Das Laufen boomt wieder – und wie!57’183 Angemeldete? Das ist mehr als in New York, Berlin und Paris
Die Escalade in Genf ist der grösste Laufevent der Schweiz und sprengt alle Rekorde. Doch der Laufherbst war allgemein ein goldiger.
Genf läuft. Genf läuft sogar wie geschmiert und ist an diesem Wochenende zweifellos die aktivste Stadt der Schweiz. Die Strassen sind am Samstag und am Sonntag zu schmal für das, was sie eigentlich müssten schlucken können: Nach 57’183 Anmeldungen für die 46. Escalade hat OK-Präsident Jerry Maspoli mit seinen Leuten erstmals und schweren Herzens entschieden: Guichet fermé! Ausgebucht, mehr geht nicht, Sicherheit und Komfort der Läuferinnen und Läufer müssen gewährleistet bleiben.
Der Traditionslauf ist mit dieser Flut an Teilnehmerinnen und Teilnehmern in jedem Alter der grösste Laufevent der Schweiz (und das seit Jahren), der gleichzeitig zwei Fussballstadien wie Bern und Genf füllen könnte. Die Escalade bewegt sich nun aber auch in Sphären wie New York, Berlin und Paris und überflügelt diese gar. Die drei Millionenmetropolen überboten sich in diesem Sommer mit rund 55’000 Finishern an ihren Marathons.
Der grausige Rückschlag der Pandemie ist verkraftet
Klar, der Vergleich ist ein wenig holzschnittartig dargestellt: Der Genfer Anlass ist ein Volksfest, an dem auch gelaufen wird, dauert zwei Tage und bietet Dutzende Kategorien an, während in diesen Grossstädten ausschliesslich Marathon gelaufen wird. Doch: Die Prestige-Events strahlen im Gegensatz zu Genf in die ganze Welt hinaus und ziehen Läuferinnen und Läufer aus einer dreistelligen Zahl von Ländern an.
Die Escalade ist ein Phänomen, Maspoli bezeichnet die Laufbegeisterung als eine «verrückte». Aber nicht nur Genf verzeichnet in diesem Laufherbst einen Ausreisser nach oben. Wenn nicht alles massiv täuscht, hat sich die Szene vom grausigen Rückschlag der Pandemie erholt, als die Veranstaltungen abgesagt oder in alternativen Formen ausgetragen werden mussten – Hauptsache, keine Massen.
Vier Jahre danach erlebt die Schweiz einen Laufboom, der in diesem Herbst nicht nur die grossen Events erfasst hat. Der Greifenseelauf in Uster verzeichnete erstmals wieder über 13’000 Anmeldungen und knüpfte an Vor-Pandemie-Zahlen an, der Swisscity-Marathon in Luzern war mit gleicher Anzahl vorzeitig ausgebucht, der Hallwilerseelauf registrierte beim 50-Jahr-Jubiläum knapp 10’000 und war ebenfalls ausverkauft. Auch einen Rekord gab es bei Murten–Freiburg mit knapp 16’000 Gemeldeten, und der Zürcher Silvesterlauf erwartet am kommenden Sonntag gar 20’000. Die Gründe für den Aufschwung liegen auch in einem teilweise neuen Angebot von Läufen: Mixed-Kategorien, Kinderrennen, Trail-Alternativen und reine Fun-Veranstaltungen wie vor einer Woche der Santarun in Bern.
Doch fast überall ist auch die Elite zugegen und veredelt die Veranstaltung. In Genf fordert am Sonntag Tadesse Abraham (42) als Einheimischer ein letztes Mal seine jüngeren Jäger: den ebenfalls Einheimischen Julien Wanders, aber auch 10’000-Meter-Europameister Dominic Lobalu und Matthias Kyburz, der mit ihm den Olympiamarathon in Paris bestritten hat. Es ist auch an der Spitze sehr viel Breite.
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