Krieg in GazaIsrael bereitet sich auf die Zerstörung der Hamas-Tunnel vor
Die israelische Armee intensiviert die Angriffe in Gaza. Sie will die Hamas-Kämpfer an die Oberfläche zwingen.
Die israelische Armee geht bei ihrer Bodenoffensive mit aller Härte vor. Bei massiven Bombardements seien bis Montag innerhalb von 24 Stunden 450 Ziele aus der Luft, von Land und von See aus angegriffen worden, sagte die Armee der Nachrichtenagentur Reuters. Die von der Hamas kontrollierten palästinensischen Gesundheitsbehörden sprachen von Dutzenden Toten allein bei diesen Angriffen. Israel wiederum will bei den jüngsten Attacken einen Militärstützpunkt der Hamas-Miliz zerstört und wichtige Kommandanten der Terrorgruppe getötet haben.
Die israelische Armee wandte sich noch einmal an die palästinensische Bevölkerung. Über SMS, Flugblätter und den Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) wurden die Menschen zur Flucht aufgefordert. Es wurden Strecken benannt, die für einen bestimmten Zeitraum nicht beschossen würden. Offen ist, ob die Palästinenser diesen Zusicherungen trauen und ob die Hamas-Kämpfer die Bewohner gehen lassen. Den militanten Islamisten wird seit Kriegsbeginn vorgeworfen, Zivilisten an der Flucht zu hindern, um sie als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
Israelische Medien erklären das militärische Kalkül so: Der Ring um Gaza-Stadt werde immer enger werden. Dann müsse die in der Stadt vermutete Hauptmacht der Hamas-Kämpfer aus den unterirdischen Schächten an die Oberfläche kommen und sich der israelischen Armee zum Kampf stellen. Andernfalls würden sie in den Tunneln sterben, wenn die Anlagen gesprengt oder geflutet würden.
Waffenlager unterhalb von Spitälern?
Israel wirft der Hamas vor, sogar unter Kliniken Kommandozentralen und Waffenlager zu unterhalten. Besonders häufig wird dies vom wichtigsten Klinikum im Gazastreifen behauptet, dem Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt. Angeblich befinden sich unter dem ausgedehnten Komplex eine Hamas-Kommandozentrale, Waffenlager und Wohnräume für die Hamas-Führer.
Dem steht eine Instagram-Erklärung des norwegischen Mediziners Mads Gilbert gegenüber. Der umstrittene linke Politiker und Aktivist hat in den letzten 16 Jahren immer wieder im Shifa-Hospital gearbeitet. Er hat nun erklärt, er habe stets «freien Zugang zum gesamten Hospital» gehabt und ungehindert «fotografiert und gefilmt». Er habe in diesen 16 Jahren keine einzige Militäreinrichtung gesehen. In all diesen Jahren habe die israelische Regierung stets dieselben Vorwürfe erhoben, ohne Beweise vorzulegen.
Tunnel in 80 Meter Tiefe
Das Tunnelsystem und alle anderen Bunkeranlagen und Waffenfabriken unter Gaza-Stadt und in anderen Teilen des Küstengebiets zu zerstören, ist Voraussetzung dafür, die Hamas militärisch und politisch zu vernichten, wie Israel es nach den Massakern vom 7. Oktober angekündigt hat. Die zu einem grossen Teil ausbetonierten Tunnel sollen eine Gesamtlänge von 300 bis 500 Kilometern haben und teils in bis zu 80 Meter Tiefe liegen.
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