Abgang am UnispitalKritisierter Spitzenmediziner verlässt das Zürcher Unispital
Der in die Kritik geratene Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Martin Rücker, hat gekündigt. Er überwies Klinikpatienten an seine private Praxis.
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Martin Rücker verlässt das Unispital per Ende Jahr auf eigenen Wunsch, wie das Spital am Donnerstag mitteilte. Rücker war einer der drei Spitzenmediziner, die in den vergangenen Wochen wegen ihrer Methoden in die Schlagzeilen geraten waren.
Der Chirurg soll systematisch Patientinnen und Patienten zur Behandlung an seine private Praxis überwiesen haben. Das Universitätsspital Zürich (USZ) vereinbarte mit ihm daraufhin, dass er nur noch am USZ Patienten behandeln darf.
Bereits zu einem früheren Zeitpunkt gekündigt hat der Klinikdirektor für Gynäkologie, Daniel Fink. Laut Operationsplänen schaffte er es offenbar, bis zu drei Frauen gleichzeitig zu operieren. Das USZ kündigte hierzu eine Untersuchung an.
Implantate von eigener Firma verwendet
Eine Untersuchung führt das USZ zurzeit auch wegen des Direktors der Klinik für Herzchirurgie, Francesco Maisano. Ihm wird vorgeworfen, Implantate von Firmen verwendet zu haben, an denen er selber beteiligt ist, und diese Interessenkonflikte nicht transparent gemacht zu haben.
Zudem soll er Publikationen über den Einsatz neuartiger Implantate geschönt und der Zulassungsbehörde Swissmedic irreführende Angaben gemacht haben. In Fachartikeln habe er ausserdem verschwiegen, dass eine Patientin während der Operation wiederbelebt werden musste. Maisano bleibt beurlaubt, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind. Ob er ans USZ zurückkehrt, ist somit noch unklar. Paul Vogt übernimmt interimistisch die Leitung der Klinik für Herzchirurgie. Stellvertretender Klinikdirektor ist bereits seit Anfang Juni Peter Matt. Beide sind nach Angaben der USZ erfahrene Herzchirurgen.
Politiker empört
Die Arbeitsmethoden der drei kritisierten Mediziner riefen auch die Zürcher Politik auf den Plan. SP, Grüne und EVP kritisierten mit deutlichen Worten die Missstände am USZ.
«Diese Professoren verletzten Standesregeln, wissenschaftliche Prinzipien und sogar Gesetze. Sie tun es, um finanziell zu profitieren. Sie tun dies zulasten der Öffentlichkeit, der Krankenkasse, der Steuer- und der Prämienzahlenden», schrieben sie in einer gemeinsamen Mitteilung.
Die Parteien orten ein «Systemversagen». Keine der vielen Aufsichtsebenen habe den «egoistischen Spitzenmedizinern» ernsthaften Widerstand entgegengesetzt. Alle hätten versagt, von der Spitalleitung über den Spitalrat und den Unirat, die Gesundheits- und die Bildungsdirektion bis hin zum Kantonsrat selber.
SDA
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