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Kryptobörse FTX vor dem Kollaps
Betroffener aus der Schweiz: «Ich war zwei Stunden zu spät»

Der Kurs der ältesten Kryptowährung Bitcoin fiel nach den Turbulenzen um FTX auf ein Zweijahrestief.
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Das voraussichtliche Ende der Kryptobörse FTX sorgt auch in der Schweizer Szene für Katerstimmung. «FTX hatte eigentlich einen guten Ruf, die Turbulenzen kommen deshalb überraschend», sagt Patrick Heusser, Chef der Crypto Finance (Brokerage) AG in Zürich.

Nicht nur hatte die Plattform in den vergangenen Finanzierungsrunden 400 Millionen Dollar erhalten; der Firmenwert stieg zuletzt auf 32 Milliarden Dollar. Prominente Anleger wie das ehemalige Topmodel Gisele Bündchen und American-Football-Legende Tom Brady gehören zu prominenten Investoren.

«FTX ist eine unregulierte Kryptobörse mit hohem Glamourfaktor», sagt Heusser. «Ich gehe deshalb davon aus, dass auch Schweizerinnen und Schweizer dort ein Konto haben.»

Ein Betroffener erzählt gegenüber der Redaktion Tamedia, dass er nur noch Teile seines Vermögens abziehen konnte. «Ich war zwei Stunden zu spät; das ist schwer zu verdauen», sagt der Anleger, der anonym bleiben möchte und auch keine Angaben zur Höhe seines Verlustes macht.

Überrascht habe ihn vor allem die Geschwindigkeit, mit der FTX zusammengebrochen sei. «FTX ist ja nicht die erste Krise im Umfeld von Kryptowährungen. Aber von allen hat sie sich am schnellsten entfaltet», sagt der Anleger.

FTX-Nutzer stehen nun vor einem Fiasko. Denn was mit den auf FTX gehaltenen virtuellen Münzen und Geldern passiert, bleibt vorerst unklar. FTX hat Ein- und Auszahlungen gestoppt. Nutzer können ihre Anlagen also aktuell weder verkaufen noch von der Börse abziehen. Im schlimmsten Fall droht ein Totalverlust.

Diese ungemütliche Ausgangslage ruft nun sogenannte «bargain hunters» auf den Plan – zu Deutsch: Schnäppchenjäger. Sie bieten an, Handelskonti von FTX zu übernehmen. Der Verkäufer übergibt seine Zugangsdaten und erhält dafür einen im Voraus ausgemachten Betrag. Allerdings wird diese Summe etwa 70 bis 80 Prozent tiefer sein als der ursprüngliche Kontostand.

Schnäppchenjäger wittern ein Geschäft

Die «bargain hunters» spielen mit der Möglichkeit, dass FTX doch noch zahlungsfähig ist und sie zu einem späteren Zeitpunkt auf die Konten zugreifen können. In diesem Fall können sie die dort verwahrten virtuellen Münzen und Beträge gewinnbringend zu Geld machen.

Anleger von Kryptowährungen sind untereinander gut vernetzt, in der Regel über einschlägige Onlineforen und Chatgruppen. Auf diese Weise gelangen die Schnäppchenjäger an Investoren, die sie in Krisenzeiten kontaktieren können. Der betroffene Anleger aus der Schweiz bestätigt, bereits Angebote von Schnäppchenjägern erhalten zu haben.

Doch was können Betroffene überhaupt tun, um an ihr Geld zu kommen? «Auch wenn im Moment vieles auf eine Insolvenz von FTX hinweist, gilt es zunächst die weiteren Entwicklungen abzuwarten. Sollten sich die Gerüchte bestätigen, besteht die einzige Möglichkeit darin, die Forderungen in einem möglichen Konkursverfahren einzureichen», sagt Michael Kunz. Er ist Experte für Blockchain-Technologie und ab Januar 2023 Partner bei der Zürcher Anwaltskanzlei MME, die sich auf rechtliche Fragen auf diesem Gebiet spezialisiert hat.

«Für die meisten Anleger ist das Geld verloren»

Weil sich der Hauptsitz von FTX jedoch auf den Bahamas befinde, dürfte der Aufwand dafür zu gross sein. «Für die meisten Anleger ist das Geld wohl verloren», sagt Kunz. Das Problem sei aber nicht die Blockchain-Technologie an sich, sondern menschliches Versagen beim Anbieter.

«Zentrale Kryptobörsen in Offshore-Finanzplätzen sind oftmals unzureichend beaufsichtigt. Der daraus resultierende Mangel an Transparenz und die erhöhte Risikobereitschaft der Betreiber führen immer wieder zu Fehlentscheiden und Krisen», erklärt Kunz.

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Ein milliardenschwerer Rettungsversuch für FTX durch den Konkurrenten Binance scheiterte am Mittwochabend. Binance mit Sitz auf den Cayman-Inseln zog sich nach einer vertieften Prüfung der FTX-Bücher, Medienberichten zu Fehlverhalten beim Umgang mit Kundengeldern und angeblichen Ermittlungen von US-Behörden zurück. Diese Gründe für den Rückzieher nannte das Unternehmen jedenfalls auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Für Branchenkenner kommt diese Entwicklung wenig überraschend. Binance dürfte es einzig darum gegangen sein, einen vertieften Einblick in die Finanzen des Mitbewerbers zu erhaschen, sagen sie.

Der Kurs der ältesten Kryptowährung Bitcoin reagierte mit weiteren Verlusten auf den gescheiterten Deal und notierte am Donnerstagmorgen kurzzeitig bei 15’500 Dollar. So tief fiel der Bitcoin zuletzt im Oktober 2020.

Am Nachmittag lag der Kurs wieder etwas höher. Händler gehen davon aus, dass die Anziehungskraft des Bitcoin nach wie vor gross ist. Der tiefe Kurs habe Anleger dazu bewegt, in die Sehnsuchtswährung Bitcoin zu investieren.