Schweres Unglück auf BaustelleDrei Tote nach Einsturz von Baugerüst in Lausanne
Beim teilweisen Einsturz des Gerüsts sind drei Bauarbeiter gestorben – mehrere wurden verletzt. Augenzeugen schildern dramatische Szenen.
Bei einem schweren Unfall auf einer Baustelle im Westen Lausannes haben drei Arbeiter ihr Leben verloren. Acht weitere Personen erlitten Verletzungen, als in Prilly VD ein rund 60 Meter hohes Baugerüst einstürzte.
Am Abend stand die Identität der drei Todesopfer fest. Es handelte sich um drei Arbeiter, einen 43-jährigen Schweizer, einen 35-jährigen Mann von den Kapverden und einen 30-jährigen Franzosen, wie die Waadtländer Kantonspolizei am Freitagnachmittag mitteilte.
Vier Personen wurden beim Unglück schwer verletzt, vier weitere mittelschwer oder leicht. Einer der Schwerverletzten wurde von der Rega mit einem Helikopter ins Universitätsspital nach Genf gebracht. Sechs weitere Personen mussten sich im Universitätsspital in Lausanne behandeln lassen.
Trümmer türmen sich auf Strasse
Geklärt war am Abend auch die Frage nach einem oder zwei Vermissten. Denn gemäss den neusten Angaben der Polizei waren zwei der tödlich Verunglückten zunächst als vermisst gemeldet worden. Auf der Strasse vor dem betroffenen Gebäude türmten sich nach dem Unglück die Trümmer.
Die Meldung von Unfall war am Vormittag um 09.22 Uhr bei der Notrufzentrale eingegangen. Die Arbeiter bauten im Westen Lausannes den «Prilly Phare» – einen insgesamt 19 Stockwerke hohen Wohnturm aus Holz, in dem 96 Wohnungen entstehen sollen. Für das Projekt wird das Einkaufszentrum «Malley Lumières» auf seiner Westseite um 14 Stockwerke erweitert.
Riesige Staubwolke
Eine Angestellte einer Apotheke im Einkaufszentrum berichtete, sie habe einen lauten Krach gehört und eine riesige Staubwolke gesehen. Mehrere Zeugen, unter ihnen Bauarbeiter, sagten der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, ein Lastenaufzug sei in die Tiefe gestürzt und habe das ganze Gerüst auf der Nordseite des Gebäudes mitgerissen.
Die Behörden wollten diese Aussagen zunächst nicht bestätigen. Sie machten zur Ursache und zum genauen Hergang des Unfalls vorerst keine Angaben. Diese seien noch unklar, hiess es. Die zuständige Staatsanwaltschaft eröffnete eine Strafuntersuchung.
Auch gegenüber «24 Heures» äusserten sich Zeugen. Ein junger Mann sagte: «Ich sah, wie sich die Struktur des Gerüsts löste, das dauerte mehrere Sekunden. Dann fielen die oberen Etagen aufeinander.» Er habe einen Mann ins Leere fallen sehen, so der Zeuge.
Eine Passantin sagte aus, dass sie unter dem Gerüst durchgelaufen sei und zwei Bauarbeiter, die am Fusse des Gerüsts gestanden hätten, gegrüsst habe. «Ich setzte meinen Weg fort, dann brach alles zusammen.» Sofort sei sie losgerannt, um Schutz zu suchen. «Ich glaube, diese beiden liegen unter den Trümmern.» Sie habe an den Einsturz des New Yorker World Trade Center vom September 2001 denken müssen. Sie werde nie wieder an einem Gerüst vorbeigehen.
Ein Bauarbeiter sagt zu einem Reporter von «24 Heures», er habe in den letzten Tagen gedacht, das Gerüst wackle. «Aber wir sind hier in der Schweiz und denken, dass es stabil ist.» Er glaubt, der Unfall hängt mit einem Problem mit dem Lastenaufzug zusammen.
Die Strassen rund um die Baustelle, sowie die Zufahrten zu den umliegenden Gebäuden waren am Abend immer noch gesperrt, da weitere Trümmerteile in die Tiefe zu stürzen drohten. Die Polizei ermahnte Neugierige, nicht vor Ort zu kommen.
Schlechtes Wetter
Die Feuerwehr und spezialisierte Unternehmen seien daran, den verbliebenen Teil des Gerüsts zu sichern, schrieb die Polizei in ihrem Communiqué. Die schlechten Wetteraussichten mit drohenden Gewittern erschwerten diese Aufgabe.
Nach dem Einsturz des Gerüsts wurden sowohl das Einkaufszentrum inklusive aller dort befindlichen Büros als auch die nahe Vaudoise-Arena geräumt.
Im Heimstadion des HC Lausanne versorgten Rettungskräfte in der Folge Verletzte. Fachpersonen betreuten zudem rund zwanzig Personen, die zwar körperlich unversehrt geblieben waren, jedoch einen Schock erlitten hatten.
Beim Gebäude «Malley Phare» handelt es sich um den ersten Holzturm in der Romandie. Eigentümerin ist die Suva. Mit einer Höhe von 60 Metern sollte er als architektonisches Wahrzeichen glänzen und Platz für rund 200 Bewohner bieten.
«Die Situation ist tragisch. Wir sprechen den Familien der Opfer unser Mitgefühl aus», sagt eine Sprecherin der SUVA zu «24 Heures». So etwas dürfe nicht passieren. «Für uns, die das ganze Jahr dafür kämpfen, dass so etwas nicht passiert, ist ein solcher Unfall nicht akzeptabel.»
SDA/nag
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