweite, Rang 3 sichert sich das erst 18-jährige Wunderkind Lara Colturi.
Nun steht im Riesenslalom nur noch der Weltcup-Final an. Und trotz ihrer fünf Siege geht Brignone diesen nicht als Führende der Disziplinenwertung an. An der Spitze steht nach wie vor Robinson, die dank des 2. Platzes in Are 20 Punkte Vorsprung auf die Italienerin behaupten kann. Apropos Weltcup-Final: Der wird ohne Marta Bassino stattfinden. Die Super-G-Weltmeisterin von 2023 wird nach dem ersten Lauf wegen einer nicht der Fluor-Regelung entsprechenden Ski-Präparierung disqualifiziert. Damit bleibt sie ohne Punkte und rutscht in der Disziplinenwertung auf Rang 26 ab.
Rast freut sich auf die Physiotherapie
Und die Schweizerinnen? Nun, die nach wie vor lädierte Camille Rast – sie zog sich Ende Februar bei einem Sturz im Slalom von Sestriere eine Oberschenkelprellung zu – wird als beste Swiss-Ski-Vertreterin Achte. Unmittelbar hinter ihr folgt Lara Gut-Behrami, die im zweiten Lauf einen Stock verliert. Wendy Holdener fährt auf Rang 16.
«Nach dem ersten Lauf hatte ich schon ein bisschen Schmerzen in der Hüfte, aber im Rennen zieht man das durch», hält Rast fest. «Doch nun freue ich mich auf die Physiotherapie.» Am Sonntag tritt die Walliserin in Are zum Slalom an. Und der hat es in sich: Denn in der Disziplinenwertung liegt Rast mit 39 Punkten Rückstand auf Zrinka Ljutic auf Rang 2 – bei noch zwei ausstehenden Rennen in diesem Winter.
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18. – Mina Fuerst Holtmann
Phu, das war knapp. Mina Fuerst Holtmann gelingt ein guter zweiter Lauf. Aber auch die Norwegerin verliert neun Hundertstel auf O’Brien.
19. – Kristin Lysdahl
Eine weitere Norwegerin ist unterwegs. Und Kristin Lysdahl wird zum ersten Mal seit ihrem Handbruch in Semmering Weltcup-Punkte holen. Aber: Auch sie verliert neun Zehntel auf O’Brien.
20. – Maryna Gasienica-Daniel
Zehn Fahrerinnen haben die Entscheidung bereits hinter sich. Und noch immer führt Nina O’Brien. Denn auch die Polin Gasienica-Daniel verliert über sieben Zehntel auf sie. Und wir fragen uns: Ist auf dieser weichen Unterlage überhaupt noch ein Exploit möglich?
21. – Franziska Gritsch
Aktuell liegt sie auf Rang 35 in der Riesenslalom-Wertung. Um beim Weltcup-Finale in Sun Valley anzutreten, müsste sie in die Top 4 fahren. Aber das wird nichts. Gritsch verliert eine Sekunde auf O’Brien – es resultiert Zwischenrang 7.
22. – Stephanie Brunner
Stephanie Brunner schlägt wütend mit dem Skistock in die Werbebande. Eben ist die Österreicherin ausgeschieden. Sie bleibt zum Glück unverletzt.
23. – Neja Dvornik
Ihre Körpersprache im Ziel spricht Bände. Neja Dvornik verliert rund sechs Zehntel auf O’Brien – es resultiert Zwischenrang 5.
24. – Elisabeth Bocock
Das ist ein guter Lauf der 19-jährigen Amerikanerin. Mit 17 Hundertsteln Rückstand auf Landsfrau O’Brien schwingt sie im Ziel ab.
25. – Madeleine Sylvester-Davik
Etliche Athletinnen hadern mit den weichen Bedingungen: Die Norwegerinnen tun es nicht. Sie sind sich gewohnt, im Frühling bei genau diesen Bedingungen noch etliche Läufe zu fahren. Und so schwingt Sylvester-Davik als zwischenzeitliche Dritte im Ziel ab.
26. – Cassidy Gray
Wir haben den ersten Ausfall in diesem zweiten Lauf. Die Kanadierin stürzt und scheidet aus.
27. – Lisa Nyberg
Sie ist in Are aufgewachsen, kennt den Hang entsprechend aus dem FF. Der Name kommt ihnen bekannt vor? Genau, sie ist die Tochter des ehemaligen Spitzenfahrers Frederik Nyberg. Vor zwei Jahren wurde sie hier 21. Nun verpasst sie die Führung um vier Hundertstel.
28. – Roberta Melesi
Eine Italienerin führt, und nun ist die erste Italienerin unterwegs in diesem zweiten Lauf. Aber sie verliert 1,12 Sekunden auf die Führende Nina O’Brien.
29. – Nina O’Brien
Die Amerikanerin fuhr viermal in die Top 10 in diesem Winter – so stark war sie im Riesenslalom noch nie. Aber ihr Fahrstil passt nicht so gut zu diesem frühlingshaften Schnee, entsprechend schwer tat sie sich im ersten Lauf. Und sie ist bei weitem nicht die einzige mit diesem Problem.
30. – Hilma Loevblom
Eine Schwedin eröffnet den zweiten Lauf im Riesenslalom von Are. Und was bereits auffällt: Die Sonne strahlt gnadenlos auf den Hang. Entsprechend rasch dürfte die Piste, die ohnehin bereits mit Salz behandelt wurde, aufweichen.
Aufregung um Bassino
Ein bekannter Name fehlt in der Entscheidung: Marta Bassino. Die Italienerin wurde nach dem ersten Lauf disqualifiziert. Der Grund: Ihre Ski sollen mit Fluor kontaminiert sein.
So lief der erste Lauf
Sie ist das Nonplusultra. Aber bezüglich ihrer stärksten Disziplin gibt es bei Federica Brignone in diesem Winter nur Schwarz oder Weiss. Entweder gewinnt sie – oder scheidet aus. Viermal stand die Italienerin schon zuoberst auf dem Podest, darüber hinaus holte sie in Saalbach den WM-Titel. Und es spricht wenig dagegen, dass sie auch in Are triumphieren wird. Zur Halbzeit führt die 34-Jährige mit 34 Hundertsteln Vorsprung auf Sofia Goggia, als Dritte lauert die Norwegerin Thea Louise Stjernesund.
Goggia? Ja genau. Die Speed-Queen mag es an sich lieber rasant und wild. Doch jüngst liess sie in Sestriere aufhorchen, als sie im Riesenslalom im zweiten Lauf 13 Plätze gutmachte und Vierte wurde. Und im hohen Norden bestätigt sie diesen Aufwärtstrend. Letztmals auf einem Riesenslalom-Podest stand Goggia übrigens im Januar 2018.
Als schnellste Schweizerin verliert Camille Rast 1,22 Sekunden auf Brignone, sie liegt auf Zwischenrang 11. Aber sie sagte bereits vor dem Rennen: «Was jetzt kommt, ist für mich Bonus.» Vor rund einer Woche stürzte die Slalom-Weltmeisterin in Sestriere und zog sich dabei eine Oberschenkelprellung zu, deshalb konnte sie in den letzten Tagen nur reduziert trainieren, da die Hüfte nach wie vor schmerzt. Aber nach dem ersten Durchgang hält sie fest: «Das Adrenalin macht einen guten Job. Ich konnte meinen Plan umsetzen und hatte zwei, drei gute Schlüsselstellen, es ist noch einiges möglich im zweiten Lauf.»
Lara Gut-Behrami (13.) und Wendy Holdener (16.) bekunden derweil mit der weichen Unterlage Mühe. In den letzten Tagen war es in Are bis zu 10 Grad warm, die Piste musste ordentlich gesalzen werden. Deshalb wird auch auf verkürzter Strecke gestartet. Und mit den steigenden Temperaturen dürfte die Herausforderung für den zweiten Lauf (12.30 Uhr) nicht kleiner werden.
Am Weltfrauentag kommt es in Are übrigens zu einer speziellen Premiere: Mikaela Shiffrins Trainerin Karin Harjo setzt den Kurs – als erste Frau überhaupt im Weltcup. Doch Glück bringt das Shiffrin nicht. Die Ausnahmekönnerin scheidet nach einem für sie ungewöhnlichen Fehler aus. Und zeigt damit, dass selbst eine wie sie nach so einer schweren Verletzung – Ende November zog sie sich nach einem Sturz im Riesenslalom von Killington eine sieben Zentimeter tiefe Stichwunde im Bauch zu – Zeit braucht, um wieder ihr gewohntes Rendement zu erreichen.
Herzlich Willkommen
Um 12.30 Uhr beginnt in Are der zweite Lauf des Riesenslaloms. Schön, dass Sie dieses Rennen bei uns im Live-Ticker verfolgen werden.
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