Super-G der Frauen in La ThuileGut-Behrami wird Vierte, verliert ihre Führung – und reist sofort ab
Die Italienerin Federica Brignone siegt im Heimrennen und gewinnt den Gesamtweltcup. Lara Gut-Behrami fährt zeitgleich mit Corinne Suter auf Rang 4. Das hat Konsequenzen.

Aus 50 Punkten Vorsprung sind deren 5 Rückstand geworden. Die Reise ins Aostatal nach La Thuile hat sich für Lara Gut-Behrami nicht gelohnt, trotz zwei an und für sich starken Leistungen. Vierte wurde sie am Donnerstag und geizte danach nicht mit Kritik an der Piste, es sei für sie nur darum gegangen, es bei diesen Verhältnissen irgendwie gesund ins Ziel zu schaffen.
24 Stunden später reicht es im zweiten Super-G wieder für Rang 4, und dieses Mal sagt sie überhaupt nichts. Gut-Behrami packt ihre sieben Sachen im Zielraum rasch zusammen, gibt weder dem Schweizer noch dem österreichischen Fernsehen ein Interview. Der Frust sitzt offenbar tief bei der 33-Jährigen, die in der Disziplinenwertung ihre Führung verliert und nun knapp hinter Federica Brignone liegt.
Knappe Abstände an der Spitze
Brignone gewinnt das Rennen, das wie am Vortag auf verkürzter Strecke ausgetragen wird, mit dem kleinsten aller Abstände. Eine Hundertstel ist sie schneller als Landsfrau Sofia Goggia, als Dritte büsst Romane Miradoli gerade mal fünf Hundertstel ein – die Französin hatte wohl keiner auf dem Podest erwartet.
Für die Siegerin ist es ein Tag wie im Märchen: Dank der 100 Punkte schnappt sie Gut-Behrami nicht nur die Führung in der Super-G-Wertung weg, sie fixiert auch den Triumph im Gesamtweltcup. 382 Zähler liegt sie da vor der Schweizerin, diese aber bestreitet in diesem Winter nur noch drei Rennen und kann die Differenz auch theoretisch nicht mehr wettmachen.

Für Brignone könnte der Winter im totalen Erfolg enden – auch in der Abfahrt und im Riesenslalom könnte sie die kleinen Kristallkugeln noch holen. Nach ihrem zehnten Saisonsieg weinen ihre Mutter und der Bruder im Ziel vor Freude, es ist ein emotionaler Moment für die ganze Familie, die jahrelang unweit von La Thuile lebte. Brignone spricht denn auch von unbeschreiblichen Gefühlen. «Das hier ist mein Haus! Gestern war ich viel zu gestresst, setzte mich zu stark unter Druck und riskierte viel zu viel. Nun hatte ich meine Nerven besser im Griff.» Mit 34 ist Brignone die älteste Siegerin, die es in der Geschichte des Weltcups je gegeben hat.
Doch zurück zu Gut-Behrami: Mit nur 35 Hundertsteln Rückstand und Rang 4 hält sie den Schaden in Grenzen, im Finalrennen von Sun Valley (23. März) kann sie die kleine Kugel zumindest aus eigener Kraft gewinnen. Es wäre ihre sechste im Super-G, was noch niemand geschafft hat. Wobei die Bedingungen mit dem Frühlingsschnee und die Formkurve eher für Brignone sprechen.
Hählen überrascht nach schwierigen Monaten
Zeitgleich mit Gut-Behrami schaffte es Corinne Suter ebenfalls auf Platz 4, sie strahlte nach dem Ergebnis und sprach von sehr unangenehmen letzten Tagen. «Der Schnee war sehr schwierig, man muss mit vollem Vertrauen fahren. Gestern zögerte ich viel zu sehr, heute lief es deutlich besser.»
Ebenfalls Grund zur Freude hatte Joana Hählen: Die Bernerin hatte noch vor Wochenfrist wegen fehlendem Selbstvertrauen auf ein Rennen in Kvitfjell verzichtet. Sie sagte danach: «Ich liebe das Skifahren und bin motiviert, aber im Moment spüre ich nicht, dass diese Liebe auch erwidert wird.» Nun fährt sie auf Platz 10, es handelt sich um ihr mit Abstand bestes Saisonergebnis. Nach einem bis anhin völlig verkorksten Winter mit zuweilen starken Knieschmerzen qualifizierte sie sich doch noch fürs Finalrennen der besten 25.
Gleiches gilt für Michelle Gisin (21.) und Malorie Blanc, die den 25. Rang im Disziplinenweltcup gerade noch so verteidigte.
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Der Ticker zum Nachlesen:
Startnummer 30 – Christina Ager
Ager scheidet aus. Wenn wir richtig gerechnet haben, sollten Joana Hählen und Malorie Blanc zu den Top 25 im Super-Weltcup gehören und sich fürs Finalrennen in Sun Valley qualifizieren.
Startnummer 29 – Elvedina Muzaferija
Letzte Saison überraschte die Bosnierin, in der Abfahrt und im Super-G gehörte sie zu den Top 25 der Weltrangliste. In diesem Winter aber sind Spitzenplätze ausgeblieben. Mit zweieinhalb Sekunden Rückstand wird sie 26. und Vorletzte.
Startnummer 28 – Malorie Blanc
Wie gestern büsst Blanc im Flachstück enorm viel Zeit ein. Damit ist das Rennen für sie gelaufen, die junge Schweizerin wird 22.
Startnummer 27 – Karen Clement
Starker Auftritt der Französin, sie büsst weniger als eine Sekunde ein und wird 15.
Startnummer 26 – Nadine Fest
Die Österreicherin tut sich von oben bis unten schwer und muss sich mit Platz 23 begnügen.
Startnummer 25 – Ilka Stuhec
Stuhec kann nicht ansatzweise mit Hählen mithalten. 1,69 Sekunden Rückstand bedeuten Rang 20.
Startnummer 24 – Joana Hählen
Den ganzen Winter lief es Hählen überhaupt nicht, sie beklagte Knieschmerzen und verzichtete in Kvitfjell wegen fehlendem Selbstvertrauen gar auf den Start eines Rennens. Und heute: Schafft es die Bernerin tatsächlich auf Rang 9.
Startnummer 23 – Keely Cashman
Auch für Keely Cashman geht es noch um einen Platz in den Top 25 der Disziplinenwertung. Sie wird aber nur 21. und wird das Finalrennen in Sun Valley verpassen.
Startnummer 22 – Laura Gauché
Die Französin klagt seit Wochen über Schmerzen. Sie habe das Knie einer alten Frau, sagte sie zuletzt in einem Interview. Heute verblüfft sie mit Zwischenrang 9 – ganz unten fährt sie gar schneller als Siegerin Brignone.
Startnummer 21 – Roberta Melesi
Rang 16 für die Italienerin, die sich damit ebenfalls das Finalticket sichert.
Startnummer 20 – Kira Weidle-Winkelmann
Nach dem Ausfall von gestern läuft es der Deutschen auch heute nicht. Es reicht nur für den 18. und letzten Platz.
Startnummer 19 – Emma Aicher
Die Siegerin von gestern ist gut unterwegs, ja sehr gut sogar. Knapp drei Zehnteln Vorsprung hat sie bei der zweiten Zwischenzeit, doch dann verpasst sie die Ideallinie und letztlich sogar ein Tor.
Startnummer 18 – Ariane Rädler
Starker Auftritt der Österreicherin: Sie wird Siebte und könnte es zum vierten Mal in diesem Winter unter die Top 10 schaffen.
Startnummer 17 – Marta Bassino
Wie Gisin steckt auch Bassino in der Krise, und auch die Italienerin erfreute sich gestern an einem Aufsteller – es reichte gar für Platz 6. Nun reicht es für Zwischenrang 8, unmittelbar vor Lindsey Vonn.
Startnummer 16 – Michelle Gisin
Mit Rang 9 fiel der Innerschweizerin gestern ein Stein vom Herzen. Heute tut sich Gisin, die eine äusserst komplizierte Saison durchzustehen hat, deutlich schwerer. Es reicht nur für Zwischenrang 14. Für die Teilnahme am Weltcup-Final aber wird es reichen.
Startnummer 15 – Corinne Suter
Starker Auftritt der Schweizerin! Suter reicht es für Rang 4, zeitgleich mit Teamkollegin Gut-Behrami. Vor allem ganz unten weiss sie zu überzeugen. Entsprechend strahlt sie im Ziel.
Startnummer 14 – Ester Ledecka
Die Tschechin zeigt eine wilde Fahrt und greift an. Es reicht für Rang 8.
Startnummer 13 – Lara Gut-Behrami
Fünfmal schon hat Gut-Behrami den Super-G-Weltcup gewonnen. Gibt es für sie die sechste Kugel? Nun, die Führung in der Diszipinenwertung ist sie wohl los. Denn: Es reicht nach einer sehr soliden Fahrt «nur» zu Zwischenrang 4. Will heissen: Brignone dürfte 50 Punkte auf die Tessinerin gut machen und damit mit 5 Zählern in Führung gehen.
Startnummer 12 – Stephanie Venier
Letzte Woche war die Weltmeisterin im Super-G noch krank, nun verliert sie etwas mehr als eine Sekunde und muss sich mit Platz 8 begnügen. Im Ziel schüttelt sie den Kopf – und lässt diesen danach hängen.
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