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Firmenchef und VR-Präsident
Kritik an Doppelmandat von Spuhler bei Stadler Rail

Er ist derzeit Firmenchef und VR-Präsident in einem: Peter Spuhler. 
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Mitten in der Corona-Krise kommt es bei Stadler Rail zum Knall: Patron Peter Spuhler trennt sich von seinem Konzernchef Thomas Ahlburg und übernimmt den Posten wieder selbst (lesen Sie den Kommentar zu Stadler Rail). Damit vereint er zwei Posten in einer Person: Firmenchef und Verwaltungsratspräsident. Und das soll vorerst so bleiben, kündigt Spuhler bei der Präsentation der Halbjahreszahlen seiner Firma an. «Ich bin zurzeit nicht auf der Suche nach einem Nachfolger», sagt er. Zunächst wolle er Ruhe in das Unternehmen bringen.

Doch mit der Doppelrolle zieht der Unternehmer die Kritik von Corporate-Governance-Experten auf sich. Sie bemängeln, dass damit eine wirksame Kontrolle nicht möglich ist und Spuhler zu viel Macht auf sich vereint.

«Es empfiehlt sich, dass Stadler Rail spätestens im kommenden Frühling zur Generalversammlung hin einen Lösungsansatz präsentieren kann.»

Silvan Felder, Inhaber Verwaltungsrat Management AG

Zwar ist es üblich, dass bei abrupten Abgängen von Firmenchefs kurzfristig eine Person aus dem Verwaltungsrat einspringt. Das ändere aber nichts daran, dass es grundsätzlich wünschenswert ist, die beiden Positionen zu entflechten und so ein Vieraugenprinzip einzuführen, sagt Silvan Felder, Inhaber der auf Corporate Governance spezialisierten Verwaltungsrat Management AG in Luzern. Spuhler sei daher gut beraten, mittelfristig einen Nachfolger für einen der beiden Posten zu finden. «Es empfiehlt sich, dass Stadler Rail spätestens im kommenden Frühling zur Generalversammlung hin einen Lösungsansatz in Sachen Governance präsentieren kann», sagt Felder. Ansonsten biete Spuhler eine ständige Angriffsfläche.

Auch der Stimmrechtsberater Ethos findet die Vermischung der beiden Posten problematisch, wie Ethos-Direktor Vincent Kaufmann sagt. «Wir könnten das für eine vorübergehende Zeit akzeptieren, wenn es wirklich eine Suche für einen Nachfolger als CEO gibt.» Stadler Rail müsse Schritte setzen, um eine wirksame Aufsicht zu etablieren.

Bekommt Spuhler einen Aufpasser?

Möglich wäre das etwa über einen sogenannten Lead Independent Director. «Das ist eine Person aus dem Verwaltungsrat, die mit Sondervollmachten ausgestattet wird und dem Präsident und CEO funktionsbedingt direkt Paroli bieten darf, quasi eine zusätzliche Kontrollinstanz», erläutert Felder. Eine solche Funktion gab es in der Vergangenheit bei vielen Firmen mit Doppelmandaten wie einst bei Novartis oder ABB. Aktuell hat etwa der Energiekonzern Alpiq einen Lead Director, der dem Verwaltungsratspräsidenten und Interims-CEO Jens Alder auf die Finger schaut.

Doch es gebe auch andere, ganz praktische Gründe, warum ein Doppelmandat problematisch sei, sagt Felder. Sollte die Schlüsselperson plötzlich ausfallen, stehe das Unternehmen vor grossen Problemen. «Wichtig ist auch eine Selbsterkenntnis, die dazu führt, dass sich eine Person nicht als unersetzbar einstuft.»

Spuhler ist auch grösster Aktionär

Allerdings gibt es einen wichtigen Punkt, der Spuhler von diversen anderen Managern in Doppelfunktionen unterscheidet: Er ist selbst grösster Aktionär an seiner Firma: Nach dem Börsengang 2019 hält er noch gut 40 Prozent. «Besser ein Miteigentümer als ein Manager», sagt Felder. Denn während ein Manager kein gleichartiges Risiko trage, wirkten sich bei Spuhler alle seine Entscheidungen auch unmittelbar auf sein persönliches Vermögen aus.

Ethos-Direktor Kaufmann hingegen findet die Machtkonzentration durch die Beteiligung problematisch. «Stadler Rail ist jetzt ein kotiertes Unternehmen, keine Privatfirma mehr. Es gibt jetzt andere Aktionäre wie Pensionskassen, die Situation hat sich verändert», sagt er. Im Vergleich zu diesen anderen Aktionären habe Spuhler viel Gewicht.

Wann sich Spuhler auf die Suche nach einem Nachfolger als CEO machen will, blieb zunächst offen. «Ich werde bei Gelegenheit diese Suche zusammen mit den entsprechenden Gremien im Verwaltungsrat lancieren. Aber zurzeit läuft noch nichts», sagte er vergangene Woche. Darüber hinaus gebe es zu dem Thema keine Neuigkeiten, erklärt ein Stadler-Rail-Sprecher. «Sobald es etwas Neues zu berichten gibt, werden wir das selbstverständlich melden.»