Lärmbelästigung auf dem SchiffFahrgäste telefonieren und jodeln, bis die Crew einschreitet
Wenn eine Passagierin auf dem Kursschiff telefoniert und ein anderer jodelt, kommt es meist nicht gut. Protokoll einer anstrengenden Schifffahrt von Wädenswil nach Stäfa.

Die Fahrt mit dem öffentlichen Verkehr birgt einigen Konfliktstoff. Dies ist offenbar nicht nur im Zug so, sondern auch auf dem Schiff. Auch dort gehen sich zuweilen Passagiere mächtig auf die Nerven, wie kürzlich eine Überfahrt mit der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) von Wädenswil nach Stäfa zeigte.
Dort begann plötzlich ein Herr ohne Vorwarnung lauthals zu jodeln, sodass mehrere Fahrgäste erschrocken aufblickten. Denn die – sagen wir: nicht ganz perfekt getroffenen – Töne zerrissen einem fast das Trommelfell. «Hach, ist Schweizer Musik schön!», schrie der Mann danach mitten ins Foyer des Schiffs, sodass man sich kurz fragte, ob da einer komplett den Verstand verloren haben könnte.
Schnell stellte sich aber heraus, dass der Jodler nicht seine Mitpassagiere unterhalten wollte, sondern dass sich seine Juchzer gegen eine Frau richteten, die seiner Meinung nach zu laut telefonierte. Als diese wiederum gegen seine akustischen Signale protestierte, rieb er ihr unter die Nase, er habe es satt, im öffentlichen Verkehr ständig Telefongespräche anderer Menschen mithören zu müssen. «Sie reden am Telefon viel lauter als sonst und merken es nicht einmal», sagte er.
Zum Glück gibts zwei Schiffsteile
Die Angesprochene wollte dies nicht einsehen, und ohne das Telefonat zu unterbrechen, entgegnete sie dem Mann: «Na und? Sie unterhalten sich ja auch gerade mit Ihrer Frau!» Und überhaupt, es gebe eben berufstätige Menschen, die unterwegs telefonieren müssten – was wohl ein Seitenhieb gegen den Jodler und dessen Frau war, die mit Wanderstöcken und E-Trottinett unterwegs waren.
Der Streit schaukelte sich unter den Augen der übrigen Passagiere und während des parallel dazu weitergeführten Telefongesprächs derart auf, dass die ZSG-Besatzung eingreifen und die Streithähne separieren musste. Widerwillig begab sich schliesslich die noch immer telefonierende Frau wie vom Matrosen aufgefordert in den hinteren Schiffsteil, während der Jodelfreund im Bug blieb.
Die arbeitende Bevölkerung im Heck und die Freizeitler im vorderen Schiffsteil – ist das womöglich die Lösung für solche Konflikte? Und was ist an Bord eigentlich erlaubt? Telefonieren? Jodeln? Wie still muss man sich überhaupt verhalten? Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, während ich stumm ans andere Seeufer übersetzte. Die Versuchung wäre gross gewesen, etwas gegen die plötzlich eingekehrte peinliche Stille zu unternehmen und auf dem Telefon ein bisschen Jodelmusik abzuspielen, aber das liess ich vorsichtshalber sein.
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