ZoomLebenshof statt Schlachtbank
Der Berliner Fotograf Nikita Teryoshin erzählt in «Animal Escape Plan» die Geschichten von Tieren, die der Massentierhaltung entkommen sind.
Eigentlich sollten Ferdinand, Wolfgang und Halla gar nicht mehr da sein. Ihr Fleisch sollte längst zu Wurst und ihr Fell zu Pelzmänteln verarbeitet sein. Doch Ferdinand, Wolfgang und Halla sind der Massentierhaltung entkommen. Wie viele andere Nutztiere, deren Geschichten Nikita Teryoshin in seinem Bildband «Animal Escape Plan» erzählt.
«Die Tiere sind Opfer, aber ich möchte sie gern als Helden zeigen», sagt der Berliner Fotograf, der 2021 quer durch Deutschland und Österreich gereist ist und verschiedene Lebenshöfe besucht hat. Hier können Tiere, die aus der Massentierhaltung, aus Labors oder aus Pelzzuchtfarmen stammen, ihren Lebensabend verbringen.
So begegnete er etwa Ferdinand, einem Stier, der mit elf Monaten aus der Tötungsgasse eines Schlachthofs in den angrenzenden Wald floh. Zwei Wochen versteckte er sich dort und wurde schliesslich von einem Lebenshof aufgenommen. Oder dem ehemaligen Turnierpferd Cello, das der Turnierstress krank machte. Es brauchte starke Schmerzmittel und litt an Atemwegserkrankungen und einer Immunschwäche. Kurz: Es wurde unnütz und sollte getötet werden. Heute lebt Cello auf einem Hof in Niedersachsen. Weil seine Haut empfindlich auf Sonnenlicht reagiert, trägt er oft einen Umhang, der ihn aussehen lässt wie ein Zebra.
Jedes Jahr werden in Deutschland rund 760 Millionen Landtiere geschlachtet. In der Schweiz sind es laut der Tierrechtsorganisation Peta 55 Millionen Tiere, das sind über eine Million pro Woche. Oder 100 pro Minute.
Nikita Teryoshin begibt sich mit den Tieren auf Augenhöhe, fotografiert nie von oben herab. Er zeigt auf seinen Bildern aber keine Bauernhofidylle, die Dunkelheit erinnert an die Gefahr, der die Tiere entkommen sind.
Und auch eine bittere Erkenntnis bleibt: Allein wären viele unserer Nutztiere gar nicht mehr lebensfähig.
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