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Meinung

Kommentar zur Kriminalstatistik
Wir dürfen uns das Sicherheitsgefühl nicht zerstören lassen

Thief stealing bicycle
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In den frühen 90er-Jahren wurde bei uns zu Hause eingebrochen. Wir Kinder schliefen. Unser Vater, der eben von einer Spätschicht nach Hause gekommen war, erwischte kurz vor Mitternacht einen Mann, der sich hinter einem Sofa versteckt hatte. Und ihn nun mit einer Pistole bedrohte, um dann sogleich davonzurennen.

Am nächsten Morgen realisierten wir: Eine Haustür war geknackt, der Beschlag aufgebogen. Den Zylinder fanden wir auf einer Holzbeige. Der Vorfall führte dazu, dass wir die Schlösser auswechselten, fortan alle Türen abschlossen – und einen Hund anschafften.

Die Eltern schliefen trotzdem eine Zeit lang schlecht. Ihr Sicherheitsgefühl war zerstört worden.

Wenn man heute dem obersten Schweizer Polizeikommandanten zuhört, scheint 30 Jahre später an verschiedenen Orten im Land Ähnliches im Gang zu sein. Das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung verschlechtere sich, sagt Mark Burkhard. Bei der Analyse der aktuellen Kriminalitätsstatistik sticht ins Auge, dass Diebstähle zunehmen. Ebenso Internetbetrügereien. Und Gewaltdelikte.

Solche Nachrichten sind Gift für das individuelle Sicherheitsgefühl. Vor allem, wenn sie sich mit persönlichen Erfahrungen verbinden, im Freundeskreis, in der Familie, in der Nachbarschaft.

Gleichzeitig müssen wir lernen, besser mit solchen Phänomenen umzugehen. Dazu gehört, dass man der Polizei die Mittel in die Hand gibt, Einbruchs- oder Diebesbanden zu verfolgen, die in Windeseile ins Land einreisen und gleich wieder verschwinden. Es kann nicht sein, dass die Strafverfolgung an IT-Schnittstellen zwischen Kantonen scheitert. Dass die Ermittler dafür jede Menge Daten aus vielen Quellen verarbeiten, gehört dazu – solange vorher eine breite Debatte darüber stattgefunden hat, was genau die Polizei unter welchen Bedingungen tun darf. Und was nicht.

Zum Umgang mit der Kriminalität gehört auch, dass man sich mit mutmasslichen Tätergruppen auseinandersetzt, bevor man «Alle ausschaffen!» brüllt. Und, so banal es klingt: Man kann selber viel tun, um sich zu schützen. Auto abschliessen, ein Veloschloss kaufen, Wohnungs- oder Haustür nicht offen lassen.

Vor allem aber dürfen wir uns das Sicherheitsgefühl nicht zerstören lassen. Auch das zeigt die Kriminalstatistik nämlich – im Umkehrschluss: Nur ein minimer Anteil der Menschen im Land begeht Straftaten. Wir reden von 90’000 Beschuldigten bei rund 9 Millionen Menschen.

Selbst wenn einmal ein E-Bike aus dem Keller verschwindet oder eines Morgens eine Seitenscheibe des eigenen Autos eingeschlagen ist: Die Schweiz ist ein sicheres Land, sicherer als die meisten. Und fast alle Menschen sind einem wohlgesinnt, wenn man ihnen auf der Strasse begegnet.