Kommentar zu teuren KrebstherapienMilliarden-Einnahmen haben Roche letztlich geschadet
Über Jahrzehnte lief die Forschung bei Roche ineffizient. Bezahlt dafür haben im Endeffekt die Krankenversicherten.
Die Forschung bei Roche hat seit über zwei Jahrzehnten kaum neue Medikamente hervorgebracht. Der Basler Pharmakonzern schaffte es in den Jahren zwischen 2001 und 2020 lediglich, neunzehn selbst erforschte neue Wirkstoffe auf den Markt zu bringen, deren Umsatz die Forschungskosten nicht einspielten. Novartis dagegen schaffte das deutlich.
Die Forschungsausgaben von Roche zu den höchsten der Welt – in dem betreffenden Zeitraum betrugen sie über 140 Milliarden Franken. Aber sie rentieren sich nicht.
Aufgefallen ist die Unproduktivität bei Roche nicht. Denn der Konzern konnte sich auf seine von Genentech übernommenen Mega-Bestseller verlassen. Die drei Krebsantikörper Avastin, Herceptin und Rituxan (alle zusammen bei Roche kurz AHR genannt) spülten bis zu ihrem Patentablauf über 300 Milliarden Franken in die Kassen. Als Letztes hatte Avastin 2022 in Europa seinen Patentschutz verloren.
Das heisst: Finanziert wurden die Ineffizienzen bei Roche durch die immens hohen Medikamentenpreise. Also letztlich durch die Krankenkassen und ihre Prämienzahlerinnen und Prämienzahler.
An der Börse ist Roche im Keller
Seine höchst profitablen drei Krebstherapien hatte Roche eben nicht selbst erforscht, an sie war er durch die vollständige Übernahme der US-Biotechfirma Genentech gekommen. Was man den Baslern zugestehen muss: Sie hatten das Potenzial der Wirkstoffe immerhin erkannt und die klinischen Versuche selbst nach anfänglichen Misserfolgen weitergeführt.
Die Corona-Pandemie und Roches Erfolg bei Covid-Tests und Medikamenten verlängerten die Zeitspanne noch einmal, in der Roche mit seinen Forschungsflops nicht auffiel.
Nun aber ist die Lage ernst: Nicht nur die Forschung von Roche, sondern inzwischen auch diejenige von Genentech bringt kaum noch neue Therapien hervor. An der Börse ist Roche im Keller, und der neue Konzernchef Thomas Schinecker steht unter Druck.
Wie der Konzern die Wende schafft, bleibt abzuwarten. Was man aber sagen kann: Die Milliardeneinnahmen mit den Genentech-Medikamenten haben dem Konzern letztlich geschadet. Sie haben ihn träge gemacht.
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