Tag der Arbeit in ZürichFriedlicher Umzug, Nachdemo mit Festnahmen
Die offizielle 1. Mai-Demo verlief weitgehend friedlich. Nach dem Umzug formierte sich an der Langstrasse der Schwarze Block zur Nachdemo. Und Bewegte besetzten Häuser.
Das Wichtigste in Kürze:
Tausende zogen weitgehend friedlich durch die Innenstadt zum Sechseläutenplatz. Dort sprachen Gewerkschafter Daniel Lampart und Maja Hess von Medico International.
Kurz nach 15 Uhr starteten linksextreme Kreise in der Langstrasse eine Nachdemonstration. Sie war gegen 18 Uhr aufgelöst.
Aktivisten besetzten in der Stadt Zürich mehrere Häuser, während die Polizei durch die Nachdemo abgelenkt war.
Zusammenfassung:
Der offizielle 1.Mai-Umzug war bunt, kämpferisch und weitgehend friedlich. Es kam am Rande zu einigen Sachbeschädigungen.
Daniel Lampart, Geschäftsführer des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, erinnerte in seiner Rede an die 13.-AHV-Abstimmung. «Die soziale Schweiz hat gewonnen. Wir haben gewonnen.»
Zudem warb Lampart für die Prämienentlastungsinitiative der SP. Die Schweiz stimmt am 9. Juni über die Vorlage ab. Nicht mehr als 10 Prozent des Einkommens für die Krankenkassenprämie auszugeben, sei eine moderate Forderung, sagte Lampart. Und: «Gemeinsam können wir gewinnen.»
Die Ärztin Maja Hess, Präsidentin des gemeinnützigen Vereins Medico International Schweiz, erinnerte in ihrer Rede an die Gesundheitsarbeiterinnen, die oft unter Gefährdung ihres Lebens in Krisenherden und Kriegen Verletzte und Kranke versorgen. Sie verlangtezudem, dass die Schweiz die Gelder für die palästinensische Hilfsorganisation UNRWA wieder freigibt.
Kurz nach 15 Uhr starteten Linksautonome, angeleitet vom Schwarzen Block in der Langstrasse eine unbewilligte Nachdemo. Der Polizei gelang es schnell, die Teilnehmer der unbewilligten Demo in der Langstrasse einzukesseln.
Laut Mitteilung der Stadtpolizei zeigten sich während der Kontrolle der Personen an der Lang-/Hohlstrasse mehrere Personen unkooperativ und bedrängten die Einsatzkräfte. Diese mussten, um die Situation zu beruhigen, Reizstoff einsetzen. Zwei Personen wurden festgenommen.
Während die Polizei durch die Nachdemo beschäftigt war, besetzte eine Gruppierung verschiedene Häuser in der Stadt Zürich. Sie will damit ein Zeichen gegen Wohnungsnot und Gentrifizierung setzen, wie sie in einer anonymen Mitteilung schreibt.
Ende des Tickers
Damit beenden wir die Berichterstattung über den 1.Mai in Zürich.
Offenbar neun Häuser besetzt
Während die Polizei in der Innenstadt beschäftigt war, hat eine linke Gruppierung laut eigenen Angaben neun Häuser besetzt, wie sie in einer anonymen Mitteilung schreibt. Sie will damit ein Zeichen gegen Wohnungsnot, Immobilien-Spekulationen und Gentrifizierung in der Stadt Zürich setzen. Bei zwei angeblich besetzten Häusern in der Zweier- und Fliederstrasse konnte diese Redaktion jedoch niemanden antreffen. Lediglich Transparente und Flugblätter wiesen auf eine Besetzeraktion hin. Die von der Gruppierung genannte Adresse in der Austrasse ist nicht besetzt, sondern von Mieterinnen und Mietern bewohnt. Gemäss Anwohnern hat die Polizei die Häuser kontrolliert. Die Stadtpolizei bestätigt, dass bei «allen Häusern Abklärungen laufen».
SVP will 1-Mai abschaffen
Die SVP will im Kantonsrat einen Vorstoss einreichen, um den 1. Mai als kantonalen Feiertag abzuschaffen. Das teilte sie am Mittwochabend mit. Sie begründet das mit «den wiederholenden Personen- und Sachschäden». Sie schlägt stattdessen vor, den Sechseläuten-Montag neu als kantonalen Feiertag zu definieren.
Was die Polizei meldete
Um 18 Uhr zieht die Stadtpolizei, die von der Kantonspolizei unterstützt wurde, eine Bilanz. Während der Kontrolle der Personen an der Lang-/Hohlstrasse zeigten sich laut Stapo mehrere Personen unkooperativ und bedrängten die Einsatzkräfte. Diese mussten, um die Situation zu beruhigen, Reizstoff einsetzen.
Mehrere Dutzend Personen wurden kontrolliert, weggewiesen und verzeigt wegen der Teilnahme an einer unbewilligten Demonstration. Bisher wurden sieben Personen für weitere Abklärungen festgenommen und auf eine Polizeiwache gebracht. Die Kontrolle dauert momentan noch an. Zwei Personen wurde in diesem Zusammenhang festgenommen. Verletzt wurde niemand.
Noch eine Handvoll im Kessel
An der Langstrasse ist rund um den Kessel die Stimmung immer noch aufgeheizt. Zwar sind nur noch wenige der anfänglich rund hundert Eingekesselten anwesend. Doch umringen zahlreiche Schaulustige die Szene. Aus dem Kessel sind Böller und Raketen geschossen worden. Die Polizei setzte Tränengas ein. Als sich ein grauer Transportbus mit Sirenengeheul zum Kessel bewegt, stellen sich ihm Aktivistinnen und Aktivisten in den Weg. Das Einsatzfahrzeug setzt zurück.
Hoher Sachschaden in Winterthur
Wie die Stadtpolizei Winterthur mitteilt, ist es in der Winterthurer Innenstadt während dem Demonstrationsumzug zu erheblichen Sachbeschädigungen durch Sprayereien gekommen. Die Schadenhöhe beträgt mehrere Zehntausend Franken.
Der friedliche Umzug wurde durch vermummte Demonstrierende aus der linksautonomen Szene gestört. Es wurden auf der ganzen Route zahleiche grossflächige Sprayereien an Liegenschaften angebraucht und Pyros gezündet.
Die Stadtpolizei Winterthur war mit einem grösseren Aufgebot von Ort und hat eine 22-jährige und eine 26-jährige Schweizerin und einen 23-jährigen Liechtensteiner festgenommen. Sie werden verdächtigt, Sachbeschädigungen begangen zu haben. Während den Verhaftungen kam es zum Einsatz von Reizstoff.
Sie tauchen unter
Noch formieren sich vereinzelte Gruppen und versuchen es nochmals. Die Polizei bleibt an ihnen dran. Und in der Alten Kaserne schlägt man dem Schwarzen Block die Tür vor der Nase zu. Dieser schimpft über die «Verräter» und zieht weiter zu Bäckeranlage, wo Hunderte ein Fest feiern. Die Chaoten ziehen sich um und tauchen in der Menge unter.
Personenkontrollen
Es bewegt sich nicht mehr viel. Demonstrierende machen es sich auf der gesperrten Langstrasse bequem. Und die Polizei verkündet auf der Plattform X, dass sie Personenkontrollen durchführe. Sie bittet das Gebiet Langstrasse zu meiden.
Demonstranten weichen auf Badenerstrasse aus
Die Polizei stellt sich den Chaoten in Vollmontur entgegen. Diese flüchten sich in eine Nebengasse. Es sind im Moment etwa drei Dutzend Personen. Allerdings hat sich jetzt an der Ecke Langstrasse/Kanzleistrasse eine grössere Gruppe versammelt. Sie setzt sich in Richtung Badenerstrasse in Bewegung. Dort kommt es wenig später zu einzelnen Festnahmen.
Polizei reagiert schnell
Der Schwarze Block skandiert in Sprechchören: «Antifaschista», wird aber nach wenigen Metern von der Polizei gestoppt und eingekesselt. Molkenstrasse und Ankerstrasse sind gesperrt, auch die Kanonengasse ist auf Seite Helvetialatz abgeriegelt.
Die Nachdemo hat begonnen
Die ersten Scharmützel haben begonnen. Eine Gruppierung versammelt sich zu einer unbewilligten Nachdemonstration in der Langstrasse. Die Polizei meldet: «Bitte bleibt dieser Demo fern und befolgt die Anweisungen der Einsatzkräfte.»
15:18 Uhr
Die Stapo hat die Langstrasse gesperrt und stellt sich den Demonstrierenden in den Weg. Der harte Kern ist an der Ecke Hohlstrasse eingekesselt.
Langstrasse füllt sich
Während sich das Kanzleiareal leert, bewegen sich immer mehr Menschen in Richtung Langstrasse. In den Seitengassen der Langstrasse halten sich die Einsatzkräfte der Polizei bereit.
Ruhe vor dem Sturm?
Der Helvetiaplatz ist fast menschenleer, ein Helikopter kreist über der Stadt. Um 15 Uhr soll die Nachdemo starten, hiess es im Vorfeld.
Gibt es eine Nachdemo?
Noch ist es ruhig rund ums Kanzleiareal, wo sich in anderen Jahren der Schwarze Block zu einer Nachdemo formierte. Doch die Anspannung steigt. Die Polizei ist mit einem grossen Aufgebot vor Ort und lässt auf einem Einsatzwagen den Schriftzug laufen: «Kundgebung/Nachdemo wird nicht toleriert.»
Läderach-Filiale verschmiert
Auf dem Umzug kam es zu einigen Sachbeschädigungen. Auf eine UBS-Filiale flogen Farbbeutel, ein Geschäft des Chocolatiers Läderach wurde mit Parolen verschmiert. Der Vater des heutigen CEO machte schon mehrfach Schlagzeilen wegen homophober Ansichten.
Gewerkschaft mit Aufmarsch zufrieden
Der Gewerkschaftsbund des Kantons Zürich meldet eine Teilnehmerzahl von 11‘000 Menschen, die friedlich demonstrierend durch Zürich zogen.
Trams verkehren wieder normal
Die VBZ meldet, dass sämtliche Verbindungen in der Innenstadt wieder möglich sind. Alle Tram- und Buslinien können wieder auf den normalen Strecken verkehren.
Die Kundgebung ist zu Ende
Der offizielle Teil der Kundgebung ist zu Ende und die Menschen ziehen weiter aufs Kasernenareal, wo die Feierlichkeiten zum Tag der Arbeit weitergehen. Das auf dem Bild ist übrigens kein Reizgas, sondern lediglich Rauchschwaden vom Grill.
Polizei zieht Zwischenfazit
Die Polizei zieht um 13 Uhr ein erstes, halbwegs positives Fazit. «Die offizielle 1. Mai-Demonstration verlief ohne grössere Zwischenfälle», schreibt die Stadtpolizei in einer Mitteilung. Am Anlass nahmen aber zahlreiche zum Teil vermummte Personen teil, die der linksautonomen Szene zuzuordnen seien.
Aus diesen Kreisen seien wiederholt Böller und Rauchpetarden gezündet worden. Entlang der Umzugsroute kam es zu diversen Sprayereien und an der Bahnhofstrasse wurde durch Steinwürfe eine Schaufensterscheibe beschädigt.
Maja Hess hält engagierte Rede
Jetzt spricht Maja Hess, die Präsidentin von Medico International. Die Ärztin erinnert in ihrer engagierten Rede an die Gesundheitsarbeiterinnen, die oft unter Gefährdung ihres Lebens an Krisenherden und in Kriegen Verletzte und Kranke versorgen. Sie verlangt, dass die Schweiz die Gelder für die palästinensische Hilfsorganisation Unrwa wieder freigibt.
Für sie ist das Grundübel, das zu all diesen Kriegen und Auseinandersetzungen führt, der Kapitalismus. «Wir leben in einer Zeit, in der wir uns das Ende der Welt besser vorstellen können, als das Ende des Kapitalismus», rief sie in die Menge. Um dann mi dem Aufruf zu enden, mit dem sie he Rede auch begonnen hat: «Nur Widerstand kann heilen.»
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